Dieses Schild ist möglicherweise falsch aufgestellt worden. Es sollte schräg zur Fahrbahn stehen. Foto: Hopp

Zweifel an korrekter Aufstellung der Halteverbotsschilder am Bahnhof Eyach. Ortsvorsteherin Fuhl rät: Knöllchen nicht bezahlen. Mit Kommentar.

Eutingen/Starzach/Horb - Das umstrittene Halteverbot am Bahnhof Eyach trifft viele Pendler. Und der Landkreis hat auch schon die ersten Knöllchen für 15 Euro verteilt. Jetzt kommen Zweifel auf: Sind die Schilder falsch aufgestellt?

Wolfgang Kronenbitter, Fachbereichtsleiter Recht und Ordnung in Horb, hat sich die Fotos von den Schildern angeschaut. Er sagt: "Die Halteverbotsschilder entlang der Straße sollten anders aufgestellt werden, damit sie eindeutig sind. Sie sollen schräg zur Fahrbahn aufgestellt sein, damit Beginn und Ende des Halteverbots entlang der Straße eindeutig zu erkennen ist. Der weiße Pfeil oben linksweisend bedeutet Anfang des Halteverbots und der weiße Pfeil unten rechtsweisend Ende des Halteverbots."

Offenbar hat die Mühringerin Jana K. ein ungültiges Knöllchen bekommen. Denn: Vor dem Schuppen Richtung Mühringen steht ein Schild mit dem weißen Pfeil oben links. Hinter dem Schuppen eines mit dem Pfeil nach rechts. Laut Kronenbitter bedeutet das, dass das Halteverbot am Schuppenende vorbei ist.

Laut Monika Fuhl, Ortsvorsteherin von Mühringen, hat die Studentin nach dem Schuppen und hinter dem Halteverbot-Ende-Schild rechts auf dem Seitenstreifen neben der Straße geparkt. Und dort, wo auch der Winterdienst locker am Heck ihres Autos vorbeikommt, wurde ihr trotzdem ein Knöllchen verpasst.

Fuhl: "Ich habe ihr geraten, dass sie das Knöllchen nicht bezahlt." Denn: Wenn die Schilder nicht richtig aufgestellt sind, sind die Chancen nicht schlecht, dass sie vor Gericht mit ihren Einspruch durchkommt. Sie will am Montag Flugblätter an die Autos heften. Mühringens Ortsvorsteherin ruft Betroffene auch auf: "Meldet Euch über die Facebook-Seite des Schwarzwälder Boten, damit wir so viele Betroffene wie möglich bekommen!"

Bürgermeister Noé: "Nur die Bahn kann das Parkchaos lösen"

Starzachs Bürgermeister Thomas Noé ist mit dem Landkreis, der die umstrittenen Halteverbotsschilder aufgestellt hat, gestern noch einmal in Kontakt getreten: "Wir sind dabei, einen Ortstermin abzustimmen. Diesmal sollte aber ein zuständiger Bahn-Mitarbeiter vor Ort sein. Das Halteverbot hat die Situation rund um den Bahnhof Eyach noch verstärkt."

Die umstrittene Park-Regelung am Bahnhof Eyach war gestern auch ein Thema bei der Rundfahrt des Gemeinderats.

Vor Ort erklärte Bürgermeister Thomas Noé die Lage. Und sagte: "Die Bahn hat die unbefriedigende Lage verursacht. Sie macht nichts und muss endlich Farbe bekennen!"

Das Problem, so Noé: Er selbst habe versucht, den vorderen Teil des Bahnhofs von der Immobilientochter der Bahn zu kaufen, um hier die Situation für die Fahrgäste zu verbessern. Der Bürgermeister: "Wir waren nach einer Besichtigung des Gebäudes nicht bereit, die geforderten 40.000 Euro zu bezahlen." Vor seiner Zeit habe sich die Kommune auch um den Schuppen bemüht. Doch die eine Hälfte des Bahnhofs und der Schuppen gingen an einen Privat-Investor.

Das heißt: Die Autos, die hinter dem Schuppen Richtung Mühringen parken, parken sozusagen auf Privatgelände. Heißt: Wenn die Mühringer Studentin hier wirklich ein Knöllchen bekommen hat, dann muss sie nicht bezahlen.

Und die, die vor dem Schuppen parken, parken auch auf Privatgelände. Nur genügend Platz für wendende Busse muss dort bleiben.

Noé betont, dass er den Landkreis schon verstehen könne, dass er dort Halteverbotsschilder aufgestellt hat: "Damit wird das ohnehin geltende Halteverbot an Straßen außerorts visualisiert."

Auch Tübingens Landrat Joachim Walter stehe mit ihm in engem Kontakt, um die unbefriedigende Situation zu verbessern. Hinter dem Schuppen, da wo die Bahn die Straße quert, sind freie Parkplätze. Doch hier gibt es ein Doppel-Problem, so Noé: "Dort ist schon der Landkreis Freudenstadt. Das Gelände gehört der Bahn." Er bezweifelt aber, dass Pendler hier parken würden, wenn sie denn offiziell dürften.

Starzachs Bürgermeister will jetzt noch einmal mit dem Privat-Besitzer sprechen, dem der Schuppen und inzwischen der gesamte Bahnhof gehört. Laut Noé sei es schon vorgekommen, dass dieser Privatinvestor im Winter seine vertragliche Räumpflicht nicht erfüllt hat. Der Bürgermeister: "Dann haben wir unseren Winterdienst dahingeschickt, damit die Bürger nicht ausrutschen." Die Gemeinde habe sogar schon die Hecken an den Gleisen beschnitten. Noé: "Die Bahn behandelt ihren Bahnhof offenbar sehr stiefmütterlich." Er hofft, dass die Diskussion um das Halteverbot jetzt dabei hilft, dass die Bahn endlich hilft, die missliche Lage am Bahnhof Eyach zu verbessern.

Kommentar: Bürgerfern

Florian Ganswind

Das Parkverbot am Bahnhof Eyach ist ein Paradebeispiel für Bürgerferne statt Bürgernähe. Das Verbot wird zum bürokratischen Akt. Über die Auswirkungen und Alternativen machen sich die Verantwortlichen im Tübinger Landratsamt aber wenig Gedanken.

Dabei sollte viel mehr für Pendler getan werden, die aufs Auto verzichten, lieber in den Zug steigen und damit einen Beitrag zur Entlastung des Straßen und für die Umwelt leisten. Klar: Die Verkehrssicherheit darf nicht außer Acht gelassen werden, doch fällt es den Betroffenen schwer zu verstehen, dass gerade in einem Winter, der (bisher) keiner ist, wegen des Winterdienstes ein Parkverbot ausgesprochen wird.

Der Bahnhof Eyach wird immer beliebter und ist damit ein Bahnhof der Zukunft. Dazu gehört ein bürgerfreundliches Parkplatzkonzept für die Steuerzahler, die diese Infrastruktur größtenteils mitfinanzieren.