Stuttgart Electronic Music Festival auf der Landesmesse - 40 DJs sollen bis zu 10.000 Gästen einheizen.

Stuttgart - Wo bislang Wohnwagen und Maschinen ausgestellt wurden, soll eine lange Nacht Clubatmosphäre herrschen. Am 3. Dezember steigt auf der Landesmesse SEMF, das Stuttgart Electronic Music Festival. 10000 Besucher werden erwartet, denen 40 Discjockeys einheizen sollen.

Die Halle 1 der Landesmesse, an der sich die L-Bank die Namensrechte gesichert hat, ist nichts für Zwerge. Rund 150 Meter sind es von einem zum anderen Ende, unter die geschwungenen Dächer würde mancher Dorfkirchturm passen.

Kurz vor Nikolaus soll in der größten Halle auf der Landesmesse, die mit einer Bruttoausstellungsfläche von 26800 Quadratmetern zu den größten ihrer Art in Deutschland zählt, die Musik abgehen. Am Abend des 3. Dezember steigt erstmals das Stuttgart Electronic Music Festival (SEMF) in der Landesmesse. Bis zu 10.000 Musikfans werden erwartet, denen 40 Discjockeys auf drei Dancefloors bis in die frühen Morgenstunden einheizen sollen.

"Es wird das weltweit erste Indoor-Open-Air-Festival", verkündet selbstbewusst Dirk Hebdank von der Stuttgarter Agentur Südwind, die das Mega-Ereignis organisiert. 2006 erst wurde das Festival ins Leben gerufen, bislang ging es viermal in kleinerem Rahmen über die Bühne. So feierte es seine Premiere im Stuttgarter Club Rocker 33. Vor drei Jahren gastierte SEMF in der Freiluftbühne Killesberg, die letzte Auflage fand vor einem Jahr im Eisstadion Wernau statt.

SEMF: Ein Sternenhimmel für die Messehalle

Die für dieses Jahr als Weltpremiere angekündigte "Freiluft-Veranstaltung in einer Halle" soll mit Hilfe aufwendiger Projektflächen funktionieren.

Hochleistungsprojektoren sollen einen "echten" Sternenhimmel an die Hallendecke auf den Fildern werfen, erläutert Hebdank. Das Bildmaterial stamme original vom Weltraum-Teleskop Hubble. Für Clubatmosphäre in der Riesenhalle sollen auch Leinwände an den Wänden sorgen, über die schöne Landschaftsbilder laufen. 2000 Quadratmeter kargen Betonboden wollen die Veranstalter zudem mit Rollrasen auslegen. "Die Leute können die Picknickdecke mitbringen, um darauf auszuruhen", schildert Hebdank die Idee. Künstler aus den Stuttgarter Wagenhallen wollen mit ihren Werken zusätzlich die Ausstellungswelt verschönern.

Zwischendurch mal Pause machen empfiehlt sich absolut. Bereits um 18 Uhr beginnt das Musikprogramm, das offiziell erst am nächsten Morgen um 8 Uhr enden soll. International in der elektronischen Musikszene bekannte Namen wie Booka Shade, Miss Kittin, Felix Kröcher und Laserkraft 3D sollen laut Veranstalter "die Menge in Ekstase versetzen".

Kaum weniger aufregend werden Nachwuchs-Plattenkünstler auf den zwei weiteren Bühnen agieren, die in den Foyers der Landesmesse und des Internationalen Kongresszentrums stehen. Wer danach noch kann, den befördern am Sonntagmorgen Shuttle-Busse zu drei Aftershowpartys in den Innenstadt-Clubs Rocker 33, Club Toy und Romy S.

SEMF-Veranstalter erwarten ein ausverkauftes Haus

"Wir haben bereits 2000 Tickets verkauft", sagt Südwind-Mitarbeiter Hebdank, der erwartet, dass das Festival bei Eintrittspreisen von bis zu 55 Euro spätestens an der Abendkasse ausverkauft sein wird. Dafür sprächen auch die über 700.000 Klicks, die man auf der Facebook-Seite des Festivals gezählt habe. Aufgrund der Facebook-Statistik erwarte man Musikfans aus ganz Deutschland und dem angrenzenden Ausland. Dass der französische Electronic-DJ David Guetta mit seinem Album "Nothing But The Beat" zurzeit die Hitparaden stürmt, dürfte den Ansturm auf das Stuttgarter Festival zusätzlich beflügeln.

Aus Sicherheitsgründen ist die Besucherzahl jedoch auf 10.000 Musikfans gedeckelt. Nach den tragischen Ereignissen bei der Loveparade in Duisburg im Juli 2010 mit 19 Toten sind die behördlichen Auflagen für Großveranstaltungen verschärft worden. Beim SEMF-Festival müssen sich die Veranstalter deshalb auch an Belegungszahlen für einzelne Bereiche halten. So dürfen sich in der Messehalle 1 maximal 8000 Personen gleichzeitig aufhalten. "Wir werden dies mit Personenzählern an kritischen Punkten genau überwachen", verspricht Hebdank.

Zwei Sicherheitsbereiche vor der großen Bühne sollen Massengedränge verhindern. Auch in einem anderen Bereich arbeiten die Veranstalter nach eigenen Angaben eng mit den Ordnungsbehörden zusammen. So habe die zuständige Esslinger Polizei bereits angekündigt, vor der Veranstaltung mit Personenkontrollen auf der Autobahn nach Partydrogen fahnden zu wollen.

"Ich finde alles ganz spannend", sagt Messegeschäftsführer Ulrich Kromer. Prominente Unterstützung bekommen die Stuttgarter Elektronik-Partygänger bereits aus dem Berliner Reichstag. In einem langen Brief an seine Parteikollegen im Stuttgarter Rathaus wirbt der Stuttgarter CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann für ein klares Bekenntnis des gesamten Gemeinderats zum Festival, es "als kostbares Gut der Jugendkultur anzuerkennen" sowie die in der Region "stark vertretene elektronische Clubmusik-Kultur als wichtigen Bestandteil der hiesigen Kulturszene zu betrachten". Gerade nach dem Aus der Hip-Hop-Open auf dem Cannstatter Wasen biete das SEMF die Chance, Stuttgart in der alternativen Musikszene wieder weltweit bekannt zu machen. "Ab und zu höre ich selbst gern elektronische Musik", verrät Kaufmann und verspricht, das Festival selbst besuchen zu wollen. Bei den Christdemokraten gehört er damit wohl zu den absoluten Exoten.