Betreute am Set Kinderdarsteller Linus Fluhr (links): Lena-Marie Seyfahrt. Sie stammt aus Höfendorf. Foto: Privat

Preisgekrönter Kino-Film "Kreuzweg" mit doppelter Hilfe aus Hohenzollern. Kinder-Coach kommt aus Höfendorf.

Rangendingen/Haigerloch - Wenn der preisgekrönte Film "Kreuzweg" am 20. März in den deutschen Kinos anläuft, fällt ein wenig Glanz auch auf zwei Gemeinden in Hohenzollern. Die Schlussszene wurde in Trillfingen gedreht. Lena-Marie Seyfahrt, Schauspielerin und Kindercoach am Set, stammt aus Höfendorf. Die Beerdigungsszene am Ende entstand auf dem Trillfinger Friedhof, der jetzt vielleicht "ein bisschen bekannter ist", wie Ortsvorsteher Hermann Heim meint.

Unter dem "Kreuzweg"-Team befand sich allerdings ein Mitglied, dem die Gemeinde Trillfingen schon vor den Dreharbeiten nicht unbekannt war. "Ich kam ins Büro, und wir sprachen die Locations durch. Eine davon war irgendein Dorf auf dem Land – und ich dachte, das kenn ich doch", sagt Lena-Marie Seyfarth und lacht. "Das ist direkt neben dem Dorf, in dem meine Eltern leben. Das war vielleicht eine Überraschung."

Seyfarth, die während der Dreharbeiten als Kinder-Coach am Set war, stammt aus Höfendorf und verbrachte ihre Kindheit und Jugend im Zollernalbkreis. Damals war an Schauspielerei noch nicht zu denken: "Ich habe nie in einer Theater-AG gespielt oder ähnliches", erinnert sie sich. "Erst nach dem Abi dachte ich, ich wäre gern Schauspielerin." Lena-Marie Seyfarth wechselte vom Hechinger Gymnasium auf die Stuttgarter Schauspielakademie CreArte, spielte Rollen in Film, Fernsehen und Theater. "Irgendwie hat es gleich geklappt, und ich möchte es nicht mehr hergeben."

Daneben hat sie einen weiteren Job in der Filmbranche: Lena-Marie Seyfarth, die Erziehungswissenschaft studiert hat und eine Ausbildung zur systemischen Therapeutin macht, betreut Kinderdarsteller am Set – so auch die 14-jährige Hauptdarstellerin Lea van Acken und den Dreijährigen Linus Fluhr.

Hauptdarstellerin Lena van Acken spielt ein Mädchen, das zwischen Glauben und weltlichem Leben steht und am Ende Selbstmord begeht – kein leichter Stoff, vor allem für eine 14-Jährige. "Mit ihr habe ich mich über dieses Thema und ihren Charakter unterhalten", erklärt Seyfarth. "Ich habe mich auch um ihre Sorgen am Set gekümmert, wenn sie wissen wollte, ob sie es gut macht." Zudem war sie dafür zuständig, dass sich die Hamburgerin Lena ohne ihre Eltern am Drehort in Ludwigsburg wohlfühlte. "Bei Linus ging es vor allem darum, dass er mitspielt", erklärt die 30-Jährige. "Ich habe dafür gesorgt, dass er Spaß am Dreh hat, sich wohlfühlt." Seyfarth war am Set Linus’ einzige Bezungsperson: "Zum Team hatte er kaum Kontakt, damit er vor der Kamera nicht ständig Quatsch macht." Auch ihr Verhältnis zu seinen Eltern beschreibt sie als gut: "Das ist oft kompliziert, aber mit Linus’ Mutter hat alles sehr gut funktioniert." Während die Trillfinger sich über ihren Friedhof im Kino freuen dürfen, kann Rangendingen stolz darauf sein, dass an der Leistung der Kinderdarsteller eine aus dem Ort beteiligt war – auch wenn man sie nicht auf der Leinwand sieht.

Seite 2: Über den Film "Kreuzweg"

"Kreuzweg" ist ein Film des Geschwisterpaares Dietrich (Regie) und Anna Brüggemann (Drehbuch). Er erzählt in 14 Stationen die Geschichte der 14-jährigen Maria (Lena van Acken). Diese wächst in einer Familie auf, die einer sehr strengen Richtung der katholischen Kirche angehört. Maria will ihr Leben dem Glauben widmen, doch der radikale Unterschied zwischen den festen Regeln ihrer Familie, besonders ihrer Mutter (Franziska Weisz), und denen des Pfarrers (Florian Stetter), und ihrem Leben als Schülerin setzt sie unter Druck. Sie wird gehänselt. Am Ende nimmt sie sich das Leben. Bei der diesjährigen Berlinale erhielt der Film den Silbernen Bären für das beste Drehbuch. Er hat eine Spiellänge von 116 Minuten und ist ab zwölf Jahren freigegeben.