Mohamad Yasaki aus Aleppo in Syrien zeigte im Ringhof einige seiner selbst gemalten Bilder. Foto: Blaich Foto: Schwarzwälder-Bote

Seelische Gesundheit: Vortragsabend widmet sich den Problemen von Flüchtlingen / Bilder ausgestellt

Freudenstadt. "Angekommen? – Flucht – Trauma – Enttäuschung" war das Thema der Veranstaltung zum Welttag für seelische Gesundheit im evangelischen Gemeindehaus Ringhof in Freudenstadt.

Unter der Schirmherrschaft von Landrat Klaus Michael Rückert hatte der Arbeitskreis Psychiatrie mit einer Reihe von Kooperationspartnern einen Veranstaltungsabend organisiert, um sich mit dem Thema seelische Gesundheit vor allem von Flüchtlingen und Asylbewerbern zu beschäftigen und um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Die Trommelgruppe Dimbaayaa, die sich aus aus Gambia stammenden und in Freudenstadt lebenden Asylbewerbern zusammensetzt, machte mit heißen Rhythmen einen musikalischen Auftakt der Veranstaltung. Viele Gäste ließen sich mitreißen und klatschten begeistert mit. In einer Pause gab es Gelegenheit zur Kommunikation, für Gespräche und zur Betrachtung von Bildern von Mohamad Yasaki, einem 28-jährigen Syrer aus Aleppo, der nach seiner Flucht seit elf Monaten in Deutschland lebt.

Auch der aus dem Irak stammende Haider Wady hatte eine Reihe seiner Bilder im evangelischen Gemeindezentrum ausgestellt. Nach einer einmonatigen Fluchtodyssee lebt er nun seit August vergangenen Jahres in einer Asylbewerberunterkunft in Loßburg. Die Buchhandlung Dewitz hatte einem Büchertisch mit Literatur zum Thema vorbereitet.

Ulrich Giesekus machte den Einstieg in das Thema, begrüßte die Gäste und gab dem Gastgeber Dekan Werner Trick Gelegenheit für ein Grußwort. "Menschen in Krisensituationen zu begleiten, ist auch unsere Aufgabe", sagte dieser und warb um Verständnis für seelisch erkrankte Menschen, deren Krankheitsbild man äußerlich nicht sehen könne. Hauptthema des Abends sei die Traumatisierung, besonders bei Flüchtlingen, die vor und während ihrer Flucht oftmals viel Schlimmes gesehen und erlebt hätten, betonte der Dekan. Durchlebte Ängste und schreckliche Kriegsbilder hätten sich in ihre Köpfe geprägt und zu seelischen Problemen geführt.

Es sei wichtig, darüber zu reden, die traumatisierten Menschen zu begleiten und Verständnis für sie aufzubringen. Als Vertreterin und Dezernentin des Landkreises richtete Stefanie Simet ein Grußwort an die Gäste. Im vergangenen Jahr seien mehr als 1000 Flüchtlinge im Landkreis angekommen, aber die Frage stelle sich, ob sie auch "wirklich angekommen" sind. Alpträume, Flashbacks, Schlaf- und Konzentrationsstörungen seien die Folgen der Traumatisierung. Der Psychologe Dietmar Czycholl wendete sich mit einem Impulsreferat und Einblicken in das Seelenleben von psychisch Kranken an die Zuhörer. Schätzungen zufolge seien 30 bis 60 Prozent der 900 000 Zuwanderer, Asylsuchenden und Bürgerkriegsflüchtlinge, die im vergangenen Jahr in Deutschland angekommen seien, traumatisiert, sagte er. Gründe dafür seien Orientierungslosigkeit, Entwurzelung, Diskriminierung, finanzielle Krisen, eine problematische Wohnsituation und Verständigungsprobleme.

Ein Trauma zu behandeln, sei ein mühsamer Prozess, bei dem die seelische Ganzheit wieder ins Lot gebracht werden müsse, so der Psychologe. Integration bedeute "Erneuerung", damit unterschiedliche Sitten nicht als Problem, sondern als etwas Neues, als Bereicherung, gesehen werden, betonte er und gab den Gästen ein Zitat von Ali Ibn Abi Talib mit auf den Weg: "Die Menschen sind Feinde dessen, was sie nicht kennen".