Das passiert selten. Kickers-Trainer Tobias Flitsch und 08-Coach Jago Maric hatten beim 0:2 der Villinger zwei völlig unterschiedliche Spiele gesehen. In einem anderen Punkt waren die beiden Übungsleiter aber einer Meinung.

"Bis auf die Großchance von Benedikt Haibt in der ersten Hälfte haben wir das Spiel ganz klar dominiert, waren sehr ruhig, kompakt und haben eigentlich keine Torchance vom Gegner mehr zugelassen. Der 2:0-Erfolg war verdient", analysierte Tobias Flitsch das Oberliga-Spitzenspiel. "Wir waren spielerisch insgesamt das klar bessere Team. Die Kickers haben es fast ausschließlich mit langen Bällen versucht. Hier war mehr drin", meinte dagegen Jago Maric.

Dabei lagen beide Trainer – aus ihrer Sicht – durchaus richtig. Die Kickers arbeiteten gut gegen den Ball, kauften gerade in den ersten 30 Minuten den Villingern über Zweikampfstärke und hohe Laufbereitschaft den Schneid ab. "Da waren wir zu passiv", sah auch Mittelfeldabräumer Gianluca Serpa zu Beginn bessere Stuttgarter, die verdient durch den Ex-Nullachter Daniel Niedermann früh (9.) in Führung gingen.

Doch danach hatte nicht nur Kapitän Haibt (18.) die Großchance zum 1:0, sondern der bisherige Spitzenreiter fand über mehr Ballbesitz und einem sicheren Spielaufbau auch besser ins Spiel. "Wir hatten danach gute Chancen", dachte Angreifer Damian Kaminski vor allem an die Möglichkeiten zwischen der 58. und 68. Minute. Doch der Ball wollte einfach nicht ins Netz der Stuttgarter. "Wir hätten vorne den letzten Ball besser spielen müssen", weiß auch Maric, dass seine Schützlinge oft im entscheidenden Moment die notwendige Ruhe und Cleverness an diesem Tag etwas vermissen ließen. Auch nach der Ampelkarte für Dragan Ovuka (69.) versuchten die Villinger noch einmal alles, doch dann ließ der starke Mijo Tunjic (83.) mit dem 2:0 die Hoffnungen auf zumindest einen Punkt platzen.

Tevfik Ceylan

In Sachen Spielanalyse lagen die Coaches also weit auseinander, in Sachen Lage der Liga herrschte dagegen Einigkeit. "Es wird auch weiter sehr eng in der Tabelle zugehen", sieht Flitsch – neben seinem Team und den Nullachtern – zahlreiche weitere Mannschaften, die noch lange um den Aufstieg kämpfen werden. Dies erwartet auch Maric. "Es ist nichts passiert. Wir sind weiter vorne dabei. Und dies wollen wir auch bleiben."

Nullachter-Geflüster

Strahlender Niedermann

Ausgerechnet Daniel Niedermann brachte die Kickers im GAZI-Stadion mit 1:0 in Führung – sein erstes Saisontor. "Am Ende zählen die drei Punkte. Es ist egal, wer die Tore erzielt", stellte der Ex-Nullachter klar. Der Innenverteidiger war erst zum zweiten Mal für die Startelf des neuen Tabellenführers nominiert worden. "Wir haben relativ wenig zugelassen", freute sich Niedermann über die stabile Defensive der Kickers.

Der lange Weg

2650 Zuschauer waren unterhalb des Stuttgarter Fernsehturms dabei, darunter rund 250 Anhänger der Nullachter. Diese hatten in ihrem Stehblock weite Wege vor sich, wollten sie an Getränke oder eine Stadionwurst kommen. "Das geht gar nicht", meinte ein 08-Fan, nachdem er gut 20 Minuten gebraucht hatte, um seinen Hunger und Durst zu stillen.

Tevfik Ceylan

Der Villinger hatte bekanntlich nach dem SBFV-Pokal-Spiel in Neustadt entschieden, nicht mehr für die Nullachter zu spielen. Nun lief der Mittelfeldspieler am Wochenende beim 0:0 der Landesliga-Reserve gegen Denkingen auf. "Tevfik ist auf uns zugekommen, ist wieder motiviert. Nach einem Gespräch mit Jago Maric und mir haben wir entschieden, dass er bis zur Winterpause für die Landesliga-Mannschaft spielen wird. In der Vorbereitung kann er sich dann für die Oberliga-Elf empfehlen. Er fängt aber wieder bei Null an. Jeder Mensch hat immer eine zweite Chance verdient", betonte Arash Yahyaijan, der Sportvorstand der Nullachter.

Cristian Gilés

Der Württembergische Fußballverband (WFV) hat dem Einspruch des SSV Reutlingen gegen das Urteil von acht Spielen Sperre für Cristian Gilés nicht stattgegeben. Dies sorgte für heftige Diskussionen auf der SSV-Facebook-Seite. Sogar der WFV postete dann eine Nachricht. "Am besten lassen wir die Anhänger des SSV Reutlingen zukünftig selbst über die Höhe des Strafmaßes entscheiden. Mal sehen, wie dann eine Tätlichkeit, Anspucken und Stuhlwerfen bewertet werden. Oder die Ohrfeige eines Reutlinger ›Fans‹ gegen einen auf dem Platz stehenden, gegnerischen Spieler", ist dort nachzulesen.

Fairplay

Als erster Villinger kassierte Dragan Ovuka bei den Kickers in dieser Saison einen Platzverweis (Ampelkarte). Dennoch stellen die Nullachter in der Oberliga Baden-Württemberg weiter das fairste Team. Schlusslicht ist hier der SSV Reutlingen mit drei Ampelkarten und einem glatten Feldverweis.