An der Falkenrealschule wird es nach den Vorgaben des Landes neue Entwicklungen geben. Foto: Schwark Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Bekenntnis zur Werkrealschule

Die Stadt Freudenstadt wird an ihrem bewährten städtischen Schulsystem festhalten. Dies beschloss am Dienstag der Gemeinderat einstimmig (siehe Info) nach einem rund einjährigen Prozess der regionalen Schulentwicklung.

Von Hartmut Breitenreuter

Freudenstadt. Die Entscheidung des Gemeinderats erfolgte erwartungsgemäß, nachdem in einer Klausurtagung bereits die Weichen gestellt worden waren (wir berichteten).

Petra Weinbrecht, Leiterin der Amts für Bildung, Familie und Sport, erläuterte das Verfahren zur Schulentwicklung, dass durch die Entscheidung der Landesregierung zur Weiterentwicklung der Realschule mit der Möglichkeit dort auch den Hauptschulabschluss zu absolvieren, eine Wende genommen hatte.

Die pädagogische Ausrichtung und Konzeption einer möglichen Gemeinschaftsschule hatte den Gemeinderat nicht überzeugt. Als Ergebnis kam bei der Klausurtagung heraus, dass in Freudenstadt weder eine Schulart eingerichtet, noch geändert oder aufgehoben werden soll.

Dies bekräftigte Oberbürgermeister Julian Osswald in der Gemeinderatssitzung: "Wir sind der Meinung, dass das Schulsystem in Freudenstadt hervorragend funktioniert". Es gebe keinen Grund für die Befürchtung, dass die Werkrealschule ausstirbt. Mit 33 Anmeldungen sei die Werkrealschule in diesem Jahr weit weg von der Mindestzahl 16.

Die Werkrealschule sei auch für Flüchtlingskinder wichtig. Sie sei kein Auslaufmodell, betonte der OB. In der Umgebung gebe es zwei Gemeinschaftsschulen, so dass auch diese Wahlmöglichkeit bestehe.

Im Großen und Ganzen bestätigten alle Fraktionen die Argumente von Osswald. Lediglich Stadtrat Eberhard Haug (SPD) störte sich daran, dass die Ergebnisse der Klausurtagung durch eine Veröffentlichung im Schwarzwälder Boten im Vorfeld bekannt geworden waren. "Warum sitzen wir dann hier?", fragte er sich. Eine Klausurtagung sei eine vertrauliche Angelegenheit. Dem Widersprach OB Julian Osswald. Denn mit der Versendung der Sitzungsunterlagen für die Stadträte sei das Ergebnis öffentlich geworden.

Stadtrat Andreas Bombel (CDU) meinte, dass die Werkrealschule beweise, dass sie auch Kinder aus schwierigen Verhältnissen zu einem schulischen Erfolg führen und erziehen kann. Stadträtin Beate Gernsheimer (Freie Wähler) begrüßte den Beschlussvorschlag der Stadt und ergänzte, dass sich der Gemeinderat in Zukunft vor allem mit der räumlichen Situation an den Schulen befassen müsse.

Stadtrat Günter Braun (SPD) begrüßte den Beschlussvorschlag der Stadt. Das dreigliedrige Schulsystem sei jedoch nur für Freudenstadt optimal. "Auf dem flachen Land" sei jedoch ein zweigliedriges System die einzige Chance, denn dort sei es ein Problem, die Hauptschulen zu erhalten. Für die Kepler-Werkrealschule wünschte er sich baldmöglichst einen guten Schulleiter.

Elisabeth Gebele von der Bürgeraktion zeigte sich froh, dass das "Gespenst" Gemeinschaftsschule oder Schulverbund vom Tisch ist. Doch man müsse den Eltern auch zugestehen, die Kinder auf eine Gemeinschaftsschule zu schicken. Dies dürfe nicht am Geldbeutel scheitern, deshalb müsse sich die Stadt überlegen, sich eventuell an Fahrtkosten zu beteiligen. Das werde man im Auge behalten, versprach Bürgermeister Gerhard Link.

Der Beschluss des Gemeinderats zur Schulentwicklung in Freudenstadt hat folgenden Wortlaut:

n 1. Das seit dem 18. November 2014 eingeleitete Regelverfahren nach dem Schulgesetz wird abgeschlossen.

n 2. Die Überlegungen zur Einrichtung einer Gemeinschaftsschule beziehungsweise Umwandlung einer bestehenden weiterführenden Schule zu einer Gemeinschaftsschule in Freudenstadt werden abgeschlossen. Die bisherigen Schularten der Sekundarstufe I in städtischer Trägerschaft (Werkrealschule, Realschule, Gymnasium) werden beibehalten, soweit dies gesetzlich möglich ist.

n 3. Der Gemeinderat würdigt die bisherige Arbeit der Werkrealschule – Keplerschule – und bekräftigt ausdrücklich, dass diese Schulart in Freudenstadt fortgeführt werden soll.

n 4. Die Verwaltung wird beauftragt, die Falkenrealschule – wie gesetzlich vorgesehen – weiterzuentwickeln (insbesondere Ermittlung Raumbedarf, Standortfrage der Schulen in städtischer Trägerschaft, möglicher Ganztagsbetrieb beziehungsweise Nachmittagsangebote an der Falkenrealschule).