Tagesmütter protestieren in der Villinger Innenstadt. Foto: Huber

Es geht um einen Euro mehr. „Warum zahlt den die Stadt nicht?“ Nach ergebnislosen Gesprächen machten Tagesmütter ihren Unmut nun öffentlich und gingen am Mittwochvormittag auf die Straße.

Kurz vor 10 Uhr stehen einige Tagesmütter mit ihren kleinen Schützlingen in der Villinger Reitstraße, um auf das aufmerksam zu machen, was ihnen fehlt und was sie auch auf Schildern in die Fußgängerzone tragen. „Wir wollen Gleichberechtigung, wir wollen Wertschätzung.“

Und die Tagesmütter fordern das ein, was auf Empfehlung des Landesverbandes für Kindertagespflege bereits baden-württembergweit (fast) umgesetzt sei. Seit 1. Januar bekommen Tagesmütter pro Kind und Stunde 7,50 Euro statt bislang 6,50 Euro ausbezahlt. Lediglich VS mache da die Ausnahme, so die beiden Initiatorinnen Annette Marasco und Stefanie Mechler, und das wollen sie nicht länger hinnehmen.

Das Argument, dass der Landkreis nun für die Finanzierung zuständig sei, akzeptieren sie nicht: Es geht den Tagesmüttern um den Zeitraum zwischen 1. Januar und dem 30. Juni, „und da ist noch die Stadt zuständig.“

Pfeifen und Schilder

Während die meisten Kleinen gechillt in ihren Kinderwagen sitzen, dösen, in die Gegend schauen oder an ihrer Brezel kauen, kommen die ersten Trillerpfeifen zum Einsatz, werden Schilder in die Höhe gehoben. Und immer wieder steht die Frage im Raum: “Warum zahlt die Stadt den Euro nicht?“

Eine Dame, deren Enkel von einer der Tagesmütter betreut wird, hört aufmerksam zu. Sie versteht nicht nur die Anliegen und den Unmut der Frauen und (der wenigen) Männer, die sich in der Rietstraße versammeln. Sie kann auch sehr gut nachvollziehen, warum der Ruf nach Oberbürgermeister Jürgen Roth laut wird: „Wo ist denn der OB“, skandiert die Gruppe. „Warum ist er nicht da und erklärt sich?“, bemerkt die Frau. Abgesehen von den beiden Mitarbeitern des Kommunalen Ordnungsdienstes war kein städtischer Bediensteter zu sehen.

Passanten hören zu

Immer wieder bleiben Passanten an diesem Spätvormittag stehen, hören aufmerksam zu, geben ihre Kommentare ab. Bei der Kundgebung geht es aber nicht nur um „fehlende Wertschätzung und den fehlenden Euro“.

Erneut wird das zur Sprache gebracht, was in Villingen-Schwenningen ein Dauerthema ist: Die Kita-Plätze reichen bei weitem nicht aus, um die hohe Nachfrage zu decken. Was die Tagesmütter auch zu dem Fazit kommen lässt: „Ohne uns geht nix mehr.“ Und: „Was würde die Stadt denn machen, wenn es uns nicht gäbe?“ Vor Mittag war die Versammlung zu Ende, mit der Ansage: „Wir warten auf eine Antwort.“