An der Theodor-Gerhardt-Schule sind für eine Ganztagsschule einige Investitionen nötig. Foto: Breitenreuter

Gemeinderat befürwortet Anträge. Stadt muss Aufsichtspersonal stellen. OB Julian Osswald: Wichtiger Standortfaktor.

Freudenstadt - Ab dem Schuljahr 2015/16 wird es in Freudenstadt zwei weitere Ganztagsgrundschulen geben. Der Gemeinderat befürwortete entsprechende Anträge für die Theodor-Gerhardt-Grundschule in Freudenstadt und die Forchenkopfschule im Stadtteil Wittlensweiler.

Die beiden Schulen hatten umfangreiche Unterlagen und jeweils ein pädagogisches Konzept zur Beratung im Gemeinderat vorgelegt. Der Ausschuss für Verwaltung, Tourismus und Soziales (VTS) hatte die beiden Anträge ebenfalls befürwortet. Bisher ist die Hartranftschule die einzige Grundschule mit Ganztagsbetreuung. 120 Schüler nutzen dieses Angebot und es gibt eine Warteliste. Schon deshalb befürwortete Oberbürgermeister Julian Osswald das Ganztagsangebot auszubauen. Dies sei für die Stadt auch ein wichtiger Standortfaktor.

Petra Weinbrecht, Leiterin des Amts für Bildung, Familie und Sport, erläuterte das Konzept für die Theodor-Gerhardt-Schule. Es sieht vor, dass neben einem Ganztagsangebot in Wahlform auch die bereits bestehende Kernzeitbetreuung von 7 Uhr bis Schulbeginn und nach Schulende bis 13.30 Uhr fortgeführt wird. Allerdings entfalle bei einer Ganztagsschule der bisherige Zuschuss des Landes für die Kernzeitbetreuung, erläuterte sie.

Die Stadt Freudenstadt müsse für die Betreuung und Aufsicht während des Mittagessens Personal stellen und für die räumlichen und sachlichen Ressourcen sorgen, so Weinbrecht weiter und nannte Kosten von etwa 44.000 Euro pro Jahr.

Anders sieht es laut Petra Weinbrecht bei den Investitionen aus. Für Umbaumaßnahmen müsse man bei der Theodor-Gerhardt-Schule etwa 419.000 Euro rechnen, und vom Land könne man nur mit etwa 50.000 Euro Zuschuss rechnen. Dazu bemerkte OB Osswald, er sei überzeugt, "dass wir die 44.000 Euro schaffen", aber beim Raumprogramm müssten noch Alternativen geprüft werden. "Die 419.000 Euro kriegen wir so nicht hin".

In der Diskussion über die Theodor-Gerhardt-Schule regte Stadträtin Anita Zirz (SPD) an, zu prüfen, ob die Kepler-Werkrealschule die Räume, die sie in der Theodor-Gerhardt-Schule nutzt, überhaupt noch benötigt. Zur Finanzierung schlug sie vor, eventuell die Elternbeiträge für die Kernzeitbetreuung zu erhöhen.

Das lehnte aber Stadträtin Bärbel Altendorf-Jehle (Bürgeraktion) ab. Sie stellte stattdessen in Frage, ob die Kernzeitbetreuung bei einer Ganztagsschule noch notwendig ist, denn der Unterschied betrage gerade mal zwei Stunden. Doch Petra Weinbrecht machte deutlich, dass es viele Eltern gebe, die das Ganztagsangebot nicht nutzen, weil sie nur halbtags arbeiten und ihre Kinder zum Mittagessen mit nach Hause nehmen wollen.

Auch Stadtrat Wolfgang Tzschupke (Freie Wählervereinigung) befürwortete die Ganztagsschule, erinnerte aber an das Schulentwicklungskonzept und meinte, man müsse sich mal ausführlich austauschen, wie sich die Schullandschaft in Freudenstadt weiterentwickeln soll. Der Oberbürgermeister wies jedoch darauf hin, dass sich das Schulentwicklungskonzept nur mit den weiterführenden Schulen befasse.

Auf einen Einwurf von Stadtrat Andreas Bombel (CDU) man könnte sich auch mit der Frage der Betreuung und somit den Kosten auch noch später befassen, entgegnete Julian Osswald, dass man die Kosten beim Beschluss sehr wohl gleich berücksichtigen sollte. Wenn sich Möglichkeiten einer ehrenamtlichen Beteiligung ergeben, sei das nur von Vorteil.

Bei der Forchenkopfschule ist der Sachverhalt ähnlich, jedoch will diese auf die bisherige Kernzeitbetreuung verzichten. Wie Petra Weinbrecht erläuterte, sind in der Schule auch keine große Umbauten notwendig. Lediglich eine Küche für die Essensausgabe und ein Essensraum müssten geschaffen werden. Die Kosten belaufen sich dafür laut Petra Weinbrecht auf 56.000 Euro. Für die Aufsicht beim Mittagessen rechnet sie mit 26.000 Euro pro Jahr. Dafür entfallen Kosten für die Kernzeitbetreuung von 16.000 Euro.

Im Gemeinderat kam die Frage auf, ob man in Wittlensweiler die Kernzeitbetreuung einfach wegfallen lassen kann. Stadträtin Daniela Sabjan wollte wissen, ob beim Wegfall Kinder aus Wittlensweiler in andere Schulen abwandern könnten. Schulleiter Klaus Schmid-Krimmer bemerkte dazu, dass man bei der Umfrage zur Ganztagsschule nach der Kernzeitbetreuung gar nicht gefragt habe. Es habe ein klares Signal von den Eltern gegeben, das Ganztagsangebot einzuführen.

Zum Wechsel von Schulen erläuterte Petra Weinbrecht, dass es Schulbezirke gebe. Kinder müssten grundsätzlich in die Schule gehen, in deren Bezirk sie wohnen. Dass zurzeit einige Kinder aus Wittlensweiler die Hartranft-Grundschule besuchen, liege daran, dass es in Wittlensweiler keine Ganztagsbetreuung gibt. Man habe aber nicht vor diese Schüler wieder "umzusiedeln".

Stadträtin Anita Zirz fragte, ob man nicht auch den Gemeinderaum in der Erwin-Hils-Halle als Mensa nutzen könnte. Damit sei das Gesundheitsamt nicht einverstanden, antwortete Petra Weinbrecht. "Kann man die Kernzeitbetreuung bei Bedarf wieder einführen?", fragte Stadträtin Bärbel Altendorf-Jehle. Dies sei möglich, entgegenete der OB. Die Anträge auf Ganzstagsangebote wurden für beide Schulen einstimmig beschlossen.