Der Neubautunnel in Ostelsheim ist 498 Meter lang. Foto: Gert Tetzner/avmedia factory

Es ist das zentrale Bauvorhaben der Reaktivierung der Hermann-Hesse-Bahn: der Tunnel welcher die Hacksbergschleife abkürzt. Bei einem Festakt am Dienstag wurde der Tunneldurchstich zelebriert. Fertig ist das Bauwerk aber wohl erst Ende des Jahres.

Ostelsheim - Die Reaktivierung der Hermann-Hesse-Bahn (HHB) ist einen entscheidenden Schritt weiter. Seit dem Tunneldurchstich am Dienstag verbindet das Bauwerk nun Ostelsheim und Schafhausen. Damit sparen sich die Züge künftig die Hacksbergschleife und dadurch zwei Kilometer Fahrtweg oder vier Minuten Fahrzeit auf der Strecke zwischen Calw und Weil der Stadt. Und so ist der erste Bauabschnitt des Tunnels etwa neun Monate nach dem Tunnelanstich abgeschlossen.

Für die Projektbeteiligten natürlich ein Grund zu feiern – ist der Tunneldurchstich doch so etwas wie das Richtfest bei einem Haus. Entsprechend viele geladene Gäste kamen am Dienstag auf die Baustelle bei Ostelsheim. Unter den etwa 80 Personen tummelte sich die kommunale politische Prominenz. Neben dem Böblinger Landrat Roland Bernhard und dem Ersten Landesbeamten (ELB) des Kreises Calw Frank Wiehe waren zahlreiche Gemeinderäte sowie Bürgermeister aus den umliegenden Kommunen und Kreisräte gekommen. Auch der Bundestagsabgeordnete Klaus Mack (CDU) und der Landtagsabgeordnete Miguel Klauß (AfD) waren vor Ort. Landrat Helmut Riegger ließ sich krankheitsbedingt entschuldigen. Der Calwer Oberbürgermeister Florian Kling vertrat ihn. Und natürlich durfte die Tunnelpatin Iris Riegger nicht fehlen.

"Nahtstelle zwischen ländlichem Raum und dem Ballungsraum Stuttgart"

Gemeinsam mit den Bauarbeitern ging es von der Ostelsheimer Seite aus in den Tunnel, bis alle vor einer Wand zum Stehen kamen. Ein Bagger durchstieß diese schließlich. Das Licht der Schafhausener Seite war schnell zu erkennen. Zwei Mineure entfernten noch Überreste einer Baustahlmatte und schon strömten die Gäste durch das knapp zwei auf zwei Meter große Loch. Für die meisten war es wohl der erste Blick auf das nördliche Tunnelportal aus dieser Perspektive.

"Das hier ist die Nahtstelle zwischen ländlichem Raum und dem Ballungsraum Stuttgart", meinte OB Kling anschließend. Durch das 16,6 Millionen Euro teure Projekt würden beide Regionen näher zusammenrücken. Die ÖPNV-Verbindung durch den Tunnel und die HHB zeige, wie die Verkehrswende konkret vor Ort umgesetzt werden könne. Viele andere Teilprojekte der HHB wie Haltepunkte, Brücken oder Parkhäuser würden aktuell ebenfalls umgesetzt.

Planmäßiger Ablauf der Bauarbeiten

Torsten Steckemetz von der ARGE Neubau Tunnel Ostelsheim sprach von einem planmäßigen Ablauf der Bauarbeiten. Der 498 Meter lange Tunnel mit einem Querschnitt von etwa 60 Quadratmetern sei das Produkt einer guten Zusammenarbeit aller beteiligten Firmen. 35 000 Kubikmeter Aushub habe man weggeschafft. 13 000 Kubikmeter Beton seien bis jetzt verbaut worden. Jetzt müsse man noch die Verschalung und die Tunnelsole bauen, was vermutlich bis in den Herbst daure. Die Tunnelpatin Iris Riegger bedankte sich bei den Bauarbeitern für deren Einsatz und war froh darüber, dass es keine Unfälle bei den Tunnelarbeiten gegeben habe.

Herzensprojekt von Landrat Riegger

ELB Wiehe sprach von einem "Herzensprojekt" des Landrates Riegger. Der Tunnel verbinde nicht nur Gleise, sondern auch Gemeinden, Landkreise und sogar Regierungsbezirke. Diese Grenzen interessierten die Bürger aber nicht. Sie wollten eine gute ÖPNV-Anbindung. Deshalb sei eine gute Zusammenarbeit der politischen Akteure wichtig.

Dies meinte Wiehe auch in Bezug auf den geplanten Metropolexpress, welcher auf der Strecke von Weil der Stadt nach Stuttgart verkehren soll. Dieser tritt hier dann in Konkurrenz zur HHB was Gleisbenutzung, Takt und Fahrgäste angeht. Deshalb gab man sich zuletzt seitens der HHB verstimmt, weil sich die Region Stuttgart nicht an Absprachen halte. Auch Wiehe sprach am Dienstag von möglichen negativen Auswirkungen auf die HHB. Aber man werde auch dieses Problem lösen, gab er sich zuversichtlich.

Bernhard: Einander nicht vor vollendete Tatsachen stellen

Ähnlich äußerte sich der Böblinger Landrat Roland Bernhard. Es würden nämlich alle durch die HHB gewinnen. Ihm sei wichtig, dass man sich an die Absprachen des beschlossenen Stufenkonzeptes für die HHB halte. Man müsse deshalb das Gespräch suchen und einander nicht vor vollendete Tatsachen stellen.

Mit dem Verlauf der Tunnelbauarbeiten zeigte sich der Projektleiter Stephan Zuhr zufrieden. Bis jetzt habe es keine größeren Zwischenfälle gegeben. Im Gestein habe sich nichts Unerwartetes gezeigt. Zudem stehe jetzt der weniger gefährliche Tunnelausbau an. Bis Ende des Jahres könne man hier fertig sein, prognostizierte er. Allerdings sei man bei vielen Arbeiten witterungsabhängig, was Unwägbarkeiten mit sich bringe.