Reist hier eine Touristengruppe mit Einkäufen oder eine Bande mit Diebesgut? Jedes Gepäckstück wird kontrolliert. Foto: factum/Weise

Polizei, Bundespolizei und Zoll gemeinsam im Einsatz gegen Einbrecher, Schleuser und Betrüger.

Stuttgart - Der Spediteur hat Ärger bekommen. Weniger mit den Sicherheitsbehörden als mit dem Kunden, für den er einen Sportwagen aus England abgeholt hat. Denn das Fahrzeug ist auf der Ladefläche eines Lastwagens nicht richtig gesichert gewesen, beim Bremsen nach vorne gerutscht und hat nun eine anständige Delle an der Front. Festgestellt wurde das am Montag bei der gemeinsamen Großkontrolle der Landespolizei, Bundespolizei, des Zolls und der Steuerfahndung an der Autobahnraststätte Sindelfinger Wald. Die Verkehrspolizei macht den Mann darauf aufmerksam, dass er das Fahrzeug mit Spanngurten besser festmachen soll, bevor er weiterfahren darf. Sonst ist an seinem Fahrzeug nichts zu beanstanden.

Einbrecher gehen dieses Mal keine ins Netz

Eine ganzheitliche Kontrolle haben die Polizei und der Zoll angesetzt, das heißt, dass alle Fahrzeugarten kontrolliert wurden und die Beamten nach Spuren für die unterschiedlichsten Delikte suchen. Das taten sie im Rahmen der Sicherheitskooperation Baden-Württemberg, zu der sich Landes-, Bundespolizei und Zoll seit 2002 zusammengefunden haben. Schleuser, Einbrecher und Drogenschmuggler sollen unter anderem erwischt werden, aber auch Arbeitgeber, die Sozialbetrug begehen oder ihre Mitarbeiter länger als erlaubt am Steuer eines Lastwagens sitzen lassen.

Am Morgen, als die Kontrollstelle auf dem Parkplatz der Raststätte eingerichtet wurde, war noch Zeit für Scherze. Die Beamten überlegten, ob die „Jäger“, die Streifenwagen und Zivilfahrzeuge, die auf der Autobahn einzelne Verkehrsteilnehmer abfangen und auf den Rastplatz begleiten, überhaupt je wiederkommen würden – der Verkehrsfunk gab den üblichen Berufsverkehrsstau durch. Doch dann lief es flüssig, und für die rund 100 Beamten an der Kontrollstelle ging es Schlag auf Schlag.

Auch Reisegruppen müssen sich kontrollieren lassen

Unterschieden wurde nur nach Fahrzeugtyp. Privatautos und Reisegruppenwiesen die Beamten an eine Station ein, alle gewerblichen Fahrzeuge – Handwerkerbusse und Schwelasttransporte – an die nächste. An der ersten Station staunte eine ganze Busladung japanischer Touristen über die unverhoffte Pause. Einmal alle Pässe zeigen, ein Blick ins Gepäckfach, aber damit ist es noch nicht ausgestanden. Der Reiseleiter machte sich startklar, um übersetzten zu können. Doch was nun noch folgte, dafür bedurfte es keiner Japanischkenntnisse. Ein Steuerfahnder rief in seiner Dienststelle an, in der Hand die Papiere des ungarischen Busunternehmens, das die Japaner durch Europa kutschierte: „Bei Reisebussen prüft die Steuerfahndung, ob unter Umständen noch Zahlungen ausstehen, die beglichen werden müssen, bevor die Reise weitergeht“, erläuterte Thomas Seemann, der Sprecher des Hauptzollamts. Bei den gewerblichen Fahrzeugen werden Lenkzeiten, Ladungssicherung und die Papiere der Mitarbeiter überprüft.

Der Ministerialdirektor und stellvertretende Innenminister Julian Würtenberger (CDU) betonte bei seinem Besuch, dass nicht nur Fahndungserfolge zählen würden. „Es ist auch wichtig, dass wir einen hohen Kontrolldruck aufbauen“, fügte er hinzu. Das gelinge durch den engen Schulterschluss der beteiligten Sicherheitsbehörden.

Im Lauf des Tages wurden 228 Personen und 145 Fahrzeuge kontrolliert. Sechs Autofahrer standen unter Drogeneinfluss, vier hatten Drogen dabei. Auf acht Lastwagen war die Ladung nicht richtig gesichert. Sieben Personen hielten sich illegal ein Deutschland auf. Der Zoll meldete elf Fälle, in denen ein Verstoß gegen das Mindestlohngesetz vermutet wurde und leitete neun Ermittlungsverfahren wegen der Veruntreuung von Soziallleistungen ein, drei weitere wegen Sozialleistungsbetrugs.