Gruppe D: Verdienter 1:0-Sieg gegen Italien. Schiedsrichter verweigert dem Außenseiter klaren Foulelfmeter.

Jorge Luis Pinto kämpfte mit den Tränen. Ungläubig blickte der Trainer von WM-Sensation Costa Rica auf den Rasen und schüttelte immer wieder den Kopf.

Während Andrea Pirlo und Mario Balotelli nach der 0:1-Pleite Italiens gedemütigt vom Platz schlichen, zelebrierten die Profis aus Zentralamerika euphorisiert ihren zweiten Achtelfinal-Einzug bei einer Fußball-WM nach 1990. Der starke Torwart Keylor Navas kniete nieder, Oscar Duarte vergrub sein Gesicht im Gras, und Torschütze Bryan Ruiz sprintete von der Ersatzbank auf seine Mitspieler zu und herzte jeden, der ihm in die Quere kam.

Beim obligatorischen Freudentänzchen war schnell eine Fahne zur Hand – Fans und Spieler feierten den größten Erfolg in der Geschichte des bislang krassen WM-Außenseiters. Ruiz war überglücklich: "An diejenigen, die nicht an uns geglaubt haben, Danke, dass ihr jetzt damit anfangt".

"Wir haben alles gegeben, sie haben sehr gut gespielt. Wir haben jetzt keine Angst, wir müssen nur unsere Akkus wieder aufladen", sagte Italiens Coach Cesare Prandelli ein wenig neben der Realität.

Gegen Uruguay am Dienstag kommt es nun zum Finale um den Achtelfinaleinzug. "Gegen Uruguay werden wir eine großartige Partie spielen. Ich bin überzeugt, dass wir das schaffen", meinte Antonio Cassano. Der "Corriere dello Sport" beschrieb die Niederlage schonungslos: "Italien, was für eine Riesenblamage!"

Nach der bestandenen Dschungel-Prüfung in der Tropenhitze von Manaus mussten die Italiener auch im heißen Nordosten Brasiliens mit Temperaturen um die 30 Grad und extrem hoher Luftfeuchtigkeit zurechtkommen.

Die Zentralamerikaner von Trainer Jorge Luis Pinto bewiesen auch im zweiten Spiel des Turniers, dass sie mehr als ein Außenseiter sind. "Meine Anerkennung für die Mannschaft, sie hat nicht den Kopf verloren. Das costa-ricanische Volk hat das verdient. Der Sieg gehört ihnen", sagte Trainer Pinto.

Die Italiener benötigten fast eine halbe Stunde bis zur ersten Tormöglichkeit. Doch die Costa Ricaner kamen nach einer schönen Flanke des Mainzer Bundesligaprofis Junior Diaz durch einen Kopfball von Ruiz zum verdienten Führungstreffer. Kurz zuvor hatte der Schiedsrichter ein Foul von Giorgio Chiellini an Joel Campbell übersehen und denn Zentralamerikanern den fälligen Strafstoß verweigert.

In der Halbzeitpause kam es vermutlich aus diesem Grunde zu Tumulten zwischen Spielern beider Teams. Mit den eingewechselten Cassano und Lorenzo Insigne sollte die Offensive des viermaligen Weltmeisters belebt werden. Zunächst versuchten es die Italiener mit Distanzschüssen: Erst scheiterte Matteo Darmian knapp (51.), dann Hielt Navas Pirlos 30-Meter-Freistoß (54.). Am Ende hatten die Italiener viel Kraft gelassen, ihnen fiel nicht mehr viel ein – und sie hatten in der Nachspielzeit sogar Glück, nicht das zweite Gegentor zu kassieren.