Hans-Jürgen Meßmer vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) zeigt verschiedene Kartoffelsorten, die in Donaueschingen für eine mögliche Empfehlung im Jahr 2018 erprobt werden. Fotos: Simon Foto: Schwarzwälder-Bote

Landwirtschaft: Fünfter Kartoffeltag im Technologiezentrum / Klimawandel macht alten Sorten zu schaffen

Ein Teller dampfender Kartoffeln wird auf den Tisch gestellt. Es ist der zweite von insgesamt 15, die an diesem Tag in der Außenstelle des Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) in Donaueschingen serviert werden.

Donaueschingen (guy). Dass solche Mengen aufgetischt werden, liegt nicht etwa am immensen Hunger der Leute rund um den Tisch. Es ist Kartoffeltag im LTZ, und die Besucher probieren Sorten der Knolle, die eventuell irgendwann im Empfehlungssortiment des Regierungspräsidiums landen. Dann gibt es sie überall in Baden-Württemberg. Außerdem gibt es Fachvorträge sowie Tipps und Hinweise rund um den Kartoffel-Anbau. Immer orientiert an Problemen, die sich der Branche im Vorjahr stellten. Etwa ein Mittel gegen Keimbefall, das sich an ökologisch-biologischen Richtlinien orientiert.

Das Technologiezentrum beschäftigt sich mit neuen Sorten, kann aber nicht garantieren, dass die sich schließlich auch auf dem Markt etablieren werden: "Das ist schwierig. Die Leute fragen immer nach Granola", erklärt Hans-Jürgen Meßmer, Leiter der Außenstelle des LTZ in Donaueschingen. Die Sorte Granola ist eine alte. Bereits seit 50 Jahren wird sie in der Region angebaut, ist vielfältig, lässt sich für viele Speisen verwenden und schmeckt gut. Der Verbraucher kennt und fordert sie. "Nur leider verträgt sie die Folgen des Klimawandels nicht gut", sagt Meßmer. Das sei besonders 2017 ein Problem gewesen. Lange Trockenheit und dann viel Regen: Gift für die Knolle.

Dabei gebe es neue Sorten, die sich ebenfalls sehr gut eignen würden. Bis die sich etablieren, das dauere jedoch eine Weile und sei nicht einfach zu bewerkstelligen. "Viele sagen, wenn es keine Granola gebe, dann kaufen sie nichts", so Meßmer. Zudem sei man darauf bedacht, das Empfehlungssortiment eher konservativ zu halten: "Eine neue Sorte, etwa die Goldmarie, soll sich ja dann auch rund zehn Jahre halten", sagt er. Dass das funktioniert, dafür leistet das LTZ die Vorarbeit, sagt er: "Wir sind da quasi der staatliche TÜV für Kartoffeln und schauen, dass für die Landwirtschaft gesundes Pflanzengut zur Verfügung steht." Meßmer versteht sich auch ein wenig als Botschafter für die Kartoffel, macht bei Jugendlichen Werbung dafür. Die Leute essen weniger davon. Vor zehn Jahren lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei 65 Kilogramm, heute sind es 30. Auch die Anbaufläche der in Baden-Württemberg hat sich drastisch verringert: "Waren es früher noch 18 000 Hektar, sind es heute nur noch 5000", erklärt Meßmer. Das bleibe jetzt allerdings stabil: "Das sind spezialisierte Betriebe, die entsprechend investiert haben", sagt er, und ergänzt: "Ich denke, die Kartoffel wird in Zukunft wieder gewinnen und beliebter werden. Es braucht lediglich etwas Überzeugungsarbeit. Dabei ist sie so gesund."

Der ökologische Anbau von Kartoffeln macht derzeit etwa 15 Prozent des Marktanteiles aus. In der Branche spielt das jedoch eine immer größer werdende Rolle, die Nachfrage steigt. Jedoch ist ein entsprechender Anbau nicht mit jeder Sorte möglich, die es auch im konventionellen Bereich gibt. Das wird noch stark vom Kunden beeinflusst, der das auch für Sorten fordert, die nicht infrage kommen.