Geschätzt 30 Mal mussten die Komparsen ihrem Anführer folgen und als wütende Dorfbewohner zur Mooswaldmühle rennen. Foto: Herzog

„Tod der Hexe, Tod der Hexe“, tönte es von wütenden Dorfbewohnern durch das (künstlich) vernebelte und verschneite Sulzbachtal.

Die ansonsten eher von Touristen und Wanderern besuchte Mooswaldmühle war Mittelpunkt einer Filmkulisse für die Filmakademie Baden-Württemberg, die humorvolle Szenen für einen Werbespot von Lime E-Scooter drehte.

Bis der Spot sendereif ist, sind nach Auskunft des in Berlin wohnenden argentinischen Werbefilm-Regisseurs Nicolas Bori insgesamt acht Drehtage erforderlich, bei denen jeweils an anderen Örtlichkeiten verschiedene Szenen gedreht werden.

Nachdem zwei Tage lang zuvor in einem Steinbruch in Vaihingen an der Enz die Mondlandung inszeniert wurde, handelte es sich bei der Mooswaldmühle um eine nächtliche Hexenjagd-Verfolgung aus dem 17. Jahrhundert. Laut Bori wird speziell der „Erwisch-Moment“ gefilmt.

Den Besen weggenommen

Die aufgebrachten Dorfbewohner wollen die Hexe verbrennen und nehmen ihr den Besen weg, damit sie nicht mehr fliegen kann. Sie entkommt aber trotzdem, weil sie unerwartet Hilfe von einem grünen fliegenden Besen erhält, schildert Bori.

In seinem geplanten, circa 30 Sekunden dauernden Werbespot werden fünf historische Momente der Menschheit – neben der Mondlandung und der Hexenjagd noch weitere besondere Ereignisse – fiktiv so dargestellt, wie es gewesen wäre, wenn es damals die heutige Mobilität schon gegeben hätte. Alle Szenen beinhalteten ein Mobilitätsproblem mit der gleichzeitig angebotenen Lösung, so der Regisseur.

Für die zwei verschiedenen Shots im Sulzbachtal – eine vor der Mooswaldmühle und eine im Innern des Gebäudes – hatte das 30-köpfige Filmteam Komparsen gesucht. 20 Personen hatten sich gemeldet, die größtenteils aus Lauterbach, Sulzbach, Schramberg und der Umgebung kamen.

Mittelalterlich gekleidet

15 davon haben ihre Zusage eingehalten und waren zur verabredeten Zeit an der Mooswaldmühle erschienen. „Wir warteten dann eine Stunde und dachten schon, das Ganze ist wegen der kühlen und nassen Witterung abgesagt“, beschreibt Kathrin Füchter aus Schramberg ihre Geduld.

Die Komparsen wurden von den Maskenbildnerinnen eingekleidet und geschminkt. Foto: Herzog

Bis sie mit ihren Kolleginnen die ersten Szenen drehten, dauerte es nochmals gut drei Stunden. Sie wurden von den Maskenbildnerinnen in mittelalterliche Kostüme gekleidet, geschminkt und vom Regieassistenten einstudiert, wie sie bewaffnet mit Mistgabeln, Sense und Fackeln wütend ihrem Anführer folgen, auf die Mühle zu rennen und „Tod der Hexe“ schreien mussten.

Die Einweisung der Komparsen durch den Regieassistent (mit Fackel). Foto: Herzog

Bis dann die zweite Szene in der Mühle im Kasten war, vergingen weitere Stunden, ehe gegen 22.30 Uhr zum „Mittagessen“ (so nennt man in der Filmbranche ein Essen um diese Zeit) ins aufgebaute Zelt eingeladen wurde. „Da waren wir alle durchgefroren. Trotzdem war es eine tolle und coole Erfahrung und es hat Spaß gemacht.

Freundliche Filmcrew

Das zusammengewürfelte Filmteam war freundlich, entspannt und dankbar, dass wir mitgemacht haben“, beschreibt Füchter und erinnert sich ungern an die unangenehme Atmosphäre bei einem früheren Filmdreh in einem Krankenhaus, wo sie ebenfalls als Komparse mitwirkte. „Da war die Filmcrew unfreundlich, abgehoben und sie hat einem das Gefühl gegeben, als Komparse nur dumm rumzustehen“.

Das zusammengewürfelte Filmteam der Filmakademie Baden-Württemberg. Foto: Herzog

Während für die Schrambergerin und ihre Kolleginnen gegen 23.30 Uhr Feierabend war, packte das Filmteam seine sieben Sachen zusammen und machte sich nach Mitternacht auf den Weg nach Schwäbisch Hall. Sie standen die beiden nächsten Tage wieder am Set für eine weitere Hexenverfolgung in einem Wald.

Info

Einen Termin
für die Ausstrahlung des Werbespots steht noch nicht fest. Interessenten können sich auf der Homepage von Nicolas Bori unter www.nicolasbori.com informieren.