Radfahrer waren auf dem Freudenstädter Marktplatz bislang nicht erwünscht. Nun wird das Verbot aufgehoben. Foto: Archiv

Gemeinderat bringt 50-Punkte-Programm auf den Weg. Marktplatz und Forststraße werden für Radler freigegeben.

Freudenstadt - Sicher und komfortabel mit dem Rad durch die Stadt: In seiner jüngsten Sitzung brachte der Gemeinderat ein 50 Punkte umfassendes Maßnahmenpaket auf den Weg, das Freudenstadt für Radfahrer attraktiver machen soll.

Die Verkehrsplaner der Dr. Brenner Ingenieursgesellschaft hatten die Stadt aus der Radfahrerperspektive unter die Lupe genommen. Und dabei, wie ein Vertreter des Straßenplanungsbüros dem Gremium erläuterte, "schöne Situationen und weniger schöne" vorgefunden. Wobei der Bereich um den Marktplatz für die Planer eindeutig in die zweite Kategorie fällt. "Am Stadtzentrum fällt auf, dass eine eigene Radverkehrsplanung nicht existiert." Ohnehin habe Freudenstadt einen sehr geringen Radanteil, dafür aber ein umso größeres Verbesserungspotenzial, so der Planer.

Wie dieses Potenzial am besten zu heben ist, bekamen die Mitglieder des Gemeinderats Punkt für Punkt dargelegt. Alles in allem, so der Verkehrsplaner, müssten Radfahrer im Stadtbild präsenter werden. Dafür brauche es eine bessere Kennzeichnung bestehender Radwege, mehr Schutzstreifen und Radfahrstreifen entlang der zentralen Verbindungsstraßen, hie und da einen neuen Radweg und vor allen Dingen mehr Abstellmöglichkeiten für Drahtesel. Namentlich im Bereich der Bahnhöfe. Dort, führte der Experte aus, müsse man vor allen Dingen die Berufspendler im Blick haben. Denn die wollten ihr Rad nicht einfach irgendwo abstellen. Der Fachmann plädierte für abschließbare Radboxen, in denen neben dem Fahrrad auch die restliche Ausrüstung untergebracht werden kann.

"Es gibt noch sehr viel zu tun. Aber das, was wir vorgestellt haben ist ein guter Einstieg", fasste der Verkehrsplaner zusammen. Auf besondere Unfallschwerpunkte waren die Planer im Übrigen nicht gestoßen. Gefährlich werde es für Fahrradfahrer aber immer dann, wenn sie aus einem wenig frequentierten Bereich auf eine Hauptverkehrsstraße wechseln.

Wie diese Gefahrenstellen am besten zu entschärfen seien, war indessen nur eines der Themen, die den Gemeinderat beschäftigten. Es war vor allen Dingen die Freigabe von Marktplatz und Forststraße für Radfahrer, die auf ein geteiltes Echo stieß. Räte wie Hermann John und Beate Gaiser (beide FWV) werteten diesen Schritt als längst überfällig. Das, so John, "spiegelt die Realität in einer touristisch geprägten Stadt wider". Fraktionskollege Friedrich Volpp plagten hingegen Bedenken: "Bei der Freigabe des Marktplatzes habe ich Bauchschmerzen." Oberbürgermeister Julian Osswald sah das Miteinander von Radlern und Fußgängern weniger kritisch: Nach einer Umgewöhnungsphase "wird sich das einspielen".

Wann und in welchem Umfang das 50-Punkte-Programm nun umgesetzt wird, wird der Gemeinderat entscheiden. Im Haushalt stehen rund 240.000 Euro bereit, in der zweiten Hälfte des Jahres wird sich das Gremium an die Erstellung einer Prioritätenliste machen. "Sie fassen jetzt einen Grundsatzbeschluss. Planung und Kostenkalkulation kommen später. Was wann und in welchem Umfang umgesetzt wird, entscheiden Sie", so der OB zum Gemeinderat.