Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: Peter-Michael Petsch

Friedrichsbau-Varieté: Berliner Absolventen der Akademie für Artistik zeigen ihr Können.

Stuttgart - Dem Publikum stockt der Atem. Max Loos rast mit dem Kopf voraus etwa acht Meter auf den Boden des Friedrichsbau-Varietés zu. Der 20-Jährige umklammert mit den Beinen eine Stange und rutscht scheinbar ungebremst abwärts. Kurz bevor seine Nase den Boden berührt, stoppt er aber den freien Fall. Erleichterung unter den Zuschauern.

Max Loos ist einer von neun ehemaligen Schülern, die am Mittwochabend das Stuttgarter Publikum in Staunen versetzt haben. Die Absolventen der staatlichen Akademie für Artistik Berlin gehen seit 2005 jedes Jahr auf Tournee durch ganz Deutschland. Es ist eine Abschlussfahrt der besonderen Art. Stuttgart bildet dabei traditionell den Höhepunkt, wie Tourmanager Maik M. Paulsen sagt. „Wir gastieren mit Abstand am längsten in Stuttgart, dafür sind wir dem Friedrichsbau-Varieté sehr dankbar.“ Er ist selbst ein Abgänger der Akademie und gehört zu den Erfindern der Absolventenshow.

Nach dem Schulabschluss auf große Deutschlandtournee

„Wir waren geprüfte Akrobaten, aber niemand kannte uns“, so Paulsen. So entstand die Idee, nach dem Schulabschluss auf große Deutschlandtournee zu gehen. Die Artistenakademie in Berlin ist eine richtige Schule, dort werden Schüler von der fünften Klasse bis zum Abitur in Mathe, Deutsch und allen anderen ordentlichen Schulfächern unterrichtet. Auf dem Lehrplan stehen aber auch Jonglieren, Trapez und Trampolin. „Der Aufenthalt in Stuttgart ist für die Absolventen Gold wert“, sagt Tourmanager Paulsen. Sie alle werden sich als freiberufliche Artisten bewerben müssen, wenn die Tournee am 4. September beendet ist. „Das macht schon ein wenig Angst“, sagt die 19-jährige Marie Oldenbourg. Doch an einen bürgerlichen Beruf denkt keiner von den neun Nachwuchskünstlern. „Wer bis hierher gekommen ist, der gibt nicht so schnell auf“, sagt die 20-jährige Sarah Stiefel. Sie hat sich auf Luftakrobatik mit Ketten spezialisiert.

Der Titel S.P.O.R.T. ist eher ein loser Rahmen für die Kunststücke der Artisten, denen man deutlich anmerkt, dass sie jahrelang miteinander trainiert haben. Und keiner von ihnen beherrscht nur eine Disziplin. Sie tanzen, singen und machen Percussion. „Es ist sehr wichtig, dass man vielseitig ist“, sagt Sarah. Was sie vorhat, wenn sie nicht mehr an Ketten in der Luft herumwirbeln kann, weiß die 20-Jährige nicht. „Das sehe ich, wenn es soweit ist“. Vielleicht braucht man in diesem Job auch ein wenig das Vertrauen darauf, das schon alles gut gehen wird.

„Hinfallen gehört dazu, Aufstehen auch“

Als Max Loos wie ein Wiesel an seiner Stange hinaufgeht, fällt er aus zwei Metern Höhe zu Boden. Doch genauso schnell ist er wieder oben, und im nächsten Anlauf klappt alles wunderbar. „Hinfallen gehört dazu, Aufstehen auch“, sagen seine Kameraden nach der Show. Für das Friedrichsbau-Varieté ist die Show der jungen Artisten nicht nur Nachwuchsförderung. „Die Show läuft seit Jahren sehr gut und es gibt in Stuttgart schon einen festen Kreis von Fans“, sagt Mascha Hülsewig, die Sprecherin des Varietés.

Die Absolventenshow S.P.O.R.T. gastiert bis zum 22. Juli in Stuttgart. Tickets gibt es ab 23 Euro, ermäßigt für 16 Euro. Montags ist Spielpause.