Macht das Wetter müde oder krank? Darüber hat der Meteorologe Michael Gutwein vor dem Frauenverband im Gasthaus Kaiser in Boll berichtet. Foto: Hecht Foto: Schwarzwälder-Bote

Michael Gutwein hält im Gasthaus Kaiser in Boll einen Vortrag / Rekordsommer als Beispiel

Von Heidrun Hecht

Hechingen-Boll. Dass Wetter kann durchaus schuld daran sein, wenn sich jemand krank fühlt oder wenn er Schmerzen hat. Wie das funktioniert, darüber hat der Meteorologe Michael Gutwein im Treffen des Landfrauenverbands im Gasthaus Kaiser in Boll berichtet.

Dass der Großvater jammert, weil seine Gelenke bei jedem Wetterwechsel schmerzen, das haben schon viele erfahren. Dass der Zusammenhang zwischen Wettereinflüssen und Gesundheit besteht, ist mittlerweile wissenschaftlich anerkannt.

Zunächst erläuterte Gutwein, der auch als Sitzungspräsident der Schwäbischen Fasnet im Fernsehen bekannt ist, den 36 anwesenden Frauen und einem Mann die Definition der Begriffe "Wetter" und "Klima".

Wissenschaftler der Medizinmeteorologie – die Lehre vom Leben und den Himmelserscheinungen – unterscheiden zwischen drei Typen: Menschen, die zu den "Wetterreagierenden" gehören, haben Glück, ihr Organismus passt sich ständig – unbewusst und unbemerkt – Einflüssen von Sonne, Wind und Wolken an.

"Wetterfühlige" haben mit einer Überempfindlichkeit gegenüber Wetterreizen zu kämpfen und reagieren durch Gereiztheit, schlechter Laune oder Müdigkeit. Die Launen des Wetters sind aber vor allem für "Wetterempfindliche" belastend. Bei ihnen verschlechtern sich durch Wetterumschwünge Vorerkrankungen wie Arthrose, oder auch Herz-Kreislauferkrankungen oder Asthma.

Gutwein schilderte, welche Zonen eines Hochs oder Tiefs sich in einer bestimmten Weise auf den menschlichen Organismus auswirken. Wer sich unter der warmen Westseite eines Hochs befindet, wird bei einer Wetterfühligkeit unter allgemeinem Leistungsabfall, Schlaf- und Konzentrationsproblemen leiden. Ein so genannter Kaltfrontdurchgang hingegen kann von Blutzuckerentgleisungen bis hin zum erhöhten Herzinfarktrisiko schwerwiegendere Folgen haben.

Betroffenen helfe in solchen Fällen Ruhe, Reize zu vermeiden und dem Wetter angepasste Kleidung zu tragen, erklärte der Meteorologe.

Am Beispiel des Rekordsommers des Jahres 2003 machte er die Auswirkungen des Menschen auf das Wetter deutlich. Damals verzeichnete der Deutsche Wetterdienst dreimal so viele Sommertage wie im Durchschnitt. Es gab die fünffache Menge an "heißen Tagen" und 866 statt 647 Sonnenstunden, dafür fielen hundert Liter weniger Niederschlag als in einem "normalen" Sommer.

Solche "Wetterkapriolen" seien zwar nicht die Regel, doch sie würden häufiger, warnt Michael Gutwein. Und der Referent verwies auf die vergangene Woche, als mehrere Tornados im Bayerischen Wald wüteten.