In Dobel ist Ende März die Volksbank überfallen worden. Der Täter ist mittlerweile offenbar geschnappt. Foto: Gegenheimer

Polizei verdächtigt 28-Jährigen, der auch Bank in Loffenau überfallen haben soll. Mit Kommentar

Dobel - Wer hat die Volksbankfiliale am 27. März auf dem Dobel überfallen? Der Täter war entkommen. Lange Zeit war darüber nichts zu hören. Doch die Polizei geht davon aus, den Täter zu haben – und zwar schon relativ lange.

Am Dienstag kam die Anfrage unserer Zeitung bei der Pressestelle des Polizeipräsidiums Karlsruhe. Dort lautete die Auskunft, dass der Täter wohl gefasst sei und wahrscheinlich auch für einen anderen Überfall infrage kommen könnte. Der Mann sitze in U-Haft. Der Sprecher verwies auf das Polizeipräsidium Offenburg.

Festnahme in Bad Herrenalb

Der dortige Sprecher Patrick Bergmann erinnert sich. Er verweist auf den Überfall auf ein Kreditinstitut im Kirchhaldenpfad in Loffenau im Landkreis Rastatt am 21. April. Diesmal war die Polizei wohl erfolgreicher. Nur zwei Stunden später gelang es den Beamten, einen Verdächtigen in Bad Herrenalb vorläufig festzunehmen. Und siehe da. Der Gefasste könnte auch den Banküberfall in Dobel begangen haben.

"Der Verdacht liegt nahe", sagte der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Offenburg, Patrick Bergmann, am Mittwoch auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. "Relativ zeitnah war der Verdacht da", fügte er hinzu.

Und weshalb wurde die Öffentlichkeit nicht gleich darüber informiert, dass es zwischen beiden Überfällen einen Zusammenhang geben könnte? "Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen", gab Bergmann als Begründung an. Es handle sich um ein laufendes Verfahren. "Die Ermittlungen erfolgen in enger Abstimmung zwischen den Polizeipräsidien Karlsruhe und Offenburg", fügte der Pressesprecher der Polizei hinzu.

Beim Überfall in Loffenau wurde ein tatverdächtiger Mann nach Angaben der Polizei dank aufmerksamer Zeugen schnell gefasst. Es verdichteten sich Hinweise auf einen möglicherweise vom Täter genutzten älteren BMW. Zeugen hatten das auffällige Auto und einen aus ihrer Sicht verdächtigen Fahrer unweit der Bank gesehen, so die Polizei. Diese Wahrnehmung sollte sich als Schlüssel zum Erfolg erweisen. Der Hinweis der Zeugen führte die Ermittler zu einem Anwesen in Bad Herrenalb. Hier entdeckten die Fahnder nicht nur das mutmaßliche Fluchtfahrzeug und den Fahrer des Wagens, sondern auch die mögliche Tatwaffe, die mit großer Wahrscheinlichkeit genutzten Maskierungsmittel und zumindest Teile des erbeuteten Geldes.

In englischer Sprachge Geld gefordert

In Dobel waren die Ermittler noch nicht erfolgreich. Dort hatte ein Mann mit einer Pistole den Schalterraum der Volksbank betreten und in englischer Sprache Geld gefordert.

Nachdem ihm Bargeld ausgehändigt worden war, sperrte er die Mitarbeiter in die Toilette und flüchtete in einem dunklen Kleinwagen, so die Polizei.

Kommentar: Es knirscht im Getriebe

Von Ralf Klormann

Stellen Sie sich vor, ein Räuber wird gefasst – und niemand erfährt davon, weil die Polizei die Presse nicht informiert. So geschehen bei jenem Tatverdächtigen, der im März die Bank in Dobel ausgeraubt haben soll – und nun, wie es scheint, bereits vor zwei Monaten gefasst worden ist. Erst eine Anfrage unserer Zeitung brachte diesen Erfolg der Ermittler ans Licht.

Ein Einzelfall? Leider nein. Oder haben Sie sich noch nie gewundert, warum zum Beispiel manche Unfälle in der Presse keine Erwähnung finden? Richtig: Weil es niemand mitgeteilt hat.

Erstaunlich daran: Bis zum 31. Dezember 2013 wurde der Kreis Calw mit Polizeimeldungen regelrecht verwöhnt; nahezu jeder Vorfall – und war es nur ein verbogener Spiegel nach einem Unfall – war den Ordnungshütern eine Nachricht wert. Ab dem 1. Januar 2014 änderte sich das schlagartig über Nacht.

Was war geschehen? Hatte sich der Kreis Calw plötzlich in einen Ort der Glückseligkeit verwandelt, an dem keine Verbrechen mehr geschehen und sich jeder an die Verkehrsregeln hält? Eine Gegend, in der alle höflich und freundlich zueinander sind? Wünschenswert wäre es.

Tatsächlich trat an diesem 1. Januar die Polizeireform in Baden-Württemberg in Kraft, bei der die 37 den Stadt- und Landkreisen entsprechenden Polizeidirektionen und Polizeipräsidien auf zwölf regionale Polizeipräsidien eingedampft wurden. In diesem Zug entstand das Präsidium Karlsruhe, das seitdem den Stadtkreis Pforzheim, den Enzkreis, den Stadt- und Landkreis Karlsruhe sowie den Landkreis Calw betreut.

Die damalige Landesregierung plante, mit diesem Schritt die Leitungsebene der Polizei schlanker zu gestalten und dafür mehr Personal "vor Ort" in den Revieren und Posten zu haben. Die Folgen waren jedoch weite Anfahrtswege zu Einsätzen und, wie zwischenzeitlich bekannt wurde, eine deutlich erhöhte Arbeitsbelastung für die Ordnungshüter.

Was sich auf viele Bereiche der Polizeiarbeit auswirkte, machte auch vor deren Pressestelle nicht Halt: Seit der Reform wird der Kreis Calw als Randgebiet des Polizeipräsidiums Karlsruhe mindestens gefühlt, eher aber auch in Wirklichkeit in Sachen Nachrichten stiefmütterlich behandelt – und die Bürger werden, außer bei schweren Verbrechen oder Unfällen, häufig nicht mehr informiert.

Eines muss an dieser Stelle deutlich hervorgehoben werden: Die Männer und Frauen, die in der Pressestelle der Ordnungshüter ihren Dienst verrichten, arbeiten so viel sie können. Sie trifft sicher keine Schuld.

Schuld war viel eher eine politische Entscheidung zur Zentralisierung, die sich nun als mangelhaft herausgestellt hat – nicht umsonst gibt es derzeit Überlegungen, die Polizeireform zu reformieren, die Strukturen aufzubrechen und unter anderem ein weiteres Präsidium in Pforzheim zu schaffen.

Unnötig ist das sicher nicht. Denn ob die Polizei über kleinere Unfälle oder dergleichen berichtet oder nicht, scheint im ersten Moment zwar unerheblich zu sein. Es zeigt aber: Es knirscht im Getriebe des Präsidiums. Und eine Veränderung tut Not. Sonst könnte es irgendwann dazu kommen, dass nicht nur die Meldung über einen Raub in der Versenkung verschwindet. Sondern im schlimmsten Fall auch der Räuber selbst.