Die Ebola-Hilfe der Bundeswehr läuft an. Ministerin von der Leyen ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Truppe. Foto: dpa

Die Bundeswehr startet heute ihren ersten Ebola-Hilfsflug nach Westafrika. Rund zehn Tonnen Material soll eine Frachtmaschine vom Flughafen Köln/Bonn nach Dakar bringen.

Die Bundeswehr startet heute ihren ersten Ebola-Hilfsflug nach Westafrika. Rund zehn Tonnen Material soll eine Frachtmaschine vom Flughafen Köln/Bonn nach Dakar bringen.

Köln - In der senegalesischen Hauptstadt will die Bundeswehr einen Lufttransportstützpunkt einrichten. Von dort aus soll später eine Luftbrücke nach Monrovia in Liberia eingerichtet werden. Liberia ist mit über 3000 Fällen das am stärksten von Ebola betroffene Land. Senegal hat vor Wochen einen Erkrankten gemeldet, der inzwischen als geheilt gilt.

US-Präsident Barack Obama hatte gestern an die Weltgemeinschaft appelliert, geschlossen gegen Ebola zu kämpfen. Das Virus könne Hunderttausende Menschen töten, zu schrecklichem Leid führen und ganze Volkswirtschaften destabilisieren, sagte Obama vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York.

Heute soll es zur Ebola-Krise bei den UN ein Spitzentreffen geben. Die Epidemie wird am Rande der Vollversammlung auch Thema einer Konferenz der Außenminister aus den sieben wichtigsten Industrienationen (G7) sein. Deutschland hat dort den Vorsitz inne.

Auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, Rot-Kreuz-Präsident Rudolf Seiters und der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, wollen über weitere Schritte zur Ebola-Eindämmung in Westafrika informieren.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zeigte sich "bewegt und überwältigt" von der Hilfsbereitschaft von Soldaten und Zivilisten der Bundeswehr. Etwa 2000 Freiwillige meldeten sich nach ihrem Aufruf für einen Einsatz in den betroffenen Ländern. Jetzt müsse geklärt werden, welche Berufe die Interessenten hätten und wie ihr Impfstatus sei, sagte die Ministerin. Benötigt werden Ärzte, Pfleger, Techniker und Logistiker. Von der Leyen hatte am Montag zur Hilfe in dem westafrikanischen Krisengebiet aufgerufen.

Steinmeier sieht Fehler bei der Einschätzung der Seuche

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sieht Fehler bei der anfänglichen Einschätzung der Seuche. "Ich verstehe jeden, der sagt, die internationale Staatengemeinschaft tut nicht genug", sagte Steinmeier in New York. "Wahrscheinlich ist der Vorwurf auch richtig, dass wir auf die Größenordnung der Epidemie nicht wirklich vorbereitet waren." Umso wichtiger sei nun, "dass alle Staaten ihren Beitrag leisten, um der Ausbreitung der Epidemie so gut wie möglich Herr zu werden".

Laut einer Mitteilung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Donnerstag sind bis zum 21. September 2917 Menschen an der Krankheit gestorben. Die Zahl der Infizierten in Guinea, Liberia, Sierra Leone, Nigeria und Senegal sei inzwischen auf 6263 gestiegen. Am stärksten betroffen sei Liberia mit 1677 Todesfällen, gefolgt von Guinea (635) und Sierra Leone (597).

Während sich die Situation in Sierra Leone und offenbar auch in Liberia weiter verschärfe, scheine sich die Lage in Guinea zumindest vorübergehend stabilisiert zu haben. Trotzdem gebe es auch hier keinen Grund zur Entwarnung, erklärte die WHO.

Im Senegal, wo es bislang einen bestätigten, aber nicht tödlichen Fall gegeben hat, sind dagegen laut der Mitteilung in den vergangenen 21 Tagen keine neuen Verdachtsfälle hinzugekommen. In Nigeria, das bislang acht Tote zu beklagen hatte, ist der letzte bestätigte Fall am 5. September erfasst worden. Insgesamt gab es in Nigeria 19 bestätigte Erkrankungen und einen Verdachtsfall.

Nach WHO-Angaben haben sich 373 Menschen aus dem Gesundheitsbereich in Westafrika mit Ebola angesteckt, 208 sind gestorben.

Die Regierung in Sierra Leone hat unterdessen weitere Landesteile mit mehr als einer Millionen Menschen unter Quarantäne gestellt. Die Isolierung von drei weiteren Distrikten sei erforderlich, um die Seuche erfolgreich bekämpfen zu können, erklärte Präsident Ernest Bai Koroma in einer Radio- und Fernsehansprache.

Die Bewohner der beiden nördlichen Distrikte Port Loko und Bombali im Norden sowie von Moyamba im Süden dürfen die Grenzen ihrer insgesamt 12 Gemeindegebieten ab sofort nur mit Genehmigungen und über kontrollierte Straßenkorridore verlassen.

Ähnliche Einschränkungen gelten bereits für die Distrikte Kenema und Kailahun im Osten. Damit sind nun fünf der 14 Distrikte des Landes mit etwa zwei Millionen der rund sechs Millionen Einwohner von Isolationsmaßnahmen betroffen.

Am vergangenen Sonntag war eine dreitägige landesweite Ausgangssperre beendet worden. Dabei seien nahezu alle Haushalte von Helfern über Ebola aufgeklärt worden. Zudem seien neue Infektionsfälle erkannt und Familien überzeugt worden, Leichen von an Ebola gestorbene Angehörigen den Behörden zu übergeben, erklärte Koroma.

In Sierra Leone sind bislang laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fast 600 von nahezu 2000 Infizierten an Ebola gestorben.