Manchmal zügig, manchmal zwangsläufig hinter einem Laster verharrend: Seit fast zwei Monaten rollt der Verkehr auf der neuen Umgehung an Dunningen vorbei. Foto: Otto Foto: Schwarzwälder-Bote

Bilanz nach der ersten Phase mit der neuen Dunninger Umfahrung / Geschäfte spüren Rückgang

Von Corinne Otto, Josef Reichert und Peter Schönfelder

Dunningen. Lange wurde sie herbeigesehnt, jetzt rollt der Verkehr schon seit fast zwei Monaten über die Dunninger Ortsumfahrung. Die Stimmen nach der ersten Phase fallen unterschiedlich aus. Die Dunninger haben es jetzt auf jeden Fall ruhiger, mancher Autofahrer hat sich aber wohl ein wenig mehr Zeitersparnis versprochen.

"Wenn man einen Laster vor sich hat, dann braucht man genauso lang wie vorher ans Ziel", sagt ein Leser. "Mit Überholen ist da nicht viel", bedauert ein anderer. In der Tat: Mit einer langen durchgezogenen Linie in westlicher Richtung und mit einem Tempo-80-Limit hat die Straßenverkehrsbehörde Schnellfahrer – andere nennen es Raser – von vornherein ausgebremst. Gut erkennbar ist, dass das Überholverbot zunächst nicht so geplant war. Erst nachträglich – kurz vor der Einweihung der Umgehung – wurde die Linie in der Mitte der Fahrbahn durchgezogen. Die neue Straße ist durch ihre Erhebungen und Kurven doch unübersichtlicher, als vielleicht zunächst vermutet. Doch für den Großteil der Autofahrer dürfte die Umgehung die Fahrt quer durch den Landkreis schlichtweg bequemer machen. Und sechs Kilometer – so lange ist die neue Trasse – brauchen eben ihre Zeit.

Im Ort selber ist Ruhe eingekehrt. Die Blechlawine ist verschwunden. "Vorher hab ich mir immer genau überlegt, zu welcher Uhrzeit ich wohl am besten auf die andere Straßenseite zum Bäcker komme", sagt eine Dunningerin. Das ist jetzt vorbei. Und jeder hat mittlerweile wohl auch herausgefunden, ob er in Ost, West oder Mitte am praktischsten auf- und abfährt. "Hilfe, auf welcher Seite wohne ich eigentlich?", waren zu Beginn noch lustige Kommentare auf Facebook.

Eine private Zählung hat ergeben, dass nur noch um die 50 Prozent aller Fahrzeuge die Ortsdurchfahrt benützen. Bereits am Mittwoch, 27. August, wurden jeweils durch Aloysia Becht von 17 bis 18 Uhr, einschließlich Eschachstraße, 1486, und am Donnerstag, 28. August, ein Tag vor der Eröffnung der Umgehung, 1559 Fahrzeuge gezählt. Bei Zählungen am Donnerstag, 9. Oktober, und Freitag, 10. Oktober, also zwei Wochen nach Freigabe der Ortseinfahrten, waren es am Donnerstag 721, und am Freitag noch 607 Fahrzeuge. Auffällig sei besonders, so Aloysia Becht, dass der Lkw-Verkehr enorm abgenommen habe. Und bei Befragungen von Anwohnern der Ortsdurchfahrt gibt es Antworten wie: "Es ist viel ruhiger als vorher", "Man kann sogar über Nacht das Fenster schräg stellen". Und: "Man muss jetzt endlich nicht mehr so lang warten, bis man über die Straße kommt".

Aber auch die Autofahrer innerorts haben Vorteile, denn an den Kreuzungen wie am "Rössle", an der "Krone" oder bei der Gärtnerei Mauser-Mewes, kann man nun schneller einfahren.

Einen recht dramatischen Einbruch gab es allerdings am Anfang bei einigen Geschäften an der Ortsdurchfahrt, doch jetzt habe sich die Situation wieder verbessert, aber nicht aufgeholt, so die Antwort der Befragten.

Nüchtern fällt das Urteil von Henry Berger, Vorsitzender des Dunninger Gewerbevereins und Inhaber des Edeka-Geschäftes, aus. Er spricht von argen Einbußen: "Das war kein Sommerloch, das war zittern im Wald." Und der Umsatz sei noch lange nicht wieder da, wo er war, sagt er deutlich. Der klassische Durchfahrtkunde fehle jetzt, der Anteil der Stammkunden sei damit naturgemäß gewachsen. Zwar habe sich der Umsatz erholt, es reiche aber nicht, die Hände in den Schoß zu legen und abzuwarten. "Wir haben noch mal investiert", so Berger. Gerade werde ein Anbau für die Post erstellt, auch Lotto und Postbank werden einziehen. Im Laden sei die Bäckerei erweitert und der Bedienbereich stark verändert worden. "Wir müssen zeigen, dass Dunningen zum Einkaufen und mit seinen Dienstleistungen attraktiv ist", fordert Berger. Es gelte, Flagge zu zeigen.

Allerdings, so räumt er ein, sei das Bild nicht einheitlich. Während einige sagten, dass es "gar nicht so schlimm" sei, hätten andere empfindliche Rückgänge zu verzeichnen.

Um als Gewerbeverein geschlossen aufzutreten, schwebe ihm eine Art "Dunninger Gutschein" vor, den man verschenken könne, und der von den Mitgliedern, egal in welcher Branche, eingelöst werde.

Die Kundenpflege werde an Wichtigkeit zunehmen, zeigt sich Berger überzeugt. Da habe der Gewerbeverein noch die eine oder andere Idee. Insgesamt blickt Berger für die Dunninger Geschäfte optimistisch in die Zukunft. Aber nichts, auch der Umsatz, komme von allein.

Bürgermeister Stephan Kröger hat hingegen nach eigenen Worten nur Positives gehört. Besonders der jetzt fehlende Schwerlastverkehr werde von den Bürgern als Erleichterung empfunden. Darin, dass die Geschäfte im Ort zeitweise Umsatzeinbußen hinnehmen mussten, sieht Kröger allerdings keinen Grund zur Sorge.

Jetzt komme es darauf an, weitere Erfahrungswerte zu sammeln, um bei der Umgestaltung der Ortsmitte (Sanierungsgebiet "Alte B 462") in die Erschließungsplanung einzusteigen. Dabei sei es wichtig, auch die Bürger und relevante Gruppen wie den Gewerbeverein einzubeziehen. Es gelte, die bereits vorhandenen Ideen zu sammeln und zu bündeln. Dies könne in Form eines Bürgerforums geschehen. Zudem möchte Kröger die Anwohner zu Investitionen im Sanierungsgebiet ermuntern. Immerhin könnten Zuschüsse beantragt werden.

Beim vorgesehenen Rückbau und bei der Umgestaltung der Ortsdurchfahrt soll die Ortsmitte belebt bleiben, ohne Handel und innerörtlichen Verkehr abzuwürgen. Dabei will Kröger den Blick auch auf Einzelaspekte richten, um zum Beispiel das gastronomische Angebot in Dunningen zu verbessern.

Die Ortsumgehung biete große Chancen, jetzt gelte es, die Gelegenheit beim Schopf zu packen, zeigt sich der Bürgermeister überzeugt.