Die neuen Unterstände bieten Schutz, sind aber nicht für die Aufzucht der Frischlinge geeignet. Fotos: Schmidt Foto: Schwarzwälder-Bote

Sauerei: Im Schwarzwildgehege sind Verbesserungen erforderlich / Veterinäramt und Gemeindeverwaltung

Die Umstände im Schwarzwildgehege sorgen in Dietingen weiter für Unfrieden. Tierschützer sehen das Wohl der Wildschweine gefährdet. Das Veterinäramt sucht jetzt gemeinsam mit der Dietinger Verwaltung nach Lösungen.

Dietingen. Wildschweine suhlen gerne in Löchern und fühlen sich sauwohl, wenn ihre Umgebung schlammig und dreckig ist, wird im Allgemeinen vermutet. Das Suhlen ist tatsächlich ein Teil der Körperpflege. Sie entledigen sich damit Flöhen und Zecken. Ebenso reiben sie sich gerne an Bäumen.

Wurden Suhl- und Schlammlöcher bislang als optisch ausreichend für die Tiere empfunden, hätten sich aus Tierschutzgründen die Anforderungen an ein Schwarzwildgehege inzwischen aber geändert, sagt der Leiter des Veterinäramts Rottweil, Jörg Hauser.

Das Gehege in Dietingen wird seit 44 Jahren betrieben. Den gesetzlichen Maßgaben wurde bis heute entsprochen, sagt Hauser. Und die Grundvoraussetzungen wären auch nach wie vor gegeben. Aber über Verbesserungen sollte nachgedacht werden. Das sehen auch einige Bürger Dietingens so, die sich wiederholt zu Wort melden.

Bestand zu hoch

Das Wildgehege sei "nach 44 Jahren Dauernutzung in einem völlig kahlen und wenig ansprechenden Zustand", zweifeln sie die artgerechte Haltung an. Der Bestand sei für die 2,4 Hektar große Fläche viel zu hoch. Für die Aufzucht der Frischlinge fehle es an Unterschlupfmöglichkeiten.

Bei der vergangenen Begehung (wir haben berichtet) sei versprochen worden, dass aufgrund des Überbesatzes ein Bestandsbuch geführt werden soll und die Gehegefläche für die Regeneration des Waldbestands halbiert werden sollte. Geschehen ist aus ihrer Sicht aber nichts.

Durch den Überbesatz sei das ganze Gebiet durchwühlt und durchpflügt. Die Freifläche, die anfangs Wiese gewesen sei, sei ein Dreckplatz, der im Sommer stinke und unansehnlich sei. In den ersten Jahren des Geheges sei diese Freifläche mit einem Weidezaun abgetrennt sowie Klee und Topinambur für die Herbstzeit angepflanzt worden. Das erfolge schon lange nicht mehr. Für die Tiere gäbe es keine Ruheflächen, weil es an niederen Bäumen, Büschen, Unterholz fehle. Das Wurzelwerk liege bei vielen Bäumen frei.

Für die artgerechte Haltung müsse zunächst der Bestand reduziert werden, sagt auch Hauser.

Schultes informiert

Derzeit hausen im Gehege 19 Wildschweine. Nachdem im April 26 gezählt wurden, die sich im Sommer noch einmal vermehrt hatten, wurden Tiere im September für das Fest des Musikvereins geschossen und Ende Oktober, Anfang November weitere kränkliche Tiere entnommen, die entsorgt wurden, informierte Bürgermeister Frank Scholz von bereits durchgeführten Maßnahmen.

Mit 19 Wildschweinen liegt das Gehege noch fünf Tiere über der vom Veterinäramt als verträglich eingestuften Zahl. Wobei diese Einschätzung nicht festgezurrt sei, sondern, laut Hauser, abhängig vom Besatz junger und alter Sauen betrachtet werden müsse.

Ungestörte Wurfkessel

Gehegewart Stefan Seimel kennt die Vorgabe. Doch finde er keine Abnehmer, zeigt er sich verzweifelt. Für Hauser aber eine absolute Notwendigkeit. Tiere in einem Gehege würden seit jeher der Lebensmittelgewinnung dienen. Die Vermarktung müsse geregelt sein: er will die Gemeinde für eine Lösung mit ins Boot holen.

Für eine vitale Gruppe in "der richtigen Zusammensetzung" müssten verschiedene Maßnahmen eingeleitet werden, die von der Gemeinde teilweise schon auf den Weg gebracht wurden, sagt Scholz. Für die Bachen und ihren Nachwuchs wurde etwa ein Unterstand aufgestellt.

Eigentlich ein Carport, sagt Hauptamtsleiter Matthias Barth. Zum Schutz vor Kälte sei der Carport für die Herde eine Verbesserung, teilt Hauser mit. Aber als Wurfkessel sei er ungeeignet.

In der Natur bauen sich die Bachen ihre Wurfkessel selbst. "Heimliche Orte" sollen es werden, in denen sie ungestört und nicht sichtbar ihren Nachwuchs zur Welt bringen wollten. Dafür benötigen sie lediglich Material. Kein Stroh, wie in der jüngsten Vergangenheit angeboten, sondern Reisigäste oder etwa einen umgestürzten Baum, den sie, unterhöhlt mit Zweigen, ausstatten könnten.

Die Gemeindeverwaltung zeige sich für die Verbesserungsvorschläge offen. Daher sei bereits ein Termin mit dem Veterinäramt anberaumt. Im Detail würden dann auch Konzepte zur Fütterung ausgearbeitet. Etwa, dass künftig mehrere Futterstellen angeboten werden müssten. Die jungen Sauen kämen sonst bei der Fütterung zu kurz. Sie bräuchten ein gesichertes und ausreichendes Angebot, während alte Sauen mäßig bedient werden sollten.

Wie Barth weiter informiert, wollten die Mitarbeiter der Gemeinde bereits einen weiteren Unterstand (Carport) aufstellen. Wurden allerdings von Keiler Charly daran gehindert, der aufgrund der Rauschigkeit einzelner Bachen eine Gefahr darstelle.

Tipps aus dem Schwarzwald

Über den Besprechungstermin mit dem Veterinäramt hinaus wurde auf Anraten des Amtes der Kontakt zu Mitarbeitern eines anderen Wildschweingeheges im Schwarzwald gesucht. Die Vorschläge für die Tierhaltung würden insgesamt aufgegriffen, um die Verbesserung der Tierhaltung zu erreichen, versichert Barth.