Kommt das Einkaufszentrum noch? Das Backsteingebäude droht zum Denkmal einer unendlichen Geschichte der Stadtplanung zu werden. Foto: Hopp

Investor will erst zum Jahresende entscheiden, ob das Einkaufszentrum überhaupt gebaut wird.

Horb - Startet jetzt wieder ein schon einmal erlebtes Kapitel der unendlichen Geschichte um das Einkaufszentrum Horb? Der Investor deutet jetzt eine Ausstiegs-Option an. Droht bei dem Projekt gewissermaßen der "HORexit", wie es Jürgen Poppitz ausdrückt?

Hans-Jürgen Birk, Geschäftsführer des Einkaufszentrum-Investor Activ Group, lässt sich in der Neckar Chronik wie folgt zitieren: "Wir versuchen, im Frühjahr mit dem Bau zu beginnen." Ob das Konzept des Einkaufszentrums überhaupt funktioniert und ein Bauantrag eingereicht wird, will die Activ-Group um die Jahreswende entscheiden, sagt Birk: "Irgendwann ist auch bei uns eine Deadline. Sonst verlieren wir unsere Ankermieter."

Die Folge: Die Gemeinderäte, die am Dienstag entscheiden sollen, ob es diverse Änderungen an dem geplanten Bau geben soll, sind verunsichert.

OGL-Fraktionschef Markus Pagel, sagt spontan: "Ich finde schon heftig, was wir am Dienstag alles durchwinken sollen. Die Hoffnung auf das Einkaufszentrum schwindet mehr und mehr. Das höre ich auch von vielen Bürgern."

Auch Thomas Mattes, Fraktionschef der SPD, zeigt sich verunsichert: "Über diese Ausführungen des Investors bin ich überrascht. Ich finde es schlüssig, dass er prüft, ob es die Möglichkeit gibt, ein Kino im Einkaufszentrum zu etablieren. Eigentlich bin ich zuversichtlich, weil ich davon ausgehen, dass er das Erdgeschoss und das 1. Obergeschoss unter Dach und Fach hat. Aber über diese Äußerungen, dass die Activ Group erst zum Jahreswechsel entscheiden will, ob das Einkaufszentrum kommt, bin ich verwundert. Da muss er sich im Gemeinderat erklären."

Fakt ist: Bisher hatten Birk und die Stadtverwaltung immer den Eindruck erweckt, die abgespeckte Planung mit Ankermietern wie Drogerie Müller, Vögele, Rewe, mister + lady Jeans und anderen hat gute Chancen, und bei Zustimmung startet der Bau ab Herbst.

Dann kamen die ersten Zweifel auf, als Jan Zeitler auf Nachfrage von Jürgen Poppitz im Gemeinderat Ende Juni bekannt gab, dass "entgegen der ursprünglichen Absicht der Ansiedlungsvertrag nicht im Juni abgeschlossen werden konnte. Seitens der Activ-Group gibt es Überlegungen, die Obergeschosse der veränderten Nachfrage anzupassen."

In den Unterlagen für die Gemeinderatsitzung am nächsten Dienstag schreibt das Rathaus, was damit gemeint ist: "Konzeptionen mit großflächiger Gastronomie und einem Fitnesszentrum erscheinen Activ aktuell nicht umsetzbar."

Dabei hatten Investor und das Rathaus offenbar schon eine Brauerei gewinnen können, die bereit gewesen wäre, im Obergeschoss auf 700 Quadratmeter eine Erlebnisgastronomie zu planen. Offenbar wurde aber kein Pächter gefunden.

Dafür wird jetzt aber versucht, in den Obergeschossen eventuell ein Kino anzusiedeln. In den Planunterlagen wird dabei von vier Sälen ausgegangen. In der Drucksache heißt es: "Da aus Sicht der Stadtentwicklung zur Stärkung des Standortes die Ansiedlung eines Kinos sehr wünschenswert wäre, wurde Activ (..) ermutigt, in dieser Richtung konzeptionell weiterzudenken."

Der Investor gibt sich zurückhaltend, ob ein Kino klappen könnte. Das sei nur "ein Versuch einer Projektentwicklung", hatte er bereits gesagt.

FD/FW-Gemeinderat Jürgen Poppitz: "Ein Kino wäre der absolute Bringer. Wenn der Investor aber nicht zu Potte kommt, muss ein HORexit her. Entweder von der Stadt oder vom Investor."

Sein Fraktionskollege Daniel Wochner hat einen ähnlichen Eindruck: "Mich erinnert vieles an die Griechenland-Krise. Mal vorwärts, mal rückwärts, und ein Vertrauensproblem entsteht. Wir brauchen Lösungen und keine Hinhaltetaktik."

OB Peter Rosenberger sieht für einen "HORexit" keinen Grund. Das Stadtoberhaupt: "Das Einkaufszentrum kommt garantiert. Ich bin da sehr optimistisch. Was in einer Zeitung zitiert wird, ist für mich erst einmal nicht so relevant. Wichtig ist, was der Investor zu uns sagt. Ich bin mir sicher, dass wir mit Activ die entscheidenden Schritte machen können."

Und der, so Rosenberger, steht gegenüber der Stadt weiterhin zu seinem Projekt.

Die von Birk genannte Entscheidungsfrist Ende des Jahres sieht Rosenberger so: "Es gibt die unterschriebenen Verträge der Ankermieter. Die gelten, wenn das Einkaufszentrum bis Ende 2017 steht. Daraus ergibt sich ein Baubeginn, der spätestens im Frühjahr 2016 sein sollte."

Der Diskussion im Gemeinderat über die Planänderungen – vier Varianten für ein mögliches Einkaufszentrum – sieht Rosenberger gelassen entgegen: "Es wird auf Fitness verzichtet. Das dürfte einigen entgegenkommen, die dabei Bauchschmerzen hatten. Auch ein Kino ist zumindest möglich – das wurde immer wieder gefordert. In den jetzt abzustimmenden vier Varianten sehe ich deshalb eine Verbesserung der Optionen."

Fakt sei, so Rosenberger, dass der Notartermin im August schon fix sei.

Soll Birks Ausstiegsoption die Stadt unter Druck setzen, um noch einmal günstigere Konditionen zu bekommen?

Rosenberger: "Nein. Am Inhalt der Vereinbarungen und am Kaufpreis wird nicht gefeilscht. Das ist fix."