Titularorganist Horst Allgaier an der Orgel der Freudenstädter Stadtkirche Foto: Adrian Foto: Schwarzwälder-Bote

Horst Allgaier gestaltet stilistisch vielseitiges Konzert in der Stadtkirche mit französischer Orgelmusik vom Barock bis zur Moderne

Von Gabriele Adrian

Freudenstadt. Einen Ausflug in die Welt der französischen Orgelmusik präsentierte der Titularorganist der Tübinger Stiftskirche, Horst Allgaier. Er spielte in der Freudenstädter Stadtkirche eingängige Kompositionen aus Barock, Romantik und Moderne.

Zu hören waren Werke von Louis-N. Clérambault, Olivier Messiaen, Francois Couperin und Louis Vierne. Für den Beginn des Konzerts hatte Allgaier die "Suite du Deuxième Ton" von Clérambault gewählt, ein Werk, das er stilsicher, mal freudig bewegt, mal majestätisch interpretierte. Im Part "Flutes" erklang klar und deutlich das Flötenregister, fast meinte man bei den zahlreichen Trillern das Zwitschern eines Vogelschwarms herauszuhören. Im abschließenden "Caprice sur les grands jeux" ging es munter, virtuos und tänzerisch zu. Schnelle Läufe wechselten sich ab und lösten im Publikum eine heiter-gelöste Stimmung aus.

Es folgten die "Chants d’oiseaux" von Olivier Messiaen, einem französischen Komponisten der Neuzeit, der 60 Jahre lang die Organistenstelle an der Kirche La Trinité in Paris inne hatte.

Seine Musik ist einerseits tief verwurzelt im katholischen Glauben, andererseits spielt Messiaens große Liebe zur Natur und zur Vogelwelt in seinen Kompositionen immer wieder eine bedeutende Rolle. Dass Horst Allgaier hier einen eigenen musikalischen Schwerpunkt und seine große Liebe zu dieser Musik präsentierte, war von Anbeginn spürbar. Hell, geradezu virtuos erklangen die einzelnen Vogelstimmen, seien es diejenigen der Amsel, des Rotkehlchens, der Singdrossel oder der Nachtigall, alle ließ Allgaier erklingen. Ihre Stimmen tanzten durch das Kirchenschiff, als würden die Vögel selbst fröhlich zwitschern. Sicher und imponierend durch perfekte Technik, saubere Intonation und geschmackvolle Verzierungen, interpretierte der Organist dieses Werk. Im abschließenden Teil "Der verborgene Gott" aus den "Livre du Saint Sacrament", in dem feierliche choralartige Passagen und wechselnde Rhythmik erklangen, zeigte Allgaier die vom Glauben geprägte Seite des Komponisten.

Ganz im Zeichen des französischen Barocks stand anschließend das festliche "Gloria" von Francois Couperin mit seinen sechs Abschnitten, in denen der Komponist die verschiedensten Einzelregister der Orgel erklingen ließ, etwa in einer "kleinen Fuge für Krummhorn". Melodie und Begleitung wurden in den Pedalen gespielt. Auffallend und wohltuend empfanden die Zuhörer auch die vielen leise und zart erklingenden Passagen, die Allgaier meisterlich beherrschte. Jubilierende und sich bis in höchste Bereiche steigernde Tonfolgen prägten dieses "Gloria", bevor Allgaier im abschließenden "Carillon de Westminster" von Louis Vierne dem Konzert mit den Improvisationen über den berühmten Big-Ben-Uhrenschlag des Westminster-Palastes in London quasi eine eindrucksvolle Krone aufsetzte.

Mit anhaltendem Applaus dankte das Publikum dem Organisten für das gelungene, facettenreiche Konzert in der Stadtkirche.