Einmal am Ball, ist er von diesem kaum zu trennen: Pascal Reinhardt im Nagolder Dress in Aktion. Foto: Eibner

Fußball: Führungsspieler vom VfL Nagold bestreitet eine außergewöhnliche Karriere. 

Der VfL Nagold, souveräner Tabellenführer der Landesliga Staffel 3, hat an sich schon einen klasse besetzten Kader. Mit dem 25-jährigen Pascal Reinhardt hat vor einigen Wochen ein ganz wichtiger Spieler seinen Vertrag bis 2020 verlängert.

Trotz seines jungen Alters hat der gebürtige Hochdorfer in seiner Karriere schon so einiges erlebt. Bereits früh wurde er in die damalige C-Junioren- Bezirksauswahl berufen, wo er auch dem SSV Reutlingen auffiel. Und nach seinem Wechsel zu den Achalmstädtern ging es weiter zu den "Blauen" nach Stuttgart.

Hier wurde dann sogar der FC Bayern auf den talentierten Stürmer aufmerksam. In der bayerischen Landeshauptstadt lief es zunächst bei den Amateuren unter dem späteren Wolfsburg Coach Andries Jonker optimal, Reinhardt erhielt bei den Profis einen Einsatz und erzielte im Testspiel gegen Fürstenfeldbruck zwei Treffer. Trainer war damals Jupp Heynckes.

Mehmet Scholl lässt das Talent beim FC Bayern einfach links liegen

Zwei schwere Verletzungen warfen ihn dann enorm zurück. Hinzu kam, dass nun Mehmet Scholl übernahm. Der ließ den talentierten Stürmer aber links liegen, sodass es Reinhardt ins Saarland zum Ex-Bundesligisten Homburg 08 zog, wo aktuell mit Sven Sökler ein weiterer Spieler aus der Region dem Ball hinterherjagt. Auch die Station bei Mainz 05 war nicht von Glück geprägt, eine Sprunggelenksverletzung brachte dem Hochdorfer eine fast einjährige Zwangspause ein.

Nach einer "Zwischenstation" beim SSV Ulm 1846 startete Reinhardt dann sein bis jetzt größtes Abenteuer. Aus Homburger Zeiten erinnerte sich ein Spieler noch an den Stürmer, dieser spielte inzwischen bei Waitakere United. Der Verein ist in Neuseeland beheimatet und war auf der Suche auf genau dieser Position. Anfangs überlegte der Junge aus dem Gäu noch ein wenig, nach Abhaltung eines Familienrats wagte er aber den Sprung ins Abenteuer – und bereute es nicht, wohnte er doch genau am Meer und konnte in seiner Freizeit schwimmen und surfen wie er wollte.

Für die Kinder möchte er ein Ostercamp anbieten

Nach einem knapp verpassten Meistertitel mit Waitakere war es aufgrund eines etwas komplizierten Spielbetriebs mit Sommer und Wintersaison Zeit, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Mittlerweile hat Reinhardt eine andere Richtung eingeschlagen. In Nagold macht er eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann und ist im Begriff, eine Fußballschule aufzubauen. Bald bietet er auch in Kooperation mit einem Sportartikelanbieter ein Ostercamp für Kinder an.

Mit dem VfL Nagold peilt er mit neun Zählern Vorsprung natürlich den Meistertitel und deren damit verbundenen Aufstieg in die Verbandsliga an. Mit elf Treffern in drei Vorbereitungsbegegnungen setzte er schon mal für die kommenden Gegner ein dickes Ausrufezeichen. Wenn sein Vertrag in Nagold ausläuft und die Lehre beendet sein wird, ist Reinhardt gerade 27 Jahre alt, also im besten Fußballalter. Und wer weiß, vielleicht geht ja dann nochmal ein Türchen nach oben auf – wenn er denn verletzungsfrei bleibt.