Fest anziehen – und auf Sonne hoffen: Martin Hornoff bringt das erste von insgesamt 1535 Solarmodulen auf dem Dach des Reitstadions an. Auf dem Gelände laufen derzeit die teuersten Sanierungen in der Geschichte des Donaueschinger Reitturniers. Fotos: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Akkord-Arbeit im Schlosspark: Solardach nimmt Formen an, neue Wasserleitungen sind verlegt, Windschutz kommt

Von Steffen Maier

Donaueschingen. Donnerstagmittag diese Woche, kurz vor 14 Uhr, der spätere heftige Gewittersturm ist noch weit weg, die Sonne scheint. Martin Hornoff steht auf dem Dach des Donaueschinger Reitturnierstadions. Er hält einen Schraubenzieher in der Hand, grinst kurz und setzt an. Wenige Umdrehungen später ist’s geschafft: Das erste Solarmodul ist installiert.

Zusammengerechnet werden seit dem Bau des Reitstadions in diesem Jahr die teuersten Sanierungen in der Geschichte des Donaueschinger Reitturniers erledigt. Die Investitionssumme beläuft sich auf rund 1,1 Millionen Euro – aber die Ergebnisse sind für Otto Normalturnierbesucher nur an ganz wenigen Stellen direkt sichtbar.

Der dickste Batzen: Für rund eine Million Euro wird seit einigen Wochen das Dach des großen Reitstadions komplett erneuert. Zunächst haben Mitarbeiter der Firma Wolf die schwarzen, alten und giftigen Eternit-Platten abgetragen und durch Trapezblech ersetzt. Statt im dunklen Schatten sitzen Reitturnier-Besucher so im September erstmals in hellerem, freundlicherem Licht.

Dann kamen Martin Hornoff und seine Arbeitskollegen. Sie bepflastern die 2530 Quadratmeter große Dachfläche des Reitstadions mit 1535 Solarmodulen, die künftig Strom liefern sollen für umgerechnet rund 70 Haushalte. Dabei kommt ihnen ungemein zugute, dass ein gewisses Ereignis in Japan im März dieses Jahres gewisse Auswirkungen auf die Energiepolitik in Deutschland hatte. Nachdem der Investor, das Unternehmen NewiSolar, Ende Mai mit der Stadt Donaueschingen und dem Reitturnier-Veranstalter Escon die Sanierung und Solarisierung des Daches perfekt gemacht hatte, schien es noch, als müssten die Arbeiten ganz schnell abgeschlossen sein – spätestens bis Ende Juni. Schließlich war es beschlossene Sache der Bundesregierung, dass der Zuschuss für erneuerbare Energien, die sogenannte Einspeisevergütung, vom 1. Juli an gesenkt würde. Die Investition von 950 000 Euro (50 000 Euro zahlt die Stadt) rechnet sich für NewiSolar aber nur, wenn der erhöhte Satz bezahlt wird. Wegen Fukushima und der Energiewende blieb die erhöhte Einspeisevergütung über den 30. Juni hinaus bestehen – und Martin Hornoff und seine Kollegen müssen nicht mehr in Rekordzeit die Module anbringen.

Derweil wird nicht nur hoch droben auf dem Dach, sondern auch am oder besser im Boden des Reitstadions derzeit eifrig gearbeitet: Mitarbeiter des städtischen Wasserwerks erneuern dort die Wasserleitungen, die in den Stalltrakt führen. Bisher war es dort so, dass, wenn mehrere Reiter ihre Pferde gleichzeitig abduschten, nur noch jeweils kümmerliche Rinnsale aus den Schäuchen kamen. Künftig heißt es immer "Wasser – voll marsch" aus allen Rohren. Zusätzlich werden auch die alten Zinkleitungen im Tribünengebäude durch neue Kupferleitungen ersetzt. 47 000 Euro lässt sich die Stadt das kosten.

Während die Leitungen im Gelände in dieser Woche verlegt worden sind, wird auf dem Dach noch rund drei bis vier Wochen – spätestens bis zu den Windhundtagen am 6./7. August – gearbeitet. Der erste Strom soll Anfang August über die im vergangenen Jahr neu gebaute Trafostation ins Netz fließen, wie Bauleiter Wolfgang Walter gestern vor Ort sagte. Abschließend soll auch noch der neue verglaste Windschutz an den beiden Seiten der großen Tribüne erledigt werden.

Und dann kann auch endlich das Reitturnier losgehen.