Chemiker des Landeskriminalamts haben genau ermittelt, welche Qualität und Menge die Drogen hatten, die bei einer Gruppe junger Drogenhändler in Hechingen gefunden wurden. Erstaunlich: Tests, mit denen Drogen in Substanzen nachgewiesen werden können, sind legal zu kaufen. Foto: ©Ludwiczak-stock.adobe.com

Schusswaffe an Verhandlungstag im Mittelpunkt. Mit Ersatzteil wäre Pistole schussfähig zu machen gewesen.

Hechingen - Ist im Hechinger Drogenhändler-Prozess am Mittwoch mit Teilgeständnissen zu rechnen? Die Verhandlung am Montag gab Anlass zu solchen Vermutungen. Im Mittelpunkt stand an diesem Tag allerdings eine Schusswaffe.

Zwei allgemeine Erkenntnisse brachte der Verhandlungstag: In Apotheken kann man legal Drogen-Testmittelchen kaufen. Und ebenso legal sind im Internet Schlagbolzen zu erstehen, die Bestandteil scharfer Schusswaffen sind.

Das mit dem Schlagbolzen könnte für Allen S. und Giovanni M. sehr wichtig werden. Die beiden Freunde des jungen Mannes, der im Dezember vorigen Jahres an der Hechinger Staig erschossen wurde, stehen derzeit vor dem Hechinger Landgericht. Die Mörder von Umut K. sind bereits verurteilt. Aber Ursache für die Tat war nach Ansicht des Gerichts, dass Allen S. und Giovanni M. sich weigerten, die Schulden bei ihren Drogenlieferanten zu bezahlen.

Angeklagte werden angekettet in den Gerichtssaal geführt

Unter anderem wegen diesem Drogengeschäft stehen sie nun vor Gericht. Die Strafe könnte hart ausfallen. Beide sind vorbestraft. Dazu wurde eine Pistole der Marke Makarov samt Munition in ihrem Drogenversteck gefunden. Drogenhandel und illegale Schusswaffen, darauf reagiert der Staat heftig. Beide Angeklagten sitzen seit fast einem Jahr in Untersuchungshaft, werden stets angekettet in den Gerichtssaal geführt.

Das Problem im Prozess: In der Makarvo fehlt der Schlagbolzen, ein kleiner Metallstift, ohne den mit der Pistole nicht geschossen werden kann. Wurden die Angeklagten in ihrer Naivität vom Waffenhändler übers Ohr gehauen? Haben sie den Schlagbolzen zur Sicherheit ausgebaut und versteckt?

Tatsache ist: Dieses Teil hätten sie legal und für wenig Geld über das Internet bestellen können, erklärte ein Waffen-Sachverständiger der Kripo. War die Waffe also für den Einsatz gedacht? Andererseits: Von den beiden jungen Männern gibt es mehrere Fotos, auf denen sie mit Schusswaffen posieren, die teilweise Attrappen sind. War die Makarov für sie auch nur ein Spielzeug für spätpubertäres Gangster-Posing?

Drogenhandel könnte im Prozess am Mittwoch eingestanden werden

Diese Frage steht im Prozess wohl noch offen, für den Drogenhandel im großen Stil dagegen gibt es erdrückende Beweise. Das wurde auch aus einem Gespräch zwischen Richter und Verteidigern deutlich. Denkbar wäre, dass die beiden Angeklagten den Drogenhandel am Mittwoch durch Geständnisse einräumen. Das könnte strafmildernd wirken.

Interessant war ein Aspekt, den ein Chemiker des BKA erwähnte, der die Drogenfunde analysierte. Er listete eine erstaunlich umfangreiche Liste all jener verbotener Substanzen auf, die sichergestellt und im Kripo-Labor analysiert wurden. Demnach wurden dabei auch Substanzen gefunden, mit denen beispielsweise untersucht werden kann, ob ein weißes Pulver Kokain ist. Solche Testmittel können ganz legal in Apotheken bestellt werden. Da staunt der Laie.

Illegaler Waffenbesitz dagegen ist in jedem Fall strafbar. Die Verteidigung scheint aber beweisen zu wollen, dass die Angeklagten die Pistole nur als Dekoration benutzten.

Den beiden jungen Frauen, die wegen des Drogenhandels mit auf der Anklagebank sitzen, wird der Waffenbesitz offensichtlich nicht zugerechnet. Sie sind auf freiem Fuß.

Am Mittwoch, 8. November, um 9 Uhr geht der Prozess weiter. Möglicherweise werden am Nachmittag bereits die Plädoyers gehalten.