Tobias Bacherle, Nicolas Schweizer und Edwin Böckeler in der Fertigung (von links). Foto: Schweizer Electronic

Über Wünsche und Probleme des Leiterplattenherstellers Schweizer Electronic informierte sich Tobias Bacherle von den Grünen.

Tobias Bacherle, Grüner Bundestagsabgeordneter aus Sindelfingen besuchte gemeinsam mit der Sprecherin der Grünen im Kreis Sonja Rajsp-Lauer und Vorstandsmitglied Alexander Rustler das Sulgener Unternehmen Schweizer Electronic.

Nicolas Schweizer stellte sein Familienunternehmen vor. Sein Unternehmen habe sich zum Ziel gesetzt, möglichst klimaneutral zu werden. Der Weg zur Klimaneutralität ist für Schweizer klar: „Das funktioniert, wenn wir zu einer ‚All Electric Society’ werden, wir keine fossilen Brennstoffe mehr brauchen. Wenn unsere Energieversorgung also in aller erster Linie auf Elektrizität beruht.“

Neben der Energiewende, die kommen müsse, fordert Schweizer auch eine Energieeffizienzwende: „Wir müssen aus dem gewonnen Strom das Maximale herausholen.“ Sehr wichtig sei dabei die Gebäudeinfrastruktur und die Einführung von Smart Grids, intelligenten Stromzählern also.

Stromverbrauch senken

In diesem Zusammenhang kommen dann wieder die Produkte von Schweizer ins Spiel. Für die künstliche Intelligenz und die dafür erforderlichen Server werden enorme Strommengen gebraucht. Da könnten die Leiterplatten mit eingebetteten Chips den Stromverbrauch senken. Mit Blick auf China und Südostasien bemerkt Schweizer, dass dort inzwischen die allermeisten Leiterplatten produziert würden. Waren 2000 noch etwa 20 Prozent der Leiterplatten europäischen Ursprungs, seien es heute noch fünf Prozent. „Der Verlust der Produktionsbasis und der Technik macht mir Sorge.“ Anders als bei Halbleitern sei der Rest der Welt bei Leiterplatten vollständig von Asien abhängig. „China braucht keine Leiterplatten aus Europa“, so Schweizer, bestimmte Halbleiter aber schon.

Änderung der Rahmenbedingungen nötig

Bacherle sah etliche Überschneidungen mit den Zielen der Grünen. Ihn interessierte, wie sehr auch die Leiterplattenhersteller von Rohstoffen auch China abhängig seien. Um da eine Änderung herbeizuführen, müsse die europäische und die deutsche Politik die Rahmenbedingungen ändern, forderte Schweizer. In Deutschland werde zu viel reguliert. Die Vorgabe, bei neuen Gesetzen und Vorschriften „One in-one out“ zu verfahren, werde leider nicht eingehalten. Für jede neue Regel eine bestehende abzuschaffen, gelinge nicht.

Gute US-Industrieförderung

Bacherle bestätigte, er höre die Forderung nach Bürokratieabbau, „seit ich denken kann“. Gehe man dann tatsächlich dran, eine Regelung abzuschaffen, kämen regelmäßig Leute die erklärten, „genau diese Regel hat doch einen Sinn“. Von Schweizer wollte er wissen, ob die Politik der Industrieförderung durch die US-Regierung, der Inflation Reduction Act, kurz IRA, ihm zu schaffen mache. Schweizer nannte Präsident Bidens IRA „sehr geschickt“. Die Deindustrialisierung in den USA sei beendet. „Es werden neue Leiterplattenfabriken gebaut.“ Das Pendant, der europäische Chips Act, sei ein guter Anfang, fand er.

Kritik an Vorschriften

Bacherle fragte, welche Vorschriften für Schweizer der „größte Quatsch“ seien. Fertigungsleiter Edwin Böckeler nannte die Datenerfassung im Umweltbereich als weiteres Beispiel. Er habe ein junges Team, das sich um Energieeffizienz im Betrieb kümmere. Die Leute verbrächten „die Hälfte der Zeit mit reporting, also dem Berichte schreiben, statt zu schauen, wie man Energie einsparen könnte“.