Tief im Bergwald zwischen dem Linacher und Uracher Tal liegt dieses alte Schwarzwaldhaus. In dem wurde in der Neujahrsnacht ein junges Paar aus Norddeutschland überfallen, gefesselt und ausgeraubt. Foto: Liebau

Neue Erkenntnisse zum brutalen Raub-Überfall: Täter half dem Paar Schneeketten aufzuziehen. Fahndung dauert an.

Furtwangen/Donaueschingen - Vom Helfer zum Peiniger: Nach dem spektakulären Raubdelikt auf ein junges Pärchen in einer abgelegenen Hütte in Furtwangen-Linach werden brisante Details bekannt. So trat der Tatverdächtige tags zuvor gegenüber den späteren Opfern als hilfsbereiter Bürger auf. Die Fahndung läuft weiterhin intensiv.

Die Geschichte nimmt immer kuriosere Formen an und selbst die Polizei spricht von einem "unglaublichen Fall": Das junge Pärchen aus Nordwestdeutschland, 34 und 25 Jahre alt, wollte einen idyllischen Start in das neue Jahr erleben und suchte sich dafür eine einsame Hütte in Linach. Auf ihrem Weg dorthin beschlossen die beiden zuvor aber, in Furtwangen Schneeketten auf ihr Mietfahrzeug aufzuziehen. Unterstützung erhielten sie dabei von einem hilfsbereiten Mann, der zu Fuß unterwegs war. Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht wissen konnten: Sie ließen sich wohl von jenem Unbekannten helfen, der sie später ausrauben wird. "Die Ermittlungen ergaben, dass der von der Überwachungskamera der Bank fotografierte Tatverdächtige tags zuvor offenbar zufällig Kontakt mit seinen späteren Opfern hatte", erklärt hierzu Polizeipressesprecher Michael Aschenbrenner.

Arglos erzählten die Auswärtigen dem scheinbar sehr hilfsbereiten Mann, dass sie den Jahreswechsel auf der einsamen Berghütte verbringen wollen – und brachten sich damit selber in Gefahr. Denn gegen 5 Uhr morgens wurden die beiden unsanft aus dem Schlaf gerissen. Ein Unbekannter bedrohte und blendete sie mit einer Taschenlampe (wir berichteten). Anschließend fesselte er sie mit Klebeband und flüchtete mit deren Mietwagen und Bank- und Kreditkarten. Zwei Stunden später hob er am Geldautomat der Donaueschinger Volksbank in der Käferstraße 500 Euro ab und wurde dabei von den Überwachungskameras fotografiert.

Sein Fluchtfahrzeug wurde später unverschlossen im Donaueschinger Stadtgebiet aufgefunden – seitdem ist der Aufenthaltsort des Räubers unbekannt. Nach der Veröffentlichung der Fahndungsbilder gingen bei der Kriminalpolizeidirektion in Rottweil zahlreiche, auch bundesweite Hinweise aus der Bevölkerung ein. Die Abklärungen sind laut Polizei voll im Gange. "Aus ermittlungstaktischen Gründen können zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch keine näheren Angaben zum Ermittlungsstand gemacht werden", so Aschenbrenner. Jedoch vermuten die Ermittler laut dem Polizeisprecher, dass der Täter zunächst zu Fuß auf der Flucht war.

Obwohl die Opfer zuvor auf den Tatverdächtigen getroffen sind, konnten sie keine nähere Personenbeschreibung geben. "Sie waren offenbar so mit dem Aufziehen der Schneeketten beschäftigt, dass die Beschreibungen nur überaus vage sind", berichtet Aschenbrenner. Er gibt zudem zu bedenken, dass der "hilfsbereite Mann" und die Person, die das Geld abgehoben hat, auch lediglich ein Kumpane des eigentlichen Täters in der Berghütte sein könnten. Denn: "Da das Paar von der Taschenlampe geblendet wurde, konnte sie keinerlei Beschreibungen zum Täter abliefern." Von diesem Tatverlauf gehe man zurzeit jedoch nicht aus. Nicht geklärt ist außerdem, wie der Täter letztendlich die Hütte gefunden hat, zu der ein Fußmarsch von rund 30 Minuten nötig ist. Möglich sei hierbei auch, dass er sich bei Ortsansässigen erkundigt hatte, um nach dem genauen Weg zu fragen.

Die Ermittlungen der Polizei sind daher noch voll im Gange, um die zahlreichen Fragen zu klären, aber auch den Hinweisen nach zu gehen, um diesen für den Kreis, außergewöhnlichen Fall schnellstmöglich zu klären.

Weitere Informationen: Zeugen werden dringend gesucht, sie sollen sich umgehend unter der Telefonnummer 0741/47 70 mit der Kriminalpolizeidirektion Rottweil oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung setzen.