Ein Notarztwagen am Krankenhaus Horb Foto: Hopp

Kardiologie sieht kein Rettungsdienst-Konflikt. Facharzt Bea: Zahl aus Horb um 34 Prozent gestiegen.

Kreis Freudenstadt - Macht der Rettungsdienst um das Krankenhaus Freudenstadt einen Bogen? Die Kardiologie vermeldet ein deutliches Nein.

Gegenüber dem Schwarzwälder Boten hatten Rettungsdienstmitarbeiter davon berichtet, dass sie eher die Krankenhäuser in Nagold und Tübingen ansteuern (wir berichteten). Dem widerspricht man in Freudenstadt: Die Kardiologie im Krankenhaus Freudenstadt könne auf deutlich steigende Fallzahlen verweisen. "Die Zahl der Patienten aus dem gesamten Kreis Freudenstadt und darüber hinaus sind im Vergleich zum Vorjahr weiter gestiegen. Vor allem aus Horb reden wir von 34 Prozent mehr. Hierbei handelt es sich zum großen Teil um Notfälle", so Florian Bea, Facharzt für Herzerkrankungen und Leiter der Medizinischen Klinik II bei den Krankenhäusern Landkreis Freudenstadt gGmbH (KLF).

 Florian Bea führt die steigenden Fallzahlen auf das "ständig wachsende Vertrauen von Patienten und niedergelassenen Ärzten ins Freudenstädter Krankenhaus und in die Kardiologie" zurück. In seiner Abteilung stehe seit gut zwei Jahren ein eingespieltes und erfahrenes Team von sechs Fachärzten für Kardiologie mit speziell ausgebildeten Pflegefachkräften bereit. Der Stamm des Fachpersonals habe sich laut Bea in den vergangenen zwei Jahren kaum verändert, "ein Beweis für das gute Betriebsklima".

Bis Ende des Jahres werde die Zahl der Herzkatheter-Untersuchungen und -behandlungen auf jährlich rund 1400  steigen. "Der Stand der Kardiologie am Krankenhaus Freudenstadt ist hervorragend, wir sind perfekt ausgestattet", sagte der Professor erst vor Kurzem bei einem Vortrag vor dem Krankenpflege-Förderverein in Dornstetten.

 Umso überraschter reagieren Florian Bea, Kollegen und Mitarbeiter auf die Aussage, die Rettungsdienste würden das Freudenstädter Krankenhaus nur ungern anfahren. Bea: "Wir haben ein perfekt funktionierendes Netzwerk mit den Rettungsdiensten aufgebaut, das sich in ungezählten Notfällen bewährt hat."

Als "groben Unfug" bezeichnet Bea die Behauptung, Patienten aus dem Ostteil des Kreises wären im Freudenstädter Krankenhaus nicht gern gesehen: "Meine Mitarbeiter und ich haben noch nie nach der Herkunft eines Patienten mit akutem Herzinfarkt gefragt. Uns  ist es völlig egal, ob ein Patient aus Alpirsbach, Seewald, Freudenstadt oder Horb ist. Wenn ein Notfall ins Haus kommt, steht nur der Patient im Vordergrund." Man habe schon hundertfach Herzinfarkte behandeln und Leben retten können, so Bea. Die Behauptung, Patienten aus Horb würden im Krankenhaus Freudenstadt "nicht gerade freundlich betrachtet", sei von vielen seiner Mitarbeiter als Beleidigung empfunden worden.

 Ähnlich sieht es Landrat Klaus Michael Rückert, Aufsichtsratsvorsitzender der KLF: "Hier werden ganze Berufsgruppen in eine Diskussion über die Krankenhausstandorte einbezogen, die mit den Entscheidungen überhaupt nichts zu tun haben und so zu Unrecht Leidtragende von Beschlüssen werden, die sie gar nicht beeinflussen können." Überrascht ist auch Marc Steigerwald, DRK-Kreisgeschäftsführer: "Die Zusammenarbeit mit der Kardiologie ist ausgezeichnet und für die Auswahl der Zielklinik bei einem Herzinfarkt gibt es im Rettungsdienst klare und objektive Kriterien." Der Transport eines Patienten nach Nagold oder Tübingen schafft eher Probleme als Vorteile, da der Rettungswagen durch eine längere Fahrzeit nicht im Landkreis verfügbar ist, so Steigerwald.