Die Menge an Sperrmüll hat im Kreis Freudenstadt im vergangenen Jahr zugenommen. Foto: Archiv

Ist der Kreis für Gewerbebetriebe zu teuer? Untersuchung von Biomüll auf Störstoffe zeigt Wirkung.

Kreis Freudenstadt - Was landet in der Tonne? Was in der Deponie? Und wie groß sind die Müllsünden im Landkreis Freudenstadt? Martin Steudinger, Leiter des Bau- und Umweltamts, stellte im Technischen Ausschuss des Kreistags die Abfallbilanz 2015 vor.

Die wichtigsten Trends: Es gibt mehr Hausmüll, aber weniger Wertstoffe. Landrat Klaus Michael Rückert mahnt keine allzu große Toleranz beim Sperrmüll an. Jeder, der noch die Bilder vom angeblichen "Kunstwerk" vor dem Belle Arti in Horb vor Augen hat, weiß, was er damit meint.

Steudinger: "Wir hatten im vergangenen Jahr eine Zunahme von Haus- und Sperrmüll. Beim Hausmüll wurden 133 Tonnen mehr gesammelt. Das liegt sicherlich auch an den Flüchtlingen. Was wir da vor den Sammelunterkünften an Abfallbehältern zur Verfügung gestellt haben, hätte ein Potenzial von 150 oder 160 Tonnen mehr."

Ein Minus gibt es dagegen bei den Wertstoffen. Bei den Grünabfällen ging die Menge um 985 Tonnen zurück, bei den Bioabfällen um 368 Tonnen. Der Grund, so Steudinger: "Wir haben auch bei Kollegen angefragt, was die für Erfahrungen haben. Dort ist es ähnlich. Der Rückgang an Grün- und Bioabfällen ist auf den trockenen Sommer letzten Jahres zurückzuführen." In der Tat. Das meldete beispielsweise auch der Landkreis Böblingen in seiner Abfallbilanz.

Komisch: Im Landkreis Freudenstadt wurde im vergangenen Jahr weniger Altpapier gesammelt. Steudinger: "Dafür haben wir keine Erklärung." Dennoch hat der Abfallwirtschaftsbetrieb laut Steudinger mit 331 000 Euro einen der besten Überschüsse bei der Altpapierverwertung erzielt.

Gespräche mit Abfuhrunternehmen

Im vergangenen Jahr wurde erstmals der Biomüll auf sogenannte Störstoffe untersucht. Ein Metalldetektor im Müllwagen prüfte, ob auch Restmüll in der Biotonne ist. Dabei wurden mehrmals hintereinander die selben Abfuhrbezirke überprüft. Das Ergebnis: Der Prozentanteil der Störstoffe sank um die Hälfte. Statt 4,58 Prozent waren es im Jahr 2015 2,63 Prozent. Bis Ende Mai sank der Anteil weiter auf 2,1 Prozent. Steudinger: "Dabei gibt es kaum Beschwerden über stehengelassene Biomüll-Tonnen. In der Regel sieht der Bürger ein, dass er nicht korrekt getrennt hat." Allerdings: Es gibt auch zwei Probleme – zumindest für den Abfallwirtschaftsbetrieb. Die Menge des angelieferten Gewerbemülls ging um 149 Tonnen zurück.

Kreisrat Ernst Wolf (FDP), auch Unternehmer: "Bei uns in der Firma fällt immer mehr Verpackungsmüll an. Das haben wir bisher immer in gelbe Säcke gepackt – doch die Mengen wurden immer mehr. Dazu kam der Restmüll. Wir hatten dafür eine 240-Liter-Tonne vom Kreis. Jetzt haben wir einen Container eines Privaten – der ist billiger."

Diesen Trend bestätigte auch Steudinger: "Der Müll sucht immer den günstigsten Weg. Wir müssen unsere Preise anhand der Gebührenkalkulation festsetzen. Für 238 Euro pro Tonne bekommen wir da wenig Gewerbeabfall." Auch Landrat Rückert gab zu: "Da können wir nicht punkten."

Sorge zwei: Wie geht es mit dem Sperrmüll weiter? Die Menge ist schon wieder um 133 auf 2300 Tonnen gestiegen. Steudinger: "Inzwischen liegen beim Sperrmüll Gegenstände draußen, die laut der Satzung eigentlich gar kein Sperrmüll sind. Aufgrund von Beschwerden von Anwohnern und weil die Verursacher nicht zu ermitteln sind, fahren wir die Linie, dass wir eher mehr mitnehmen."

Landrat Rückert: "Wir müssen versuchen, beim Sperrmüll das richtige Maß zu finden. Das Ortsbild ist mir sehr viel wert, und es kann nicht sein, dass wir mit Sperrmüll oder Sperrmüllresten die Gäste erschrecken. Es darf aber nicht der Eindruck entstehen, dass der Landkreis alles mitnimmt." Steudinger kündigte deshalb Gespräche mit den Abfuhrunternehmen" an.