Foto: Schwarzwälder-Bote

Auch wenn die Temperaturen der vergangenen Tage anderes vermuten ließen –

Auch wenn die Temperaturen der vergangenen Tage anderes vermuten ließen – morgen ist Erster Advent. Auch wenn der Calwer Weihnachtsmarkt schon wieder zu Ende geht – morgen ist Erster Advent.

Aber was ist das eigentlich "Advent"? Advent ist mehr als Glühweinduft und Kerzenschimmer, mehr als "Jingle Bells" und "Leise rieselt der Schnee".

Wenn Menschen sich zur Versöhnung die Hand reichen, wenn sie einen neuen Anfang wagen und den Hass überwinden, dann wird es Advent. Weil sie damit nämlich der Kraft der Liebe trauen, die in dem Kind von Bethlehem Mensch geworden ist.

Wenn Menschen ein offenes Herz haben sowie offene Hände und etwas abgeben von den guten Gaben, die sie empfangen haben, von unserem Wohlstand und dem guten Auskommen, dann wird es Advent. Weil dann etwas wahr wird und sichtbar: Dass wir als Menschenkinder alle Brüder und Schwestern sind, unter denen Gott in seiner Liebe keinen Unterschied macht, ob sie nun arm oder reich sind, angesehen oder verachtet.

Wenn Menschen aufhören, mit Waffen aufeinander loszugehen und sich zu Verhandlungen an einen Tisch setzen, dann wird es Advent. Weil sie damit nämlich dem Friedenskönig Jesus Christus eine Chance geben, der sanftmütig und auf einem Esel in Jerusalem eingeritten ist.

Wenn Menschen eine offene Tür haben, Erbarmen zeigen mit denen, die ihre Heimat verlassen mussten und nun Anschluss suchen bei uns, dann wird es Advent. Weil Gott selbst ein Fremder in dieser Welt geworden ist und Aufnahme gesucht hat mitten unter uns.

Advent – das heißt: Wir bekommen eine Ahnung davon, was es bedeutet, Schritt für Schritt, Kerze um Kerze, dem großen Licht entgegen zu gehen, das in Jesus Christus immer wieder neu unter uns aufstrahlen möchte.

Noch sind es vier Wochen, bis wir in der Heiligen Nacht die Botschaft hören: Für Euch ist der Heiland geboren, Christus der Herr. Zeit, um uns vorzubereiten. Zeit, um ihm Raum zu geben. In unserem Herzen und in unserem alltäglichen Leben.

Die Adventszeit ist Vorbereitungszeit. Zeit des Wartens. Eine Zeit voller Verheißungen. Und wer in ihr in den vielen kleinen Lichtern, die wir aufstecken, schon einen Vorschein sieht auf das große kommende Licht, der wird nicht ablassen zu helfen und zu teilen, zu lieben und sich zu erbarmen.

Vermutlich werden wir morgen in fast allen Kirchen miteinander singen: "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!" Aber wir wollen es nicht nur singen, sondern Wirklichkeit werden lassen: offene Türen, offene Herzen.

  Erich Hartmann ist Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Calw