Die Motive des 22-jährigen Brandstifters blieben auch am zweiten Verhandlungstag im Dunkeln. Foto: Maier

Schützenhäuser angezündet: Kriminaltechnik kreist 22-Jährigen aus Rangendingen ein. Entschuldigung bei Geschädigten.

Hechingen - Wegen der Brandserie in den Schützenhäusern Rangendingen, Höfendorf und Bietenhausen wurde am Donnerstag weiter vor Gericht verhandelt.

Bei den Ermittlungen hatten die kriminaltechnischen Ermittler alle Register gezogen: Reifenspuren wurden ausgewertet, ebenso die Handy-Signale der Funkmasten, das Auto des Verdächtigen wurde mit einem Peilsender versehen und DNA-Spuren der Tatorte beim Landeskriminalamt ausgewertet. Angesichts der Beweislast der Indizien legte der Angeklagte, der in den ersten Vernehmungen die Taten noch geleugnet hatte, ein Geständnis ab. In der Verhandlung gestern vor der Großen Strafgerichtskammer des Landgerichts Hechingen entschuldigte er sich bei allen Geschädigten.

Die Motive des 22-Jährigen, der in der Rangendinger Feuerwehr und auch bei den Sportschützen aktiv gewesen war und dem insgesamt fünf Brandstiftungen vorgeworfen werden, bleiben jedoch im Dunkeln. Und auch, warum es immer Schützenhäuser waren, die er in Schutt und Asche zu legen versuchte. Der Vorsitzende Richter Herbert Anderer schickte gestern zwei Mal die Zuhörer vor die Tür. Zwei Zeugen wurden unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen.

Was sich zeitweise nüchtern, ja fast langweilig anhörte, wenn etwa der Vorsitzende minutenlang das Ergebnis vieler DNS-Proben verlas und von "mobiler technischer Überwachung“ sprach, offenbarte jedoch auch den Eifer der Kriminalbeamten, die kein modernes Mittel ausließen, um den Täter einzukreisen. Von den drei Hauptverdächtigen konnten zwei glaubwürdige Alibis vorweisen, und so konzentrierten sich die Ermittlungen auf den 22-Jährigen.

Sein Arbeitsplatz bei einer großen Albstädter Firma wurde durchsucht und dabei festgestellt, dass zwei Transformatoren fehlten, die er beim Bau von Zündvorrichtungen benutzt hatte. Die Auswertung seines Handys offenbarte, dass er sich zur Tatzeit am Tatort aufgehalten hatte. Im Profil des rechten Hinterreifens seines VW Golf wurde ihm ein eingeklemmtes Steinchen zum Verhängnis: Es hinterließ eine unverwechselbare Markierung der Lauffläche und bewies, dass er am Tatort gewesen ist. Und schließlich sprachen auch die ausgewerteten DNS-Spuren Bände. Mitte Februar wurde der 22-jährige Feuerwehrmann schließlich verhaftet.

Der Tübinger Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Peter Winckler stellte an einige Zeugen Fragen zum Charakter und Ruf des Angeklagten. Winckler, der im Prozess um den Amokläufer von Winnenden ein Gegengutachten erstellt hatte, soll dem Gericht helfen, eine Aussage über die Zurechnungsfähigkeit des jungen Rangendingers zu treffen.

Dessen Ruf war vor seiner Verhaftung untadelig gewesen. Feuerwehrkameraden beschrieben ihn als "freundlich, engagiert und absolut zuverlässig" und bei Einsätzen als ausgesprochen mutig, ja sogar risikobereit.

Auch die Kriminalbeamten, die gestern Vormittag im Zeugenstand waren, schilderten ihn als "nett und höflich". Sein Leugnen war wohl lange Zeit recht überzeugend.

Gestern wurden zudem Geschädigte – Besitzer von angesteckten Häusern, Heuballen und Holzstapeln – sowie die Vorsitzenden der Schützenvereine gehört, um den Schaden benennen zu können. Zu den 500 000 Euro Schaden am Schützenhaus in Höfendorf kommen 80 000 in Bietenhausen und 60 000 in Rangendingen, etwa 1600 Euro für angezündete Heuballen und 4000 Euro für gelagertes Holz, das in Flammen aufging.

Der Angeklagte entschuldigte sich bei allen Geschädigten. "Von Herzen", wie er jeweils hinzufügte. Der Prozess wird heute fortgesetzt.