Verena Bentele legte im Kurhaus einen unverkrampften Auftritt hin. Foto: Schade Foto: Schwarzwälder-Bote

Verena Bentele berichtet im Kurhaus von Erfolgen im "Omasport" und Nahles-Anruf

Von Arno Schade Freudenstadt. "Viele Leute im Publikum kenne ich gut, da muss ich heute vorsichtig sein, was ich sage." Bereits die Einleitung des Vortrags von Verena Bentele bei der Veranstaltung des Lions-Clubs im Kienbergsaal deutete an, was die folgenden 90 Minuten bringen sollten: Ein unverkrampfter Auftritt der vielfachen Paralympicsiegerin im Skilanglauf und Biathlon mit viel Humor und Selbstironie. Daneben gab es aber auch ernstere Zwischentöne und Ratschläge zum Thema Kontrolle und Vertrauen, die die von Geburt an blinde 32-Jährige auch in einem gerade veröffentlichten Buch niedergeschrieben hat.

Schon vor der Veranstaltung hatte es ein freudiges Wiedersehen der nach ihrem fünffachen Goldtriumph bei den "Bentelics" in Vancouver 2010 zurückgetretenen Behindertensportlerin mit ehemaligen Weggefährten gegeben. Nach Freudenstadt angereist waren unter anderen Ski nordisch-Bundestrainer Ralf Rombach und Teammanager Martin Haag sowie die Biathlon-Siegerin von Sotschi, Anja Wicker, und der Baiersbronner Paralympics-Teilnehmer Tino Uhlig.

Der Vorstellung ihrer Sportart widmete Verena Bentele nach der Begrüßung durch den Lions-Club-Präsidenten Hans-Jürgen Böckle auch den ersten Teil ihrer Ausführungen, obwohl sie ab dem Alter von drei Jahren zunächst nur auf Alpinski unterwegs gewesen war, "immer im Schlepptau meiner Eltern, das war nicht so cool". Zum "Omasport" Skilanglauf kam sie erst nach ihrem Wechsel zur Blindenschule in Heiligenbronn bei Schramberg, "denn für den Kurs in Österreich bekam man vier Tage schulfrei."

Kraft, Kondition und Koordination seien die wichtigsten Komponenten beim Skilanglauf, erläuterte Verena Bentele, aber für sie als blinde Sportlerin kam ein weitere hinzu, das Vertrauen in den Begleitläufer: "Man braucht da auch einen Kerl mit klaren Ansagen, das gilt aber nur für den Sport!" Ohne das wieder gewonnene Vertrauen in den ehemaligen Guide ihres Bruders hätte sie nach einem schweren Unfall 2009, inneren Verletzungen an Leber und Niere, einem Kreuzbandriss sowie Verletzungen an beiden Händen nicht das erstaunliche Comeback in Kanada geschafft. So Verena Bentele im Gespräch mit Moderator Jens Zimmermann, selbst seit den Weltmeisterschaften 1996 in Sunne als Pressesprecher des Ski-nordisch-Teams eine der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, die von Arbeitsministerin Andrea Nahles höchstpersönlich per Handy von ihrer geplanten Ernennung erfahren hat.

"Ein sperriger Titel, den sollte ich in den nächsten vier Jahren vielleicht ändern", meinte die zudem mit der vierthöchsten Stimmenzahl in den Münchener Stadtrat gewählte Neu-Politikerin, die dadurch ein Leben in zwei Städten mit einem vollen Terminkalender führt und sich auch zu den Themen Inklusion und Barrierefreiheit bereits routiniert wie ein Talkshow-Profi äußert. Dazwischen besteigt sie auch noch den Kilimandscharo, fährt im Tandem das Langstreckenrennen Oslo-Trondheim und hat auch ihre Wurzeln nicht vergessen: "Der von Roland Frey geführte Verein zur Förderung des nordischen Behinderten-Skisports ist eine der wichtigsten Säulen der Nachwuchsförderung in Deutschland; auch ich habe ihm viel zu verdanken." Deshalb verzichteten sie und Jens Zimmermann auch auf ein Honorar, da dem Verein der komplette Erlös der mit einer Frage- und Buchsignierrunde beendeten Veranstaltung zufließen wird.