Die Schüler des Technischen Gymnasiums bei der Besichtigung des Wasserkraftwerks in der Kläranlage in Waldshut-Tiengen. Jetzt wollen (von links) Jonathan Bäurer, Louis Frank, Niklas Wiehl, Ruben Heim, David Buri, Pascal Bayer, Florian Haser, Manuel Sumser, Urs Bogenschütz, Johannes Klenko ein Kraftwerk in der Donaueschinger Kläranlage einbauen. Foto: Schule Foto: Schwarzwälder-Bote

Projektidee: Zwölftklässler des Technischen Gymnasiums stehen an der Schwelle von Theorie zu Praxis

Allein lernen fürs Abitur, das war Schule von gestern. Mit immer mehr Projekten führen Schulen ihre Schüler mit dem vermittelten Wissen an die Praxis außerhalb der Schulmauern heran.

Donaueschingen (gvo). Mit einer besonderen Projektidee schlug der Zwölfer-Jahrgang des Technischen Gymnasiums an den Gewerblichen Schulen mit der quasi selbst gebauten Solartankstelle, verbunden mit einem Carsharing-Modell für Bürger und Schüler im vergangenen Jahr bundesweit Wellen.

Angespornt von diesem Erfolg haben zehn Schüler der jetzigen 25 Zwölftklässler ein neues Projekt angeschoben: ein kleines Wasserkraftwerk, das mit gereinigtem Wasser der Donaueschinger Kläranlage Strom produzieren und ins Netz einspeisen wird. Zur Realisierung werden jetzt Sponsoren gesucht.

Die zehn Schüler um ihren Lehrer Markus Duffner sind in ihren Planungen schon weit fortgeschritten und stehen an der Schwelle von Theorie zu Praxis: Effizienzberechnung, Konstruktion, möglicher Einbauort oder Stromeinspeiseerlaubnis mussten im Vorfeld geklärt werden. In Gesprächen mit Bürgermeister Bernhard Kaiser und Klärwerkschef Martin Eschenhagen wurde die Projektidee vorgestellt. "Inzwischen hat die Stadt die Genehmigung erteilt, dass wir die Turbine in den Rücklaufkanal einbauen und den Strom einspeisen dürfen", sagt Schüler Louis Frank. Die Idee vom kleinen Kraftwerk brachte Seminarkursleiter Markus Duffner aus Waldshut-Tiengen mit. Das dortige Klärwerk produziert über Wasserkraft, Sonne oder Faulgase schon fast so viel Strom wie zum Betrieb der Anlage benötigt wird. Auch in der Donaueschinger Anlage des Gemeindeverwaltungsverband wird schon sehr viel Strom produziert, der die Betriebskosten senkt. Rund drei Millionen Kilowattstunden werden hier jährlich für den Betrieb benötigt.

Nur einen Bruchteil, etwa 2000 Kilowattstunden, wird die Turbine pro Jahr produzieren können. Ursprünglich hatte man sich mehr erhofft, aber das Gefälle des Abflusskanals sei einfach zu niedrig. Angetrieben wird das künftige Schaufelrad von durchschnittlich 230 Liter Wasser, die hier pro Sekunde geklärt in die Donau geleitet werden. Auf der Baar hätte es mit Sicherheit Bäche mit mehr Durchfluss und Gefälle gegeben, aber eine Genehmigung für den Einbau in einem öffentlichen Gewässer hätte man nicht so einfach bekommen, erzählen die Schüler. Dann hätte man zudem die Fischwanderungen bei der Konstruktion berücksichtigen müssen.

Die Anlage dürfte zwischen 5000 und 7000 Euro kosten. Für die Realisierung noch vor den Sommerferien sucht der Seminarkurs nun Sponsoren. Anschließend würde man die Anlage am liebsten vermieten. Mit einer Flugblattaktion werden die Schüler demnächst weitere Werbung für ihr Projekt machen.

Die Schüler hoffen natürlich, dass die ganze Arbeit, die sie investieren letztlich auch Früchte tragen wird. Der Einsatz wird sich aber zumindest schulisch lohnen. Denn die Teilnahme an einem Seminarkurs dieser Art wird ihnen beim Abitur in einem Jahr das fünfte Prüfungsfach ersparen.

Der Erfolg mit der Elektrotankstelle hallt übrigens noch in dieses Jahr. Es wird am 20. Juni ein Symposium an den Gewerblichen Schulen geben, zu dem Vertreter von Schulen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kommen werden. Hier werden Projekte vorgestellt und Projektideen ausgetauscht.