Die Burgschule in Haiterbach ist neben Altensteig eine der zwei letzten Werkrealschulen in der Region. Foto: Katzmaier Foto: Schwarzwälder-Bote

Burgschule: Haiterbach hat eine der letzten Werkrealschulen in der Region – Chance oder Gefahr?

Die Burgschule Haiterbach ist eine von zwei verbliebenen Werkrealschulen in der Region. Eine aussterbende Art – oder auch eine Chance? Gewiss ist, die Schulen stehen heute im Wettbewerb zueinander. Ein Verteilungskampf um Schüler.

Haiterbach. Sybille Rothe ist zuversichtlich, wenn sie auf den kommenden Stichtag, die Anmeldungen für das neue Schuljahr im April, blickt. 16 Schüler sind die Vorgabe des Landes für die Eingangsklasse. 19 Fünftklässler könnte man nach derzeitigem Stand erreichen. Abweichungen sind da natürlich immer drin – in beide Richtungen.

Und dennoch, das ständige Bangen, ob auf Dauer genügend Schüler an die Burgschule kommen, ist für die Rektorin und das Kollegium auch eine gewisse Last. Wenngleich dies den Einsatz nicht mindere: "Wir haben ein sehr engagiertes Kollegium an der Burgschule", unterstreicht Rothe.

Gleichwohl kann man natürlich den Eindruck gewinnen, die Werkrealschule sei eine aussterbende Schulart. Nachdem Ebhausen Gemeinschaftsschule wurde und die Zellerschule Nagold auch auf diesem Werg ist, bleiben nur Haiterbach und Altensteig.

Wenn dann Eindrücke entstehen könnten, die Werkrealschule könnte inhaltlich von gestern sein, tritt Rothe dem entschieden entgegen. Neu beworbene Konzepte und Lernformen seien nämlich gar nicht so neu und würden auch an der Burgschule schon längst praktiziert. Auch an der Burgschule könnten Kinder selbstbestimmend und individualisiert lernen. In den kleinen Klassengröße sieht Rothe eine große Chance. Die individuelle Förderung sei ein Pluspunkt der Werkrealschule. "Lernen auf unterschiedlichen Lernniveaus, kooperative Lernformen oder die Benützung von Ohrenschützern zum Abschirmen von beeinträchtigenden Geräuschen ist schon seit Jahren ab der Grundschule bekannt und fest im Unterrichtsalltag etabliert", sagt Rothe.

Die Anmeldezahlen zur Werkrealschule würden in Haiterbach über dem Landesdurchschnitt liegen, weiß Bürgermeister Andres Hölzlberger. Rothe erklärt dies auch dadurch, dass Eltern eine klare Linie der Burgschule erkennen würden. Wichtig ist es ihr aber auch, Eltern aufzuzeigen, dass nach Klasse 9 nicht Schluss ist. Die Einsicht für gute Schulnoten komme häufig erst in zunehmendem Alter. Die Hälfte bis zwei Drittel der Schüler würden noch ein Jahr länger bleiben und die Mittlere Reife erwerben. Oder wie Rothe bildhaft ausdrückt: nach einem etwas "leichteren Weg" ordentlich Gas geben, um einen guten Bildungsabschluss zu erwerben.

Und dann gebe es eine gute Anbindung an die Wirtschaft und das künftige Berufsleben durch die intensive Berufsvorbereitung. So ist die Burgschule Leuchturmschule für den Erwerb des Unternehmerführerscheins.

Befürchtungen, die Werkrealschule könnte gewissermaßen auf der Abschussliste stehen, teilt Volker Traub, Leiter des Schulamts in Pforzheim nicht. "Ich sehe den politischen Willen nicht im Koaltionsvertrag", sagt Traub.

Das Einzugsgebiet sei gut mit allen Schularten abgedeckt. Letztlich würden die Eltern über die Zukunft einer Schule mit den Anmeldungen entscheiden. Traub, beziehungsweise in der Folge das Land, müssten einschreiten, wenn die Anmeldezahl von 16 Schülern unterschritten wird. Wobei es im ersten Jahr nur einen Brief gibt. Im direkten Wiederholungsfall wird dann der Standort hinterfragt.

Nun wurde in Haiterbach gelegentlich der Wunsch geäußert, die Burgschule zur Realschule zu machen. Wenngleich man in der Kuckucksstadt weiß, dass die Aussichten gegen Null gehen dürften. Warum erklärt Traub. Die Stadt könne als Schulträger einen Antrag stellen. Die Prüfung, so viel ist jetzt schon klar, würde eine ausreichende Versorgung ergeben. Und damit wäre der Antrag abzulehnen.