Im Garten der Casa Rossa sollen sechs Eigentumswohnungen gebaut werden. Foto: Schnierle-Lutz

Im Garten von Hermann Hesses Casa Rossa in Montagnola werden Wohnungen gebaut.

Calw/Collina d'Oro - Und das ausgerechnet im 50.Todesjahr Hermann Hesses. Unruhe herrscht in Montagnola. Denn unterhalb der Casa Rossa, in der Hermann Hesse von 1931 bis zu seinem Tod 1962 lebte, werden sechs Eigentumswohnungen gebaut.

Dieses zur Villa gehörende Grundstück umfasst eine Fläche von rund 10.000 Quadratmetern und verfügt über eine tolle Aussichtslage. Widerstand gegen das Bauprojekt kommt vor allem von den Nachbarn. Diese, so vermuten Kenner der Verhältnisse in Montagnola, benutzen Hesse, um die Bebauung zu verhindern.

Zugleich geht nun in der Tat endgültig ein kulturgeschichtliches Erbe verloren, das, so der Calwer Hesse-Experte Herbert Schnierle-Lutz, erhalten werden müsste.

Auch wenn entlang der nahezu 400 Meter langen Grundstücksgrenze eine hohe Hecke den Blick auf das Areal verhindert, haben viele Hesse-Leser, die nach Montagnola gereist sind, versucht, einen Blick zu erhaschen.

Hesse hat dort Wein, Gemüse und Blumen angepflanzt. In "Stunden im Garten" schildert der Autor seine Empfindungen und Gedanken während der Gartenarbeit. "Ich teile meine Tage zwischen Studio und Gartenarbeit, letztere gilt der Meditation und der geistigen Verdauung und wird darum einsam betrieben", schreibt Hesse 1934 an seinen Neffen Karl Isenberg.

Auch in anderen Büchern gebe es wunderschöne Beschreibungen dieses Gartens, so Schnierle-Lutz. Vor diesem Hintergrund hätte die Fondazione Hermann Hesse schon etwas deutlicher darauf verweisen müssen, dass es sich um den Erhalt eines kulturgeschichtlichen Erbes handelt. Wie die Stiftung in einer Stellungnahme zu den Bauplänen schreibt, ist es nicht anfechtbar, wenn der aktuelle Besitzer von seinem Recht Gebrauch macht, das Grundstück zu bebauen.

Nach Auffassung der Fondazione hat 1966 die öffentliche Hand es versäumt, das Anwesen zu erwerben. Damals starb Hesses Witwe Ninon. Danach stand die Casa Rossa zum Verkauf und wurde von der italienischen Industriellenfamilie Pavese erworben.

Das Haus wurde umgebaut und erweitert. Zudem verschwand der namensgebende rote (italienisch: rosso) Anstrich. Die Casa erhielt damals eine weiße Farbe. Auch das Gartengrundstück bekam einen völlig anderen Charakter.

Hesses Zürcher Mäzen H. C. Bodmer wollte dem Schriftsteller 1931 Haus und Grundstück schenken. Dieser lehnte ab, weil er sich mit Besitz nicht belasten wollte. So bekamen Hermann und Ninon Hesse lebenslanges Wohnrecht.