Referent Gerhard Krieger (rechts) mit (von links) Hartmut Schneider, ärztlicher Leiter der Klinik Hohenfreudenstadt, Oberarzt Volker Seeger und Psychologin Jutta Hiereth Foto: Kreis-VHS Foto: Schwarzwälder-Bote

Gerhard Krieger referiert in Klinik Hohenfreudenstadt / Publikum geschickt eingebunden

Freudenstadt. Durchaus nicht eindeutig sind die Vorstellungen davon, was ganzheitliche Medizin beinhaltet. Das zeigte sich deutlich beim Vortrag von Gerhard Krieger im Rahmen der Reihe "Gesundheit im Park", die die Klinik Hohenfreudenstadt zusammen mit der Kreisvolkshochschule veranstaltet. Gerhard Krieger, ehemals Chefarzt Innere Medizin an der Hegau-Klinik in Singen, sprach zum Thema "Ganzheitliche Medizin in der Reha-Klinik – was heißt das?".

Um einen Überblick zu bekommen, welches Verständnis von Ganzheitsmedizin sein Publikum hat, startete er sogleich eine Abfrage. Zustimmung oder Ablehnung signalisieren konnten die Gäste zu den Aussagen "Ganzheitsmedizin als Medizin für den ganzen Menschen, als Person mit Körper, Seele, Geist" und "Ganzheitsmedizin nur dann, wenn auch mit alternativen Methoden behandelt wird". Es offenbarte sich, dass etwa ein Viertel der Hörer entsprechend der zweiten Aussage medizinische Ganzheitlichkeit nur in Verbindung mit Alternativmedizin versteht.

Vor diesem Hintergrund führte der Referent das Publikum geschickt auf sein Verständnis von Ganzheitsmedizin hin, vornehmlich bezogen auf die Rehabilitations-Situation. Das erste ganzheitliche Geschehen findet demnach bereits in der Arzt-Patienten-Begegnung statt. Denn es begegnen sich zwei Personen, jeweils ganz Mensch und daher auch in ganzheitlicher Beziehung. In der Rehaklinik sei das Generalthema in dieser Beziehung nicht die Entfernung einer Krankheitsursache, wie es Aufgabe in der Akutmedizin sei. Vielmehr sei das Ziel der Rehabilitationsmedizin für den Patienten, zu "lernen, mit Krankheit und Einschränkung besser zu leben und die Selbstheilungskräfte zu stärken". Lebensstilveränderungen kämen dazu, um weiteren oder erneuten Erkrankungen vorzubeugen. Krieger: "Jeder Reha-Prozess ist prinzipiell ganzheitlich."

Die therapeutischen Voraussetzungen zur Stärkung der Selbstheilungskräfte schaffen Begegnungen mit ärztlichem und Pflegepersonal ebenso wie mit Mitpatienten. Dazu kommen verschiedenste Aktivitäten und Anwendungen. Sie seien der Boden, auf dem erst ein Rehabilitationserfolg wachsen könne. Die unterschiedlichen Schulungen zur Verhaltensänderung und Aufklärung über das Krankheitsgeschehen sind ein weiterer Faktor.

Bei allem Bemühen der behandelnden Ärzte und Therapeuten sei gleichwohl festzustellen, so Krieger: "Rehabilitation funktioniert nur, wenn ich es will." Um die Nachhaltigkeit eines Aufenthalts in der Rehaklinik möglichst auf Dauer zu gewährleisten, sei es nötig, Anschlussprogramme zu schaffen. Dies gelte besonders bei Rehabilitationen, die auf Verhaltensänderungen zielen. Denn, so Krieger: "Man weiß, was gut ist, und tut es oft nicht."