Bei Einweihung der Waldorfschule gehen Redner auch auf Vorgeschichte ein / Schüler als Artisten im Zirkuszelt

Von Marly Scharnowsky

Freudenstadt. Der erste Bauabschnitt des neuen Schulgebäudes ist fertig. Die Freie Waldorfschule Freudenstadt feierte über drei Tage ein gelungenes Fest zur Einweihung. In zahlreichen Reden wurde die Geschichte des Neubaus aufgezeigt.

Bereits im November 2009 wurde der Bau der Schule beschlossen, wie die älteste Lehrerin, Ulrike Clauder, erinnerte. Grundstück und die Finanzierung lagen damals noch im Dunkeln. Die Gesamtkosten wurden auf 4,5 Millionen Euro veranschlagt. Das Grundstück stellte nach einigen Verhandlungen die Stadt Freudenstadt auf Basis eines bis 2108 gültigen Erbpachtvertrags zur Verfügung. Auf dem 20 000 Quadratmeter großen Grundstück in der Nordstadt wurden zunächst Container der Schule aufgestellt.

Die finanziellen Mittel mussten beschafft werden. Zwar gab es einen Zuschuss vom Land in Höhe von 1,7 Millionen Euro, die jedoch vom Schulverein vorfinanziert werden mussten. Durch Elternspenden, Elterngeld, Schenkungen und Darlehen von befreundeten Stiftungen konnte dann die Finanzierung mit Hilfe der Kreissparkasse Freudenstadt gesichert werden.

Das Geld reichte aber bei weitem nicht, um nur Firmen zu beauftragen. Alle, ob Schüler, Eltern oder Lehrer, packten mit an. Ein Schüler meinte dazu: "Es wird schön, mal mit meinem Kind durch die Räume zu gehen und zu sagen, dass diese Vertäfelung und diese Platten ich mit eigenen Händen an die Wand angebracht habe." Als großes Plus der Waldorfschule erwies sich diese Gemeinschaft zwischen Eltern, Pädagogen und Kindern.

Einig waren sich bei der Einweihung alle: Ohne Hausmeister Heinzelmann hätte das so nie geklappt. Ein donnernder Applaus der Anwesenden bestätigte dies. Sowohl die Pädagogen als auch Architektin Regine Bühler brachten in ihren Reden zum Ausdruck, dass es nichts auszusetzen gebe. Die Kinder fühlten sich wohl.

Zufällig war eine Schülergruppe aus Kiew bei der Einweihungsfeier dabei. Eigentlich hätte ein Schüleraustausch stattfinden sollen, was aber wegen der momentan unsicheren politischen Lage erst einmal verschoben wurde. Doch auch die russischen Kinder brachten sich mit Liedern ein. Musikalische Darbietungen kamen von der Orchester-Mittelstufe, dem Lehrerchor und dem Chor der Oberstufe.

Beeindruckend war die Darbietung "Gedicht", sichtbar übersetzt in Eurythmie durch Schüler der zwölften Klasse. Auch artistische Darbietungen der Schüler gab es im Zirkuszelt. Auch wenn es beim einen oder anderen nicht so klappte – der Beifall war ihnen sicher.

Der Grundsatz der Walddorfschulen und auch der Kindergärten ist, jedes Kind nach den eigenen Veranlagungen zu fördern. Der Ursprung der Waldorfschule geht zurück auf das Jahr 1919. Sie wurde von Rudolf Steiner in Stuttgart gegründet. Mit ihr wurde zum ersten Mal das Prinzip sozialer Gerechtigkeit im Bildungswesen verwirklicht. Unabhängig von sozialer Herkunft und Begabung erhalten junge Menschen eine gemeinsame Bildung. Steiners Lehre ist auch heute noch die Grundlage für die Schule.