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Steuerliche Gründe werden als Ursache angeführt

Stadtvertreter oder Ortsvorsteher betonen immer den hohen Stellenwert von hiesigen Musikkapellen und Chören als wichtige Kulturträger einer lebendigen Gemeinde. Erst jüngst beim Bürgerempfang hat dies OB Erik Pauly wieder unterstrichen.

Donaueschingen (gvo). Entsprechend unterstützt die Stadt die Vereine mit Zuschüssen, doch die reichen natürlich bei weitem nicht, den Vereinsbetrieb aufrecht zu erhalten. So dienen beispielsweise Konzerte nicht nur der Unterhaltung und Präsentation musikalischer Leistungen, sondern auch zum Füllen der Vereinskasse. Als Veranstaltungsorte dienen dabei meist städtische Hallen.

Siedlerchor und MV Grüningen haben Nachsehen

Eine wurde jetzt aus steuerlichen Gründen aus diesem Portfolio gestrichen: die Erich-Kästner-Halle (Foto oben). Dadurch wird der Musikverein Grüningen quasi heimatlos. Auch der Siedlerchor darf hier nicht mehr singen. Beide Vereine reagieren auf diese neue Regelung ziemlich verschnupft.

Die Stadt macht hierfür steuerliche Gründe gelten. "Für die Baukosten der Erich-Kästner-Halle wurde die Vorsteuer geltend gemacht. Deshalb unterliegt die Hallennutzung gewissen Einschränkungen. Die Nutzung im unternehmerischen und nichtunternehmerischen Bereich soll ein gewisses prozentuales Verhältnis aufweisen. Unter anderem ist die fünfprozentige Beschränkung bei der kulturellen Nutzung einzuhalten", erklärt Beatrix Grüninger, die Pressesprecherin der Stadt.

Und diese fünf Prozent seien mit der Nutzung der Halle am Musiktage-Wochenende mehr oder weniger ausgeschöpft. "Die Verwaltung hatte in der Vergangenheit sehr große Mühe, diesen zulässigen Anteil bei der kulturellen Nutzung einzuhalten, zumal die Nutzung im Rahmen der Musiktage bereits rund vier Prozent der kulturellen Hallennutzung in Anspruch nimmt. Deshalb konnten in der Vergangenheit auch nicht alle Vereinsanfragen positiv beschieden werden", erklärt Grüninger.

Zur Steuerproblematik und der Gerechtigkeit unter den Vereinen zählt noch ein weiterer Aspekt: "Die Stadt hat sehr schön sanierte Donauhallen und freut sich natürlich, wenn diese von den Vereinen für Veranstaltungen genutzt wird", sagt die Stadtsprecherin.

Mit den Donauhallen haben die Vereine aber so ihr Problem, auch wenn die Stadt ihnen zu den Mieten (siehe Info) Rabatte gewährt. Denn je nach Nutzung von Raum und Technik entsteht durch die Buchung ein erkleckliches Sümmchen, das man zudem nicht durch eine eigene Bewirtung kompensieren kann, da hier der Hallencaterer serviert.

Kritisch wurde die Stadtmitteilung von den Siedlerchormitgliedern registriert. Ihr nächstes Konzert wird in den Donauhallen stattfinden. Ganz so kampflos will der Grüninger Musikverein die Kästner-Halle nicht räumen. "Bezieht man die Kosten für die Probenwochenenden ein, bleibt uns bei einem Konzert mit Bewirtung in der Pause ein minimaler Gewinn von 150 Euro", sagt Julia Held, die geschäftsführende Vorsitzende. "Seit Jahren wird uns eine Halle in Grüningen versprochen. Diese wird jetzt gebaut. So lange könnte man uns doch noch in der Erich-Kästner-Halle weiter musizieren lassen."