Matthias Kreutzer will Horbs neuer Bürgermeister werden. Doch da ist er nicht der einzige. Foto: Hopp

Matthias Kreutzer ist Mann fürs Gemeinschaftsgefühl. "Wahl ist ein Stück weit Lotterie."

Horb/Villingen-Schwenningen/Köln - Ernste Ausstrahlung, Retro-Digitaluhr am rechten Handgelenk, eine Klapp-Geldbörse in Schwarz mit SC Freiburg-Wappen. Matthias Kreutzer ist mit 37 Jahren der jüngste Kandidat für den Bürgermeisterposten in Horb.

Neben Kreutzer sind noch der Sozialbürgermeister Philipp Rochold (55, parteilos) aus Chemnitz und Ministerialrat Ralph Zimmermann (48, FDP) aus dem Wirtschaftsministerium in Stuttgart im Rennen. Kreutzer erzählt augenzwinkernd: "Ich bin Badener und SC Freiburg-Fan. Ich hoffe, das wird in der VfB-geprägten Gegend von Horb kein Nachteil sein."

Wenn es jemanden gibt, für den Bürgermeister sein ein Lebenstraum ist, dann Kreutzer. Er sagt: "Ich bin in Kappel aufgewachsen – einem Ortsteil von Niedereschach. Früher gab es da noch ein Gefrierhäuschen der Dorfgemeinschaft, wo man nach dem Schlachten das Fleisch gelagert hat. Wenn ein Haus gebaut wurde, haben alle mit angepackt. Dieses Gemeinschaftsgefühl gibt es nur auf dem Dorf."

Und genau das hat ihn bewogen, sich politisch zu engagieren. Vor Jahren galt er als der jüngste SPD-Ortsvereinsvorsitzende in Baden-Württemberg: "Die SPD stand für mich am meisten für genau dieses Gefühl – für Gemeinschaftssinn. Man kann nicht nur mit einem sturen Blick durchs Leben gehen, sondern – egal, ob man es Nächstenliebe, Solidarität oder Mitgefühl nennt – auch zur Seite zu schauen."

Und genau dieses Gefühl hat den Badener aus der Gegend von Villingen-Schwenningen – der hier jedes Weihnachten mit der Blockflötenband "Zweierlei Punk" Geld für den guten Zweck sammelt – dazu bewegt, seinen Lebensweg mit einem Ziel zu gehen: Bürgermeister – also kommunaler Wahlbeamter – zu werden.

Er studierte Verwaltungswissenschaften. Matthias Kreutzer erzählt: "Ich habe das Studium angefangen, um irgendwann einmal kommunaler Wahlbeamter zu werden. Weil dieser dörfliche Gemeinschaftssinn, die ehrenamtliche Arbeit in Vereinen und die Zugehörigkeit dazu ein Teil von mir ist."

Kreutzer weiter: "Während andere über weltpolitische Fragestellungen schrieben, habe ich meine Diplomarbeit über die Eingemeindung von Tennenbronn nach Schramberg verfasst." Deshalb machte er auch sein Praxissemester in Brüssel beim SPD-Europaabgeordneten Bernd Lange (SPD): "Weil die Kommunen viele europarechtliche Vorgaben umsetzen müssen, wollte ich lernen, wie die EU funktioniert."

Danach Anstellung bei der Rambøll-Beratung in Hamburg. Kreutzer: "Die kommen aus Dänemark. Die öffentliche Verwaltung in Dänemark bietet viele Ideen, die auch für die kommunale Verwaltung in Deutschland interessante Impulse bieten können."

Dann die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt). Ein kommunaler Verband mit Sitz in Köln, in dem auch die Stadt Horb Mitglied ist. "Die KGSt beschäftigt sich seit 68 Jahren mit der Aufgabe, wie man eine Kommune besser steuern kann. Wenn eine Institution einen auf das Bürgermeister-Amt vorbereiten kann, dann diese."

Wie sieht seine Tätigkeit dort aus? Kreutzer: "Letzte Woche beispielsweise: Der Wecker klingelt um 6 Uhr. Dann habe ich eine Bürgermeisterkonferenz in der Nähe von Köln moderiert. Abends dann nach Hause, Post bearbeiten und Mails checken. Am nächsten Morgen zwei Tage in die Mitte von Deutschland – nach Hessen. Hier berate ich eine Kommune. Abends ging es dann noch in den Stadtrat – bis 22 Uhr."

Als Projektleiter kümmert sich Kreutzer mit Mitarbeitern darum, Ämter zu analysieren. Kreutzer: "Aber nicht wie sich dies manche landläufig bei Unternehmensberatungen vorstellen, bei denen nicht mit den Betroffenen gesprochen wird. Sondern es wird in intensiven Gesprächen festgestellt, wo beispielsweise Kommunikations- oder Handlungsdefizite sind."

Und zum Abschluss spricht Kreutzer als Teamleiter dann seine Empfehlungen für die Problemlösung aus: "Da muss man sehr standhaft sein. Auch wenn man teilweise deutlich älteren Entscheidern gegenübersitzt."

Standhaftigkeit, Analyse- und Lösungskompetenz, Gemeinschaftssinn – darin sieht Kreutzer seine Stärken im seiner Meinung nach insgesamt "starken Bewerberportfolio" für die Bürgermeisterstelle in Horb.

Er sagt: "OB Peter Rosenberger gehört zu den vergleichsweise jungen OBs. Gemeinsam könnten wir als junges Team ein Signal ins ganze Land senden – dass es sehr attraktiv ist, in Horb zu arbeiten." Auch angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung – des sogenannten demografischen Wandels – für Kreutzer ein ganz wichtiges Signal.

"Man muss sich vorstellen, dass laut den Vorhersagen des statistischen Landesamtes die große Kreisstadt Horb bis zum Jahr 2025 insgesamt Bevölkerung verliert. Das macht – nach vorsichtigen Schätzungen – eine Million Euro weniger Einnahmen in der Stadtkasse über den Einkommenssteuerausgleich aus."

Auch in der Rathausverwaltung kann diese "Überalterung" Folgen haben, wenn es nicht gelingt, junge Nachwuchskräfte zu holen, wie Kreutzer betont.

Ganz wichtig auch: Wie entwickeln sich die "Dörfer" von Horb weiter – die 17 Ortsteile, die den Großteil der Bevölkerung von Horb ausmachen? Matthias Kreutzer: "Nordstetten ist nicht gleich Dießen, Altheim ist nicht gleich Betra. Für jeden Stadtteil sind unterschiedliche Maßnahmen zu entwickeln. Daher ist der enge Austausch mit den Ortschaftsräten und Ortsvorstehern elementar."

Das sind schon mal klare Vorstellungen und Strategien. Doch welche Chancen malt sich der Mann aus Niedereschach aus, das als Bürgermeister in Horb umsetzen zu können? Er antwortet: "Ich sehe die geheime Wahl zum Bürgermeister im Gemeinderat ein Stück weit als eine Lotterie. Man wird sehen, wie es kommt. Ich will Bürgermeister in Horb werden. Punkt."

Kann beispielsweise durch die Wahl des SPD-Kandidaten ein Burgfrieden zwischen den größten Koalitionen CDU und FD/FW geschlossen werden? Kreutzer: "Ob da im Hintergrund was läuft, weiß ich nicht. Das spielt für mich auch keine Rolle. Ich denke, ich bin überparteilich positioniert und biete mit meinen Erfahrungen und Ideen für jede Partei ein ausreichendes Angebot."

Laster?

Eis. Kreuzter: "Das im Dolce Vita habe ich in Horb schon probiert. Schmeckt!"

Entspannung?

"Sport, Lesen. Spaziergehen und Wandern."

Musik?

"Blasmusik und Hip Hop. Ich bin sogar der stolze Inhaber des bronzenen Leistungsabzeichen des Blasmusikverbandes Schwarzwald. Doch am Würstlegrill fühle ich mich wohler."

Weitere Hobby?

Hat jahrelang Fußball gespielt beim FC Kappel und genießt die Fasnet.