Hamlet und Laertes kämpfen mit vergifteten Degen und sterben beide. Foto: Vollmer Foto: Schwarzwälder-Bote

Hamlet auf dem Kirchplatz wollen 120 Besucher sehen

Von Hanni Vollmer

Dornhan. Was gibt es Schöneres als ein Theaterstück an einem lauen Sommerabend unter freiem Himmel? Aber in diesem Sommer schlägt das Wetter seine Kapriolen. Am vergangenen Samstag hoffte das Ensemble vom Zimmertheater Rottweil und der Kulturausschuss von KKF trotzdem, dass Shakespeare's Hamlet auf einem trockenen Kirchplatz aufgeführt werden konnte. Bis kurz vor Spielbeginn regnete es noch. Vorsorglich kamen die über 120 Besucher mit warmen Decken, Anoraks und Capes bestückt. Denn Danielle Strahms subtile, thematisch verdichtete Inszenierung ist Freilichttheater, nicht für eine Aufführung auf der Bühne gedacht. Mag die neue Stadthalle noch so schön sein. Und irgendwie passten Bangen und prüfende Blicke gen Himmel gut als Einleitung zum Stück. Pünktlich um 20 Uhr, zu Hamlets philosophischen Gedanken über das "Sein oder Nichtsein" und die menschliche Existenz im Allgemeinen vor dem Hintergrund einer Königsmordgeschichte, hörte es zu regnen auf. Das Publikum konnte den zwiegespaltenen, nicht heroischen Hamlet, hervorragend von Tobias Fend dargestellt, ohne Regen genießen. Mit seiner Unentschlossenheit, der Flucht in den vorgespielten Irrsinn bot er seinen Gegnern Nährboden für gewaltige Machenschaften, in die Hamlet's Mutter Gertrude und die unerfahrene junge Ophelia einbezogen waren. Kristine Walther spielte diese beiden unterschiedlichen Rollen hervorragend. Patrick Hellenbrand, präsent als machtbesessener Claudius und Ralf Schneckenburger als der geschwätzige, mit Weisheiten um sich werfende Polonius, Vater von Ophelia und Laertes, haben sich sehr gut in ihren Rollen bewegt. Bastian Thurner malte den rachelustigen Laertes expressiv, und Arwid Klaws zeigte sich unerschütterlich treu als Hamlet's Freund Horatio. Klaws und Thurner schlüpften zudem noch in die Rollen der übereifrigen Höflinge Rosenkranz und Güldenstein. Bei Horatio's ängstlicher Bemerkung: "Da ist was faul im Staate Dänemark" begann es kurz zu nieseln, hörte aber wieder auf bei Hamlet's Gedanken über Tod und Schlaf. Und langsam näherte man sich dem Schluss mit einer Szenerie übersät mit Toten, Handlungsraum für die beiden Totengräber (Klaws und Thurner). "Der Rest ist Schweigen", so Hamlet. Nur sein Freund Horatio überlebt. Die Aufführung mit vielen eindringlichen Szenen, in denen die Schauspieler ihre hervorragenden Fähigkeiten unter Beweis stellten und in denen das Publikum die schöne Sprache Shakespeare's in ihrer stilistischen Vielfalt mit allen Zwischentönen genießen konnte, war ein besonderes Erlebnis. Und, man glaubt es kaum, das Wetter hielt dann bis zum Schluss.