Martin Krauss, Karl Kussmaul, Robert Gutekunst, Werner Schroth, Hermann Hartl und Friedhelm Erkenbrecher (von links) sind die sechs verbleibenden Mitglieder des Kegelclubs "Bua gang weg". Foto: Katzmaier Foto: Schwarzwälder-Bote

Kegeln: Der Club "Bua gang weg" aus Haiterbach besteht seit 50 Jahren / Er hat als einziger alle überdauert

Einst gingen sie mit großem Ehrgeiz zur Sache, doch schon lange steht beim Kegelclub "Bua gang weg" die Geselligkeit und das Miteinander im Vordergrund. Der Club feierte jetzt sein 50-jähriges Bestehen. In der Blütezeit des Sports war er einer von vielen – heute der letzte verbliebene.

Haiterbach. Dienstagabend, 20 Uhr in Haiterbach. Im ehemaligen Sportheim des TSV geht im Erdgeschoss das Licht an. Sechs Männer, deutlich im Rentenalter, nehmen die dort gelegene Kegelbahn in Betrieb. Und das Woche für Woche mit nur wenigen Ausnahmen in Jahr.

In weiten Teilen der Bevölkerung dürfte die Kegelbahn in Vergessenheit geraten sein. Für Friedhelm Erkenbrecher, Robert Gutekunst, Hermann Hartl, Martin Krauss, Karl Kussmaul und Werner Schroth hingegen ist die Bahn und vor allem ihr Kegelclub "Bua gang weg" ein fester, nicht wegzudenkender Teil ihres Lebens. Und das seit einem halben Jahrhundert.

Gegründet wurde der Club im August 1966 auf Betreiben des Friseurs Kurt Stehle. Seinerzeit gab es noch nicht viele. Sie sprossen erst aus dem Boden, als 1968 die neue, automatische Kegelbahn des TSV eröffnet wurde. Jene, auf der heute noch gespielt wird.

Doch zunächst wurde auf der Holzbahn im Gasthaus Traube gespielt. Das war etwas mühsamer, vor allem für den Jungen, der für ein Taschengeld immer wieder die Kegel aufbauen durfte. An diese Zeit erinnert der Name des Clubs "Bua gang weg". Das war der Warnruf der Kegler, wenn der Junge nach dem Aufbau aufgefordert wurde, sich vor der nächsten Kugel in Sicherheit zu bringen.

Zur Hochzeit seien es rund 15 Clubs in Haiterbach gewesen, erinnert sich Werner Schroth, der mangels Vereinsstatus nicht Vorsitzender, aber doch der Organisator im Club ist. "Heute sind wir als einziger übrig geblieben." Das Interesse am Kegeln hatte im Lauf der Jahre stark nachgelassen – auch, weil sich verschiedene Alternativen, beispielsweise das Tennisspielen, aufgetan hatten. Und das seit knapp zehn Jahren. Und wohl auch nur, weil die Firma Graf, der heute das ehemalige Sportheim gehört, die Bahn erhalten hat. Inzwischen ist eine Bahn außer Betrieb. Bei der intakten werden kleine Reparaturen selbst erledigt –immer mit der Hoffnung, dass nie etwas Größeres fällig wird.

Die höchste Zahl an Mitgliedern lag bei 13. Regel sei es gewesen, dass weitere Mitglieder nur dazu kommen, wenn alle einverstanden sind, erklärt Gutekunst. Dazu gekommen ist es nie.

Ausgetreten ist allerdings auch nie jemand: Sieben der 13 Mitglieder sind inzwischen verstorben. Die verbliebenen sechs gehören den Jahrgängen 1938 bis 1942 an.

Der Club war immer schon Gemeinschaft. Doch früher sei der sportliche Ehrgeiz größer gewesen. Da wurde schon mal gegen andere Gäste angetreten, einen Club aus dem Nachbarort oder beim jährlichen Turnier des TSV zum Jahresende.

Dieser Ehrgeiz hat nachgelassen. Gewachsen ist die Gemeinschaft, die Freundschaft unter den Clubmitgliedern. Die sind nicht mehr nur Kegler. Jeden Donnerstag geht es auch noch gemeinsam zum Wandern. Sie spielen gemeinsam Lotto und waren auch schon Fischen.

Ein Höhepunkt im Jahresablauf ist der mehrtägige Jahresausflug. Problem, so Kussmaul, sei inzwischen nur, dass ihnen die Reiseziele ausgingen. Als sie noch berufstätig waren, wurde der Terminkalender darauf ausgerichtet, dienstags Kegeln zu können. Heute ist das im Ruhestand entspannter. Wenn heute einer ausfällt, dann hängt das mit Urlaub, einem neuen Knie oder einer Hüftoperation zusammen.

Das Kegeln selbst hat sich im Lauf der Jahre auch gewandelt. "Der Anlauf ist kürzer geworden", sagt Hermann Hartl. Auch der Schwung, der beim Kegeln wichtig ist, habe merklich nachgelassen.

Früher seien die ersten drei Partien Standards gewesen, erläutert Karl Kussmaul. Heute spiele man davon nur noch die Partie "Vier Schuss in die Vollen".

In 50 Jahren haben die Kegelbrüder freilich viel erlebt. Mit Anekdoten sind sie allerdings zurückhaltend. Wobei die Vorstellung witzig ist, dass Friedhelm Erkenbrecher mal in einem guten Gasthaus in Karlsbad gesungen und die Gäste offenbar gut unterhalten hat – auch wenn keiner ein Wort des Gesangs verstand.

Ähnliche Umstände könnten es gewesen sein, die nach der Einkehr nach dem Kegeln in Haiterbach zwei der Kegler in einer Miste landen ließ. So, dass eine Brille verloren ging, welche die Ehefrau am nächsten Tag in dem Misthaufen suchte.

Schöne Zeiten hatten sie jedenfalls. Und sie wollen weitere erleben, so lange es die Kegelbahn gibt und sie selbst noch Kegeln können. Dabei bedauern sie schon, dass sie die letzten sind. Gerne seien sie bereit, anderen Interessenten den Sport zu zeigen. So könnte eine Tradition fortbestehen.