Spielmacherin Sophie Reime und ihr VfL Nagold hinterließen beim Auswärtsspiel in Oppenweiler einen starken Eindruck. Reime selbst traf dreimal ins gegnerische Tor. Foto: Hofmann

Lange liegen die Frauen des VfL Nagold beim Favoriten in Führung. Dass es zur Sensation für den Aufsteiger nicht gereicht hat, lag vor allem an zwei Dingen.

Die Voraussetzungen waren für die Nagolder Handballerinnen nicht wirklich gut: Sie spielten auswärts, mit dem HCOB Oppenweiler/Backnang gegen einen der Aufstiegsfavoriten, in einer echten Handballhochburg des Ländles. Hinzu kam der kleine VfL-Kader mit nur zehn Feldspielerinnen, von denen zwei auch noch etwas angeschlagen waren. Außerdem musste auf die routinierte Rückraumkraft Nastja Antonewitch verzichtet werden.

Und dann ist da noch das Thema Harz: Dass mit Harz gespielt wird, ist in der Verbandsliga eigentlich üblich. Das Problem: Der VfL trainiert und spielt in einer Halle mit Harzverbot – entsprechend untrainiert sind die Nagolder Frauen im Umgang mit Harz.

Die Rollen waren also klar verteilt. Doch statt sich als Aufsteiger als Underdog zu fügen, gefielen sich die Nagolder Handballerinnen immer mehr in der Rolle des Favoritenschrecks.

Nagolder Abwehr wie ein Bollwerk

Weite Teile des Spiels lag der VfL in Führung. Die Gastgeberinnen taten sich unheimlich schwer damit, die starke Nagolder Abwehr zu knacken. Sie verballerten zudem einige Würfe. Zudem konnte sich der VfL Nagold wieder auf die Keeperin verlassen. Diesmal stand Julia Völpel im Tor und entwickelte sich zum Schreck der gegnerischen Angriffsreihen. Kleine imposante Zahl am Rande: Von sieben Strafwürfen konnte der HCOB nur zwei verwandeln. Die starke Defensivarbeit war das Fundament für die VfL-Führung. Nagold ging mit einer 11:8-Führung in die Pause.

Überraschung liegt in der Luft

Die Überraschung lag also in der Luft. Und das war auch noch in den ersten Minuten der zweiten Hälfte so. Nagold hielt hinten weiter dicht. In der 43. Spielminute konnte sich der VfL sogar auf 16:12 absetzen. Dann aber war die Luft raus. Die Gastgeberinnen nahmen eine Auszeit, sortierten sich neu. Der VfL Nagold dagegen konnte vor allem im Angriff nicht mehr dagegenhalten. So kippte das Spiel innerhalb weniger Minuten. In der 49. Minute hatte der HCOB zum 16:16 ausgeglichen, vier Minuten später lag er bereits 19:16 vorne.

Die Luft geht aus

VfL-Coach Markus Renz nahm in dieser Phase innerhalb von wenigen Minuten beide Auszeiten. Und der VfL kam tatsächlich drei Minuten vor dem Spielende nochmals auf 18:19 heran. Renz setzte nun alles auf eine Karte, richtete die VfL-Abwehr offensiv aus. Vergeblich. Die Gastgeberinnen nutzten die Lücken und kamen noch zu vier leichten Treffern, ehe das Spiel mit 23:18 endete – ein Ergebnis, das den eigentlichen Spielverlauf überhaupt nicht wiedergibt.

Technische Fehler mehren sich

Knackpunkt für den VfL Nagold waren die 13 Minuten, in denen in Hälfte zwei kein einziges Tor gelingen wollte. Da mehrten sich auch die technischen Fehler im Angriff. Und die schwindenden Kräfte spielten sicher auch eine Rolle. Die Gegnerinnen waren in dieser Phase oft den einen Schritt schneller.

Trainer Markus Renz lobt sein Team

Während die VfL-Spielerinnen kurz nach dem Spiel eher die Köpfe hängen ließen, zeigte sich Trainer Markus Renz mit der Leistung seines Teams durchaus zufrieden. „Es war in den ersten 45 Minuten von uns ein gutes Spiel. Da hat mir viel gefallen“, lobte er. In den letzten 15 bis 20 Minuten habe man dann aber doch gemerkt, wie den VfL-Spielerinnen langsam die Kraft ausgegangen sei. Renz weiter: „Der Kopf ging mir heute auch ein bisschen zu schnell runter …“ Und: „Da war einfach keine Power mehr da!“

Seinem Team habe er direkt nach dem Spiel gesagt, dass er mit der Leistung echt zufrieden sei. „Und die Gegnerinnen sind nicht schlecht, die werden oben mitspielen“, ist Renz überzeugt. Und so ist er überzeugt: „Das Ergebnis ist zwar bitter. Aber aus dem Spiel können wir viel Positives rausziehen.“

HCOB Oppenweiler/Backnang – VfL Nagold 23:18 (8:11)

VfL Nagold: Julia Völpel und Denisa Ciornei im Tor, Alena Wolf (5), Luisa Eipper (4), Sophie Reime (3), Aline Rau (3), Sarah Kunz (1), Alisa Kübler (1), Janina Koch (1), Lisa Weiß, Aileen Hofmann und Tirza Theurer.