Annelies Ismail (links) und ihre Tochter Mona Gabriel stellten ihr neues Buch vor. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Neues Buch erzählt Familiengeschichten und berichtet von Interessantem aus Ägypten / Spezialitäten probiert

Von Bettina Bausch

Gechingen. "Komm mit nach Alexandria! Lass dich bezaubern von dieser Stadt mit den schönen, alten Häusern. Die Promenade am Meer lockt dich mit den Farben des Meeres von tiefblau bis türkis".

So lauten die ersten Sätze in dem Buch, das die Calwerin Annelies Ismail und ihrer Tochter Mona Gabriel geschrieben haben. Die beiden Autorinnen stellten das Werk mit dem Titel "Von hier bis Alexandria" in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Kulturverein Gechingen vor. Dabei war die Liebe der beiden zu der altehrwürdigen Stadt Alexandria zu spüren.

Ismail hat mit ihrem ägyptischen Ehemann und ihren drei Kindern von 1970 bis 1999 in Gechingen gelebt und war deshalb für viele Besucher keine Unbekannte. Auch Ismails erstes Buch "Mein Mann ist Ägypter" ist vielen in guter Erinnerung. Schnell wurde bei der Buchpräsentation deutlich, dass das, was die Schriftstellerinnen jetzt Neues veröffentlicht haben, im Gegensatz zum ersten Buch kaum Persönliches enthält. Stattdessen ist es ihnen großartig gelungen, aufgrund von Erzählungen ihrer in Alexandria lebenden über 90-jährigen Freundin Marie-Luise Nagel zwei Familiengeschichten in lebendiger und oft geradezu spannender Weise dar- zustellen. Hinzu kommt, dass die Autorinnen nicht nur die Personen dieser nach Alexandria eingewanderten Familien einfühlsam darstellen, sondern auch den jeweiligen geschichtlichen Hintergrund beschreiben. Die Leser werden mitgenommen in das pulsierende Leben der faszinierenden ägyptischen Millionenstadt Alexandria, der "Perle des Mittelmeeres". Außerdem erfährt man vieles über wichtige historische ägyptische Ereignisse wie die Inbetriebnahme der ersten Eisenbahnstrecke des Landes im Jahr 1856 und die Eröffnung des Suezkanals nur wenig später.

Ein weiterer Erzählstrang führt in das Österreich, Dalmatien und St. Petersburg des 19. und 20. Jahrhunderts. Auch die bewegte Geschichte Ägyptens während der beiden Weltkriege und der ägyptischen Revolution in den 1950er-Jahren sind lebendig dar- gestellt.

"Ich wollte, dass diese wichtigen Ereignisse in der Geschichte Ägyptens nicht in Vergessenheit geraten", unterstrich Ismail. Doch was die betagte Marie-Luise Nagel in vielen Begegnungen erzählt hat, ist vor allem auch durch das Leben starker Frauen geprägt, die von Europa in die schöne ägyptische Stadt kamen, sich dort mutig be- haupteten und bald heimisch fühlten. Als besonders kraftvolle und engagierte Frauen sind in dem Buch Maria, die Urgroßmutter Nagels und Helene, ihre Urgroßtante geschildert. Auch das Leben der Nachkommen dieser Frauen wird auf interessante Weise nachgezeichnet.

So war die Vorstellung des Buches mit Leseproben nicht nur eine Darstellung interessanter Menschen, sondern gab gleichzeitig Einblicke in die Geschichte Ägyptens und die Lebens- und Denkweise der Bewohner dieses Landes. Damit war das Ziel des Internationalen Kulturvereins Gechingen, nämlich andere Völker und ihre Kulturen besser zu verstehen, weitgehend erreicht. Zudem hatten die zahlreichen Besucher Gelegenheit besondere landestypische ägyptische Spezialitäten zu probieren.

Fabian Streich von der Calwer Modern School of Music verstand es ausgezeichnet, mit eingestreuter stimmungsvoller Gitarrenmusik auflockernde musikalische Akzente zu setzen. Das Buch ist mit authentischen Originalfotos ausgestattet. Es ist im Engeldorfer Verlag Leipzig (ISBN 978-3-86268-403-8) erschienen und kostet 11,50 Euro.