Von Schnee ist in Freudenstadt derzeit keine Spur zu sehen. Foto: Schwark

Wetter war auch in Freudenstadt im Jahr 2015 zu warm. Sonne macht Überstunden. Von Schnee keine Spur.

Freudenstadt - Blühende Ziersträucher und summende Bienen, das gibt es in Freudenstadt üblicherweise ab Ende März. Doch in diesem Dezember erleben die Menschen den Frühling im Winter.

Von Schnee ist derzeit keine Spur zu sehen. Der Dezember präsentierte sich durchgängig im grünen Kleid. Nach einem durchgreifenden Wintereinbruch sieht es auch in den kommenden Tagen noch nicht aus. Denn noch sind sich die Wettermodelle uneins, wie weit der vorhergesagte Kaltluftvorstoß in den Südwesten vorankommen wird.

Mit Beginn des neuen Jahrs dürften in den Hochlagen einige Zentimeter Schnee drin sein. Doch wie es laut Wetterforscher aussieht, dürften die für den Wintersport nicht reichen. Nach den Klimainformationen des Deutschen Wetterdienstes, die der Freudenstädter Apotheker Thomas Hermann bis zum 26. Dezember bereits ausgewertet hat, betrug die Sonnenscheindauer auf dem Kienberg 109,3 Stunden. Im langjährigen Mittel (1961 bis 1990) liegt die Sollvorgabe gerade mal bei 59 Stunden. So hat die Sonne ihr Soll mit 185 Prozent erfüllt.

In seiner Presseinformation des gestrigen Tages meldete der Deutsche Wetterdienst in allen Bundesländern den wärmsten Dezember seit den Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. So fiel der Dezember 2015 bundesweit mit 6,4 Grad um 5,8 Grad zu warm aus. Das langjährige Mittel beträgt 0,8 Grad. Damit wurden die bisher wärmsten Dezember in den Jahren 1934 und 1974 mit jeweils 4,8 Grad klar getoppt. Bis nach Weihnachten lag das Monatsmittel in Freudenstadt bei 6,3 Grad (normal sind 0,4 Grad). Auch der Niederschlag hielt sich im Dezember mit nur 52,2 Litern in Grenzen. Als langjähriger Mittelwert wurden von den Wetterforschern 190 Liter aufgezeichnet. 13 Tage mit Niederschlag entsprachen im Dezember 2015 somit gerade 27 Prozent des Solls in Freudenstadt.

Die höchste Temperatur wurde am 20. Dezember mit 13,8 Grad auf dem Kienberg registriert. Das Minimum lag am 10. Dezember bei minus 2,2 Grad. Auffällig ist zudem, dass nach Mitte Dezember die Temperatur selbst in der Nacht nahezu nicht unter die Null-Grad-Marke fiel. Für die Natur gab es durch dieses Wetter auch in Freudenstadt keine Winterpause. Der Deutsche Wetterdienst verzeichnet 2015 als zweitwärmstes Jahr der Wetteraufzeichnungen. Zehn von zwölf Monaten waren zu warm. Nur der September und Oktober lagen unter dem langjährigen Monatsdurchschnitt. Mit 1845 Sonnenstunden war Baden-Württemberg ein recht sonniges Bundesland. Beim Niederschlag setzte sich der Ruhestein bundesweit mit 1700 Litern pro Quadratmeter an die Spitze.

Historische Wetteraufzeichnungen, die im Internet veröffentlicht werden, zeigen aber auch in den vergangenen Wintern so manche heftige Abweichungen. So wird der Winter 1289/90 als außergewöhnlich mild bezeichnet, als an Weihnachten wohl die Bäume blühten und Vögel bereits Mitte Januar brüteten.

Der mildeste Winter in Mitteleuropa war wohl im Jahr 1186. Im Gegenzug wird aber auch über sehr strenge Winter berichtet. Einer davon wurde 1739/40 registriert, mit Kältewellen vom 24. Oktober bis 13. Juni.