Täglich ist die Zahl der wartenden Flüchtlinge groß, die in der Radiologiepraxis an der Donaueschinger Herdstraße per Röntgengerät untersucht werden. Nach organisatorischen Problemen tauchten am Dienstag um die Mittagszeit plötzlich rund 100 Flüchtlinge auf. Foto: Murat

Menschenauflauf in der Herdstraße sorgt für Großeinsatz. Polizei sorgt schnell für Ruhe. Juwelier schließt zur Sicherheit Laden.

Donaueschingen - Eine große Zahl von Flüchtlingen hat am Dienstagvormittag einen Polizeieinsatz mit rund 30 Beamten in der Herdstraße ausgelöst.

Zuvor hatten sich rund 100 Flüchtlinge im Flur einer radiologischen Praxis und vor dem Haus versammelt und auf die obligatorische Untersuchung gewartet. Weil sich etliche Flüchtlinge auch im Eingangsbereich des Juweliergeschäfts Herdstraße 13 gegen die Fensterscheiben des Geschäfts drängten, ließ Geschäftsführerin Maria Schafbuch ihr Haus schließen und die Polizei alarmieren, die, so Schafbuch, dann auch umgehend eingetroffen sei. Ursache der großen Menschenansammlung war wohl ein organisatorisches Problem.

Die Polizeikräfte sperrten kurzzeitig den Verkehr in der Straße, bis sich die Situation wieder normalisiert hatte. Die Lage habe sich dank des Polizeieinsatzes mit Dolmetscher nach 20 Minuten wieder beruhigt, meinte gestern der Security-Mann, der täglich im Treppenhaus der Radiologiepraxis buchstäblich den Verkehr hinauf zur Untersuchung regelt. Das Schmuckgeschäft blieb rund 90 Minuten geschlossen.

"Uns war es nicht mehr geheuer. Vielleicht sind wir hier im Juweliergeschäft etwas sensibler als andere, aber das ist doch zu viel gewesen", sagt Geschäftsinhaberin Maria Schafbuch. Sie werde die Sache aber auf sich beruhen lassen, im Wiederholungsfall werde sie sich allerdings bei den zuständigen Stellen beschweren, bei der Stadt und Gewerbeverein vorsprechen. Schließlich würden sich die vielen fremden Menschen täglich vor ihrer Tür eher geschäftsschädigend auswirken.

Um die Lage zu entspannen, habe die Polizei einen Großteil der Menschen aufgefordert, sich zu den Donauhallen zu begeben und zu warten, bis sie an der Reihe waren, hieß es gestern in einer Mitteilung der Polizei. Die Flüchtlinge seien dieser Aufforderung auch umgehend nachgekommen.

Markus Adler, Sprecher des Regierungspräsidiums, macht zwei Ursachen für die prekäre Situation vor der Praxis aus. In der Notunterkunft hänge eine Liste aus, in der sich die bereits registrierten Flüchtlinge für die radiologische Untersuchung eintragen. Es sei zu spät bemerkt worden, dass sich für den Dienstag mehr Flüchtlinge eingetragen hatten, als zu diesem Zeitpunkt in der Arztpraxis untersucht werden konnten. Zum anderen sei es dann auch noch zu einer Massendynamik gekommen: Die bereits auf der Liste vermerkten Flüchtlinge seien noch von weiteren Personen ohne Termin begleitet worden, so dass plötzlich etwa 100 Flüchtlinge gleichzeitig bei der Arztpraxis gewesen seien. Es habe, so Adler, bereits Gespräche gegeben, um solche Situation künftig zu vermeiden und die Koordination der Untersuchungen zu verbessern.

Auch der Security-Mitarbeiter, der den Zugang zur Praxis täglich regelt, macht organisatorische Fehler aus, die zur Menschenansammlung geführt hätten. Bislang habe es keinerlei Probleme gegeben. "Morgens kommen die üblichen Patienten, nachmittags die Flüchtlinge in kleineren Gruppen. Sie werden stets von der Notunterkunft von zwei Security-Leuten und einem Mitarbeiter von Caring Hands, dem Betreuungsunternehmen der Flüchtlingsunterkunft, begleitet. Pro Stunde werden 25 Personen geröntgt", schildert der Security-Mann den täglichen Ablauf. Er sagt aber, dass regelmäßig Flüchtlinge aus den Unterkünften in Villingen und Schwenningen nach Donaueschingen kämen. Da sei bei der Koordination wohl was falsch gelaufen. Leider seien die Leute oft ungeduldig. Dies habe zudem für Spannungen am Dienstag gesorgt.

Bereits vor einer Woche hatte es am Dreikönigstag kleinere Menschenaufläufe gegeben. Rund 30 Flüchtlinge hatten sich vor dem Polizeirevier unter anderem über hygienische Verhältnisse in der Unterkunft beklagt. Im zweiten Fall versammelten sich nachts rund 30 Menschen an der Unterkunftspforte, weil das Internet ausgefallen war.

Info: Untersuchung

Die Röntgenuntersuchung ist Teil der Registrierung der Flüchtlinge. Nach der Ankunft in der Erstaufnahmestelle werden sie erkennungsdienstlich erfasst. Diese Erfassung wurde eigens in der Max-Egon-Straße vom Regierungspräsidium eingerichtet. Zwei bis drei Tage später folgt die radiologische Untersuchung. Auch aus Villingen-Schwenningen kommen Flüchtlinge zur Erfassung und Untersuchung in die Donaustadt.