Der Platz, an dem Umut K. in Hechingen erschossen wurde, ist von der Polizei mit modernster Lasertechnik vermessen und in ein 3D-Modell umgerechnet worden. Daraus ergeben sich Angaben, von welcher Stelle aus geschossen wurde. Foto: Stopper

Kripo-Hightech-Messung bestätigt Zeugenaussage des Beinahe-Opfers. Schuss aus nächster Nähe.

Hechingen - Alle Achtung vor der Arbeit der Kriminalpolizei im Hechinger Mordfall Umut K. Am Mittwoch wurden im Prozess vor dem Landgericht Ergebnisse einer 3D-Laserscanner-Messung präsentiert, die sehr aufschlussreich waren.

Klar scheint nun: Der Mann, der beim Mordanschlag neben Umut K. stand, hat als Zeuge wohl die Wahrheit gesagt, als er berichtete, wo das Auto bei der Schussabgabe stand. Die Versionen der beiden Angeklagten passen dagegen nicht zu den objektiven Beweisen. Eine Beamtin des Kriminaltechnischen Instituts in Stuttgart – sie ist gelernte Vermessungstechnikerin – stellte diese anspruchsvolle Technik vor, mit der der gesamte Platz digital vermessen und in ein dreidimensionales Computermodell verwandelt wurde. Darin wurden die Daten eingesetzt, die bei der CT-Aufnahme und anschließenden Obduktion des Mordopfers gewonnen wurden. Sie zeigen, in welchem Winkel die tödliche Kugel auf den Körper traf.

Schuss erfolgte aus sechs Meter Abstand

Der Computer berechnete, welche Bahn die Kugel genommen haben muss. Da die Pistole aus dem Autofenster nur teilweise herausragte, lässt sich genau bestimmen, wo das Auto bei der Schussabgabe gestanden haben muss. Ergebnis: Es muss direkt am Randstein vor dem kleinen Platz gewesen sein, auf dem Umut K. stand. Etwa sechs Meter Abstand. Ein Schuss aus nächster Nähe also.

Die beiden Angeklagten, Calogero S. und Carmelo B., hatten in ihren Vernehmungen jeweils weiter entfernte Standorte angegeben. Ein Verteidiger meldete allerdings Zweifel an, ob die Messung wirklich so exakt ist, wie es der technische Aufwand nahelegt. In der nächsten Sitzung am Mittwoch, 27. September, von 9 Uhr an wird der forensische Sachverständige seine Aussage machen. Dann wird dieses Thema sicher nochmals diskutiert.

In dieser Sitzung wird dann auch das Ergebnis einer Untersuchung auf Schmauchspuren vorgestellt, denn zentral bleibt noch die Frage, wer aus dem Auto heraus geschossen hat. Die Angeklagten sagen dazu nicht viel, die Aussagen von mehreren Polizisten lenken aber mittlerweile den Verdacht eindeutig auf den Beifahrer Calogero S. Sie erklären, der Mann, der neben Umut K. stand, habe eindeutig diesen Mann als "Schützen" bezeichnet.

Mehr als 40.000 Fotos sichergestellt

Erneut wird es in der Sitzung auch noch einmal um die fast unüberschaubare Flut an Daten von Handys, USB-Sticks, Clouddaten und Computern gehen, die nach der Tat bei verschiedenen Hausdurchsuchungen sichergestellt wurden. Nur ein Beispiel: Über 40.000 Fotos waren auf unterschiedlichen Medien sortiert.

Fast tragisch in diesem Zusammenhang, ohne dass daraus jemandem ein Vorwurf gemacht werden kann: Die Kripo hatte längst die Spur der Hechinger Dealerbande aufgenommen, mehrere Durchsuchungsbeschlüsse lagen schon vor. Die Polizei wollte aber noch einige Tage die Szene überwachen und weitere Mittäter aufspüren. Hätten sie früher zugegriffen, könnte Umut K. wohl noch leben.

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