In Nagold war wieder Gartenmesse. Da gab es einiges zu entdecken. Foto: Thomas Fritsch

Gartenmesse und Keramika lockten trotz besonders kühler Temperaturen die Massen nach Nagold. Warme Mahlzeiten waren sehr begehrt. Und alles, was die Vorfreude auf wärmere Tage steigert.

Es war irgendwie die passendste Idee – aber andererseits doch auch ein Omen zum diesjährigen Wetter rund um die Nagolder Gartenmesse und Keramika: Bei der Pflanzaktion der Stadtgärtner vorm Rathaus konnte man sich ausgerechnet Gummistiefel hübsch blumig bepflanzen lassen. Ein echter Hingucker.

Allerdings musste man sich fragen, ob man das wetterfeste Schuhzeug beim angekündigte Dauerregen nicht anders vielleicht noch viel besser hätte brauchen können?

Der Blick in die Wetterapp bestätigte leider, was man beim Rundgang durch die Nagolder Innenstadt bereits deutlich fühlte: Nur knapp über zehn Grad Celsius, „gefühlt“ aber keine acht Grad. Es war für Frühling mit dem Schritt Richtung Sommer deutlich zu kühl.

Härter im Nehmen

Nicht allerdings für das Duo Theo aus Wildberg und Klaus aus Deckenpfronn, das es sich auf den Sitzgelegenheiten draußen vor dem Rathauscafé richtig gut gehen ließ. Okay, Theo mit seinem prächtigen Schnauzer hatte ’nen Janker an. Aber Klaus saß da kurzärmelig. Bei gefühlten acht Grad Außentemperatur. Seine lapidare Erklärung: Es sei halt so warm, wie es sich anfühlt. Frieren tat er jedenfalls offensichtlich nicht.

Im Nordschwarzwald, am Gäurand ist man wohl härter im Nehmen als anderswo. Wobei die deutlich unterkühlte Witterung an diesem Wochenende auch ganz unübliche, gänzlich unerwartete Schnäppchen zeitigen konnte. Zum Beispiel an der Eisdiele ’Punto Gelato’ auf der anderen Seite des Rathauses, schräg gegenüber.

Eisgenuss zu den Eisheiligen

Eine Kugel vom Lieblingseis bestellt man, um es den wetterfesten Theo und Klaus gleichzutun. Sich nicht beirren lassen von dem „Wintereinbruch“, im Volksmund auch den aktuell herrschenden „Eisheiligen“ zugeordnet. Nomen es Omen. Man bekommt im ’Punto Gelato’ an diesem Wochenende: Einen riesen Becher voll Lieblingseis – auch wenn man nur die eine bestellte Kugel bezahlen muss. Man friert sich zwar beim Genuss nonstop die Nasennebenhöhlen zu. Aber extrem lecker ist es trotzdem.

Vielleicht sich anschließend einmal in den warmen Süden träumen? Am Stand von Mario mit seinen Spezialitäten aus Italien, genauer aus den Abruzzen – liegt östlich von Rom -, kann man das ziemlich gut. Seit 1972 lebe er hier in der Region, habe eigentlich in Ergenzingen einen Laden. Aber diesen Stand hier in Nagold, den baue er zweimal im Jahr auf – zur Gartenmesse und zum Urschelherbst. Viel Stammkundschaft versorge er mit seinen Leckereien.

Ulrike und Gerhard kommen aus Hailfingen, wie sie erzählen. Wie Ergenzingen ein Stadtteil von Rottenburg. Da trifft man sich natürlich in Nagold. Aber den leckeren Limoncello von Super-Mario kannten sie noch nicht. Dafür einen der Erntehelfer, die Mario auf einen Bild in der Deko seines Standes bei der gemeinsamen Olivenernte in den Abruzzen zeigt. Das sei ein guter Bekannter von ihnen.

Warteschlangen an den Fressständen

Und – ja, es wirkt: Das Erzählen von der Arbeit im Olivenhain im warmen Italien lässt einen die miesen Temperaturen hier glatt vergessen. Vielleicht ist es aber auch nur der Alkohol in diesem Limoncello, den Mario zum Verkosten herumreicht, der es einem warm ums Herz werden lässt.

Vielleicht sollte man heuer einmal wieder italienisch Kochen? Mit der Sonne des Südens in der Tomatensoße von Mario. Um sich die Wärme des Sommers zumindest herbei zu träumen.

Vielleicht keine so schlechte Idee. Gerade, wenn man sich mal weiter hier auf der Nagolder Gartenmesse so umschaut: An jedem, wirklich jedem der so verführerisch duftenden Fressstände haben sich lange Warteschlangen gebildet. ’Ne warme Mahlzeit, die braucht hier offensichtlich grad jeder. Denn, falls man das noch nicht erwähnt hatte: Trotz der Eisheiligen – oder gerade deswegen – ist die Stadt wieder Nagold-mäßig richtig voll. Parkplätze? Die waren vorhin bei der Fahrt in die Stadt schon wieder Mangelware.

Mit fast schon trotziger Lust

Was einem zu dem Resümee bringt: Nagold kann Events auch bei klammen Wetter und Temperaturen. Die Eisheiligen jedenfalls – am Samstag war das Servatius, am Sonntag Bonifatius – wurden hier mit weit ausgebreiteten Armen empfangen.

Und selbst wenn es regnete, vor allem am Sonntag ein Thema, warteten die Besucher geduldig den Schauer ab, um dann mit doppelter, fast schon trotziger Lust, all die Angebote rund um das Gärtnern und die kreativen Keramikarbeiten zu entdecken. Und bei diesem trüben Wetter wirkten die bunten Blumen gleich noch prächtiger.