Eine Einführung des neuen Konzepts für Ganztagsschulen würde für die Schüler in Empfingen einiges ändern.Archiv-Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Der Rektor der Empfinger Grundschule sieht für viele Familien Vorteile am alten Konzept der Ganztagsbetreuung

Empfingen. Ein neues Ganztagsschulkonzept könnte an der Grundschule in Empfingen eingeführt werden. Wir haben mit Rektor Rudolf Linsenmann darüber gesprochen, was sich durch das neue Konzept ändern würde, und nachgefragt, wie er dazu steht.

Was würde das neue Konzept an der Grundschule ändern?

Die gravierendsten Änderungen liegen im organisatorischen Bereich. Erstens: Unsere Konzeption bekamen wir 2011 vom Regierungspräsidium mit zwei jahrgangsübergreifenden Ganztagsklassen als Schulversuch genehmigt. Dabei bieten wir den Eltern die Möglichkeit, ihr Kind für einen, zwei, drei oder vier Tage an der Ganztagsschule anzumelden. Auch können dabei die Wochentage zwischen Montag und Donnerstag beliebig gewählt werden. Das ist nach dem neuen Konzept nicht mehr möglich. Die Schule muss nun drei oder vier Wochentage fest als Ganztagsschultage bestimmen, an denen für den Schüler dann für alle Tage auch Teilnahmepflicht besteht.

Und außerdem?

Wir haben mit 7.25 Uhr einen sehr frühen Unterrichtsbeginn. Deshalb beginnen die Klassen eins und zwei grundsätzlich erst zur zweiten Stunde. Dieser spätere Unterrichtsbeginn ist nach dem neuen Konzept – zumindest für die Ganztagsschüler – nicht mehr möglich, da von einem gemeinsamen Beginn und einer festen Anzahl von Stunden pro Tag, zum Beispiel acht Zeitstunden für alle Schüler ausgegangen wird.

Was finden Sie an der neuen Konzeption gut, was weniger gut?

Grundsätzlich ist es gut, dass die Ganztagsschule mit dieser gesetzlichen Verankerung den bisherigen Status eines Schulversuchs hinter sich lässt und damit auch die Grundlage für den weiteren Ausbau der Ganztagsschulen in Baden-Württemberg geschaffen wurde. Dieser Ausbau ist die notwendige Antwort auf gesellschaftliche Veränderungen, er steht für größere Bildungsgerechtigkeit, für eine stärkere Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch ein verlässliches Betreuungsangebot, für die verstärkte Vermittlung sozialer Kompetenzen und eines sinnvollen Freizeitverhaltens.

Gibt es weitere Vorteile?

Gut ist auch, dass im Rahmen der neuen Konzeption die Zuweisung von Lehrerwochenstunden an die Ganztagsschule stark erhöht wurde und dass die Möglichkeit zur Monetarisierung von Lehrerstunden geschaffen wurde. Dies bedeutet, dass von den zugewiesenen Lehrerstunden ein Teil zurückgegeben werden kann und die Schule dafür Gelder bekommt, mit denen sie Nichtlehrkräfte in die Ganztagsschule holen und bezahlen kann.

Was sind die negativen Aspekte dabei?

Hinterfragen möchte ich die feste Mindestanzahl von 25 Ganztagsschülern, die nach dem neuen Konzept notwendig sind, um überhaupt den Ganztagsbetrieb aufnehmen zu können. Für größere Grundschulen ist das Überspringen dieser Hürde sicherlich kein Problem; für kleinere Grundschulen – insbesondere auf dem Lande – besteht aber schon die Gefahr, dass sie die 25-Schüler-Hürde reißen und dann ihren Betrieb als Ganztagsschule einstellen muss.

Wie gehen Sie jetzt weiter vor?

Erfreulich ist für mich, dass die Landesregierung den bisherigen Ganztagsschulen – wie zum Beispiel in Empfingen – grundsätzlich die Möglichkeit eröffnet hat, beim bisherigen Konzept zu bleiben. Diese Möglichkeit werden wir nutzen und in den kommenden Wochen im Elternbeirat, in der Lehrerschaft und mit dem Schulträger prüfen, ob für die Situation vor Ort das neue Konzept oder unser bisheriges das passendere ist.

Wäre es auch möglich, nur Teile des neuen Konzepts umzusetzen?

Nein, wenn neue Schulen einen Antrag auf Einrichtung einer Ganztagsschule stellen oder bisherige Ganztagsschulen wechseln, muss ein pädagogisches Konzept erstellt werden, das den neuen gesetzlichen Regelungen in Gänze entspricht.

Wer entscheidet letztlich über das neue Konzept?

Wenn wir zum neuen Konzept wechseln würden, müsste der Schulträger einen neuen Antrag auf Einrichtung einer Ganztagsschule beim Regierungspräsidium stellen. Notwendig hierfür ist der zustimmende Beschluss der Schulkonferenz. Selbstverständlich ist auch der Elternbeirat über eine Anhörung und die Gesamtlehrerkonferenz (GLK) beteiligt, die das pädagogische Konzept auszuarbeiten hat.

Wie stehen Sie und Ihr Kollegium zu dem neuen Konzept?

Das Bestreben der Schule, das heißt von Kollegium und Schulleitung, ist es grundsätzlich, eine Lösung zu bekommen, die für die Situation in Empfingen möglichst gut passt. Darin sind eingeschlossen Bedürfnisse der Eltern- und Lehrerschaft, das umfasst die organisatorischen Möglichkeiten, die wir vor Ort haben. Hierbei fließen bis hin zur Schülerbeförderung und den Finanzen viele verschiedene Aspekte mit ein. Von einer Elterninformation vor wenigen Tagen mit dem Thema "Zum neuen Konzept wechseln oder bei unserem bisherigen Konzept bleiben?" habe ich mitgenommen, dass die Bedürfnisse der Eltern sehr unterschiedlich sind, insbesondere was den Aspekt "Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch ein verlässliches Betreuungsangebot" anbelangt. Dieser von Familie zu Familie differierenden Bedürfnislage kommt unser bisheriges variables Konzept mit der Wahlmöglichkeit einzelner Tage sehr entgegen. u Die Fragen stellte Daniel Begemann.