In Rottenburg fährt Archäologin Julia Hopf mit ihrem Team das Römer-Motto. In Horb könnten es die Ritter werden. Foto: Hopp

Stocherkahn: Rottenburger Römerkahn expandiert. Neues Konzept orientiert sich an der Horber Geschichte.

Horb - Das war bisher die Crux mit den Stocherkähnen am alten Freibad: Willst du fahren, ist keiner da. Das soll sich jetzt ändern. "Römerin" Julia Hopf will den Neckar nun auch in Horb erobern.

Das Stadtmarketing hat mit Julia Hopf und Elke Ursinus aus Rottenburg einen Vertrag abgeschlossen. Die beiden Frauen vom Römerkahn in Rottenburg werden jetzt auch den Stocherkahnverleih in Horb übernehmen. Hopf: "Wir waren in Horb, um alte Stocherkähne zu finden, die wir für unseren Bootsverleih in Rottenburg aufarbeiten können. Wir fanden nicht nur einen Kahn, sondern auch ein Problem: Wir haben erfahren, dass Horb mit dem bisherigen Betreiber unzufrieden war, weil das versprochene Programm und die Fahrten nicht eingehalten wurden und die Tübinger Betreiber versuchten, die Horber zum Fahren nach Tübingen abzuwerben."

Da klingelte es bei Hopf, hatte sie doch im Juli vergangenen Jahres begonnen, mit ihrer Kollegin Elke Ursinus den Stocherkahn-Verleih Römerkahn in Rottenburg aufzubauen -€“ auch auf dem Neckar. Hopf: "Schon während meines Archäologie-Studiums in Tübingen habe ich angefangen zu stochern. Nach dem Studium wusste ich nicht so ganz, in welche Richtung ich gehen soll."

Weil die Stadt Rottenburg auch mit ihrem Stocherkahn-Angebot,€“ ebenfalls von Tübinger Veranstaltern, unzufrieden war, sprach das dortige Rathaus den Tübinger Tobias Haase an, denn der macht jede Menge Live-Veranstaltungen auf dem Neckar. Dem Musikveranstalter fiel gleich seine Freundin Julia Hopf ein. Die sagt: "Da haben Elke und ich beschlossen, in Rottenburg den Stocherkahn-Service aufzubauen." Im Juli kam die Anfrage, im August legte der erste Römerkahn ab -€“ frei nach dem Motto: Wer als Archäologe in der Erde buddelt, kann auch im Neckar rumstochern.

Jetzt sind die beiden Frauen auch in Horb am Zug. Stadtmarketing-Chef Martin Scherer freut sich: "Mit den neuen Stocherkahn-Anbieterinnen wird das Angebot am alten Freibad erweitert, denn es wird nicht nur die Fahrten an sich geben, sondern auch Stocherkahn-Events."

Hopf: "In Zusammenarbeit mit Tobias Haase planen wir, einmal in der Woche eine Kulturausfahrt zu machen - mit Musik, Lesung oder einer Zaubershow. Wir sind gerade dabei, das Programm zusammenzustellen und den Wochentag festzulegen, an dem die Ausfahrt stattfinden soll." Diese Kulturausfahrt soll um 19 Uhr beginnen und nicht am Wochenende sein, denn da, so Hopf, werden die Stocherkähne bei gutem Wetter aktiv sein. Hopf: "Wer spontan fahren will, der soll dazu auch die Möglichkeit haben, einfach einzusteigen." Und dafür haben die beiden Rottenburgerinnen fünf Kähne allein für Horb im Angebot. Wer möchte, kann auch einen ganzen Stocherkahn als Charterfahrt mieten.

In Rottenburg, so Hopf, habe sich der Stocherkahn-Service inzwischen gut etabliert. Nur einen Unterschied wird es zwischen Horb und Rottenburg geben: "In Rottenburg läuft der Bootservice als Römerkahn. Das heiߟt: Die Fahrer verkleiden sich als Römer. Das wird es in Horb nicht geben. Vielleicht lassen wir uns aber etwas Lustiges zu den Ritterspielen einfallen", sagt Hopf.

Trotzdem: Die Archäologie lässt sie nicht so ganz los. Hopf: "Weil es in Horb so viele tolle Türme gibt, werden wir jedes Boot nach einem der alten Türme der historischen Stadt benennen." Auch gut: Die bisherigen Stocherkahnfahrer aus Horb stehen auch für die beiden Rottenburgerinnen bereit.

Am Muttertag, 8. Mai, soll der neue Stocherkahn-Service am alten Freibad in Horb starten.