55 Prozent der Betriebe in der Region bewerteten ihre Geschäftslage im ersten Quartal mit der Note „gut“. (Symbolfoto) Foto: © exclusive-design – stock.adobe.com

Bei der Konjunkturumfrage zum ersten Quartal 2024 der Handwerkskammer Reutlingen wurde deutlich, dass die hiesigen Handwerksbetriebe derzeit nicht mit einem baldigen Aufschwung rechnen.

Nach einem durchwachsenen Jahresauftakt geht das Handwerk in der Region zurückhaltend in die kommenden Monate. Nur jeder dritte Betrieb rechnet aktuell mit einer spürbaren Frühjahrsbelebung, wie die jüngste Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Reutlingen ergab.

„Trotz eines schwierigen Umfelds hat sich die Handwerkskonjunktur als recht robust erwiesen. Allerdings stellen wir fest, dass in den vergangenen Wochen die Verunsicherung zugenommen hat. Die mageren Prognosen für die Gesamtwirtschaft, die schleppende Konjunktur in der Südwestindustrie und die unsichere Zinsentwicklung drücken die Stimmung von Betrieben und Verbrauchern“, sagt Kammerpräsident Harald Herrmann, laut einer Mitteilung der Handwerkskammer Reutlingen.

55 Prozent der Betriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb bewerteten ihre Geschäftslage im ersten Quartal mit der Note „gut“ (Vorjahresquartal: 59 Prozent). Gleichzeitig habe sich die Zahl der Betriebe, die sich unzufrieden äußerten, innerhalb von zwölf Monaten von acht auf nunmehr 13 Prozent erhöht.

Rund jeder dritte Betrieb hat weniger Bestellungen

Die Auftrags- und Umsatzlage habe sich gegenüber dem Vorjahresquartal quer durch alle Branchen verschlechtert. Rund jeder dritte Betrieb verzeichnete weniger Bestellungen. Deutlich stärker sei der Rückgang im Bauhauptgewerbe (44 Prozent) und bei den Gewerblichen Zulieferern (41 Prozent) ausgefallen. Diese beiden Handwerksgruppen seien es auch, die überdurchschnittliche Umsatzeinbußen meldeten. 50 Prozent der Bauhandwerker und damit doppelt so viele wie vor einem Jahr hätten ein Minus verkraften müssen. Auf demselben Niveau liegen die Nahrungsmittelbetriebe (47 Prozent) und wiederum die Metall- und Elektrobetriebe der Zulieferbranche (41 Prozent).

Im Vergleich zum Vorjahr habe sich der Preisauftrieb etwas abgeschwächt. 59 Prozent der Befragten meldeten gestiegene Kosten für Material und Vorprodukte (Vorjahresquartal: 75 Prozent), 39 Prozent erhöhten in den vergangenen Wochen die Verkaufspreise (1/2023: 51 Prozent). Was die weitere Entwicklung angehe, liegen die Erwartungen auf dem Vorjahresniveau: 40 Prozent stellen sich auf höhere Einkaufspreise ein.

Mit einem baldigen Aufschwung rechnen die Handwerksbetriebe derzeit laut Mitteilung nicht. Zwar erwarten mit 30 Prozent gleich viele Befragte wie im Vorjahr, dass sich ihre Geschäftslage bessert. Mit dem Gegenteil rechnen allerdings derzeit elf Prozent der Betriebe im Kammerbezirk, vier Mal mehr als vor zwölf Monaten. Obwohl die Zahl der Pessimisten von Branche zu Branche unterschiedlich hoch ausfalle, sei ihr Anteil im Vergleich zum Vorjahresquartal in allen Handwerksgruppen gestiegen.

Umsatz von über 11,6 Milliarden Euro

Die Frühjahrsbelebung dürfte in diesem Jahr gering ausfallen, so Herrmann. Umso wichtiger sei es, die Rahmenbedingungen für die mittelständische Wirtschaft zu verbessern. „Die Baustellen sind der Politik hinlänglich bekannt. Wir brauchen echte Entlastungen bei der Bürokratie, schnellere Genehmigungsverfahren und vor allem Planungssicherheit, also beispielsweise eine Förderpolitik, mit der Verbraucher und Unternehmen rechnen können.“

Die 13 800 Handwerksbetriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb erwirtschaften einen Umsatz von über 11,6 Milliarden Euro, beschäftigen rund 80 000 Mitarbeiter und bilden über 4200 junge Menschen aus.